Schweden: Skitour an der Erzbahn Kiruna
Von Kiruna aus bringt die Erzbahn das Eisenerz durch das Fjell zum nördlichsten Regelbahnhof Europas in Narvik.
Erzbergwerk und Start der Erzbahn Kiruna
Gestern sind wir ja nach dem Besuch im Eishotel Kiruna noch bis in die Stadt und haben da an der Kirche übernachtet. Schon da waren abends ein paar Nordlichter zu finden. Heute geht’s bei schönstem Sonnenschein raus aus Kiruna. Südlich das riesige Bergwerk mit den Gleisanlagen der Erzbahn Kiruna – Narvik.
Hier ist die Einfahrt der LKAB, des ortsbeherrschenden Bergbauunternehmens von Kiruna, wegen dem bald die ganze Stadt umgesiedelt wird.
Da werden die Arbeiter ja wieder ganz schön zu schleppen haben.
Wohnmobil-Stellplatz am Bahnhof Rautas bei Kiruna
Fahren immer an der Erzbahn Kiruna – Narvik entlang in Richtung auf die weißen Berge am Horizont. Hab als Tagesziel ein Naturreservat am Bahnhof Rautas unweit von Kiruna ausgesucht. Bei diesen Schneemengen kann ich aber den Bus nicht einfach irgendwo in eine Piste schieben, sondern brauche einen Stellplatz.
Da ist die Auswahl dann schon eingeschränkt. Hätte dazu gern freien Blick nach Norden und keine Lichtverschmutzung. Schließlich könnten wir bei dem klaren Himmel heute wieder Nordlichter sehen. 12:30 Uhr sind wir am Naturreservat Rautas Fjällurskog mit offiziellem „Rastplats“ für Wohnmobile.
Hier ist es genau richtig. Der breite Fluss ist zwar zugefroren, aber ich will ja zur Erzbahn Kiruna – Narvik. Und die ist gleich südlich der Straße. Wobei auf der Karte Süden oben ist.
Kann in der tiefstehenden Sonne gleich noch ein bisschen Strom tanken. Die kleine Anlage ist schön mobil, nicht groß und die Akkubox reicht zum autarken Laden von Handys, Kamera und Laptop. Hätte nicht gedacht, dass man mit dem faltbaren Solarpanel nördlich des Polarkreises noch einen Ladestrom von aktuell immerhin 60 W generiert.
An der 24-V-Bordanlage lädt die Akkubox zwar schneller, aber ich weiß gar nicht, ob das überhaupt zugelassen ist. Aber wenn ich zwei Solarpanels parallel dranhänge, dürfte die Input-Spannung ja noch höher sein. Egal, es funktioniert seit drei Jahren so. Während also das Solarkraftwerk läuft und die Kinder kochen, gehe ich spazieren. Auch wenn an der E10 die LKWs nur so vorbeidonnern, ist es wirklich schön hier.
Skitour an der Erzbahn Kiruna
Der Schnee ist aber so leicht und tief, dass ich auf einer Erkundung zur Erzbahn Kiruna – Narvik gleich bis über die Knie versinke.
Doch unterhalb der Brücke über den Rautasälven sehe ich unten im Schnee eine Motorschlittenspur. Der könnten wir doch mit den Skiern folgen. Aber erstmal klingelt mein Handy. Essen ist fertig.
14:00 Uhr geht’s los. Bin voll auf meine Motorschlittenspur unten am Fluss fixiert und führe den Skitrupp quer durch den Tiefpulverschnee dahin, ohne mal nach links oder rechts zu schauen. Kann zwar mühsam voranstapfen, aber hinter mir versinken trotzdem alle im tiefen Schnee. Skifahren quer durchs Fjell ist nicht leicht.
Nach 15 Minuten sind wir unten bei ein paar kleinen Hütten und können jetzt die Schneemobilspur nutzen.
Es ist traumhaft, in der Abendsonne mit den Skiern durch den weichen Schnee über den zugefrorenen Fluss zu laufen. Abendsonne ist allerdings relativ. Die Sonne steht zwar ziemlich tief, aber es ist erst 14:30 Uhr.
