Dolomitenbiwak 5: Kaulquappensuppe auf dem Schlern
Die Anreise für die 5. Dolomitenwanderung begann erst richtig, als wir am Freitag (09.10.2009) in Berlin in den Nachtzug nach München stiegen.
Sa., 10.10.2009: Aufstieg zum Schlern
Der Nachtzug war wunderbar und ließ uns eine halbe Stunde länger schlafen, sodass wir in München direkt in den Eurocity nach Brixen steigen konnten. Und schließlich hatte auch noch der Bus von Brixen in das wegen des Spatzenfestes überlaufene Seis 40 min Verspätung. Also liefen wir erst halb zwei in Kompatsch los und wanderten erst einmal zum Saltner, wo wir hastig zwei Portionen Kaiserschmarrn hinunterschlangen und uns gleich wieder auf den Weg machten – schließlich wollten wir noch 800 Höhenmeter bis hoch zum Schlernhaus überwinden.
Dazu fing es immer wieder an zu nieseln, so dass wir schließlich schon bald die Regensachen herauskramen mussten. Bald schon waren wir in den Wolken verschwunden und sahen nur noch auf dem Handy, wo wir waren (dank Apemap, Kompass-Karten und GPS). Erst als es schon dunkel wurde, kamen wir auf die Schlern-Hochfläche und erreichten mit beginnendem Starkregen den liebevoll eingerichteten Winterraum des Schlernhauses auf 2500 m.
Unter den beiden großen Jungs (2009 waren sie 10 und 8) ist heute noch die „Kaulquappensuppe“ (aka Tomatensuppe mit Nudeln) legendär, deren Wasser wir aus einem kleinen Teich schöpften, in dem sich noch Ende Oktober massenhaft Kaulquappen tummelten.
So., 11.10.2009: Zur Grasleitenpasshütte
Nach vollen 12 Stunden Schlaf weckte uns am Sonntagmorgen strahlender Sonnenschein.
Wir aßen die letzten Brötchen – natürlich mit Schokolade – und machten uns bei straffem Wind auf den Höhenweg hinüber zur Tierser Alpl-Hütte.
Auf dem Abstieg zur Hütte kam uns an einer Schmalstelle eine Herde Kühe entgegen. Ich dachte erst, die vordere Kuh wäre entlaufen und wollte sie aufhalten. Allein das Rindvieh ließ sich nicht beeindrucken. Also traten wir die Flucht an und brachten uns unter einer Felswand in Sicherheit.
Danach war der restliche Weg zur Hütte über und über von Kuhfladen bedeckt. Im Gegensatz zum Schlern herrschte an der Tierser Alpl-Hütte regelrechter Hochbetrieb. Aber wenigstens war so für das Mittagessen gesorgt.
Danach zogen wir die Klettergurte an und kraxelten hinauf zum Molignonpass. Von da aus sahen wir zwar schon den Grasleitenpass, davor war aber noch ein tiefer Kessel zu durchqueren – immer im Zickzack über die Geröllfelder unterhalb des Kesselkogels (3002 m).
Zu unserer Überraschung hatte die kleine Grasleitenpasshütte (2600 m) geöffnet. Die Jungs spielten noch eine ganze Weile draußen im Geröll. Danach spielten wir Skat, aßen Suppe und Pasta und gingen schlafen.
Mo., 12.10.2009: Schneesturm auf der Grasleitenpasshütte
Schon beim Blinzeln aus dem Fenster war am Montag irgendetwas anders als sonst: Erst dachten wir, es sei „nur“ Nebel, tatsächlich aber war es ein Schneesturm – zwar mit relativ wenig Schnee, dafür aber mit umso mehr Sturm. Also aßen wir in aller Ruhe unser Frühstück und warteten Skat spielend das Wetter ab.
Der Sturm wollte aber nicht nachlassen, so dass wir bei aufklarendem Himmel nicht wie geplant auf den Gipfel und dann zur Rosengartenhütte, sondern durch den Schnee und gegen den Wind hinab zur geschlossenen Grasleitenhütte stapften.
Von da an waren wir vor dem eiskalten Nordwind geschützt und stiegen immer am Fuß der Südwände des Schlern hinab zum Bärenloch und nach St. Zyprian.
Nach 1.550 Höhenmetern im Abstieg kamen wir 5 min vor Abfahrt an der Bushaltestelle an und fuhren hinunter nach Bozen.
Der Zug war voll und langsam – aber irgendwann waren wir dann doch in München.
Di., 13.10.2009: Nachtexpress nach Hause
Wir warteten noch ein bisschen auf den Nachtzug und fuhren wegen der nötigen Schlafverlängerung gleich nach Berlin. So waren wir schon ziemlich früh wieder zu Hause.