Würde am liebsten gleich bis zum Torne durchlaufen, der von Abisko kommt und weiter nach Kiruna fließt.
Skitour zum Bahnhof Rautas
Dazu kommt es aber leider nicht, denn ich vermisse mein Portmonee. Hab ich das etwa im tiefen Schnee verloren? So ein Mist, das wäre wirklich blöd. Also alle zurück und suchen. Am Ende liegt das Portmonee noch im Bus. Puh, Gott sei Dank. Besuch ist mittlerweile auch eingetroffen.
Aber wo es jetzt gleich dunkel wird, will keiner noch mal mit. Schlage mich also alleine bis zur Erzbahn hinter der Straße durch. Tiefschnee ist mit den schmalen Langläufern echt kein Vergnügen. Dazu steht das Streckensignal zwar auf Grün, aber es ist kein Zug weit und breit zu sehen. Das wird wohl schwierig mit einem Foto von der Erzbahn. Wer weiß, wann wieder mal ein Zug mit Eisenerz vorbei kommt. Warte noch, aber mir wird schnell kalt.
Also wieder zurück, über die Straße und hinter dem Bus in den Wald. Und klar, genau als ich hier vor den Hütten stehe, höre ich auf der anderen Seite des Parkplatzes hinter der Straße die Erzbahn vorbeirattern. Hab aber keine Chance, da so schnell hinzufahren.
In den kleinen Hütten kann man übrigens sogar übernachten und muss nur irgendwie online seinen Obolus bezahlen. Bin jedenfalls schnell wieder da, wo wir umgedreht sind und fahre auf der Motorschlittenspur weiter ins Nichts hinein.
Hier hängt der Nebel so schön zwischen den Sträuchern in der Talsenke fest.
Dazu die rote Sonne. Wirklich sehr hübsch.
Bin schwer begeistert von der Atmosphäre beim Sonnenuntergang.
Sind das Wolfsspuren im Schnee? Waschbären?
Zumindest waren hier viele Rentiere.
Und dazu eine riesige Einzelspur. Vielleicht ein Elch?
Schließlich schlage ich den Bogen zurück zur Straße. Hier gibt es keine Skispur mehr. Nur tiefen Schnee. Dafür hab ich echt die falschen Skier an den Füßen. Höre aber, wie sich am nahen Bahnübergang Rautas gerade die Schranken schließen. Rase also quer durch den Tiefschnee und über die Straße dahin. Komme zwar für die beiden Loks zu spät, sehe aber noch die ewig langen Waggonreihen der Erzbahn Kiruna nach Narvik.
Geschafft. Noch ein Reiseziel ist abgehakt.
Kiruna – Rastplatz am Bahnhof Rautas | Schweden | 27 km | 2.562 km
Skitour an der Erzbahn Kiruna: Infos
- Die Erzbahn Kiruna ist die nördlichste Regelspurbahn Europas.
- Die wirklich nördlichste Eisenbahn führt von St. Petersburg nach Murmansk, hat aber die russische Breitspur.
- Infos zur gesamten Bahnstrecke der Erzbahn Luleå – Kiruna – Narvik: Wiki
- Der Rastplatz am Naturpark Rautas ist explizit für Wohnmobile freigegeben.
- 500-Wh-Akkubox (PowerOak AC 50, Dauerbenutzung seit 07/2020): Klick
- Anschluss- und leistungsmäßig passendes 100-W-Solarpanel (Jackery SolarSaga 100): Klick
Hab den Link bei den busfreaks gefunden. Tolle Reise. Wir waren gestern mit der MS polarlys auf den Lofoten und haben die ersten Nordlichter geknipst. Jetzt geht es weiter nach Norden. Grüße Jan und Tine
Ist bestimmt schön, mit der Hurtigruten zwischen den Lofoteninseln herumzukurven. Die Linie geht doch über Svolvær und dann an den Vesterålen vorbei, oder? Sieht man da Wale?
Ja, man kann wohl gelegentlich Wale sehen. Auf der nordwärts gehenden Tour war es da aber dunkle Nacht. Gerade ist das Wetter sehr bescheiden, ist aber auch ein Erlebnis.
Im Ofotfjord bei Narvik sind wohl keine Wale. Aber vor Andenes ist es gut.