Spanien: Maximalstes Corona-Versteck
Früh um 07:45 Uhr weckt mich mein Vierter, der mit mir im Aufstelldach schläft, und zeigt den Sonnenaufgang. Blutrot steht die Sonne über dem Meer neben der Halbinsel Peniscola. Wir stehen beide auf und machen Fotos. Sehr hübsch hier oben in diesem gescheiterten Bauprojekt.
Die Fußwege sind fast schon wieder zugewachsen, und auch die in den Fels gesprengte Grube neben dem Bus wird wohl niemals bebaut werden. Dadurch haben wir nach dem gestrigen Corona-Polizeistress mit den Mossos genau das richtige Maß an Ruhe. Machen Frühstück und spielen lange Skat. Dann schaue ich mal, was ich zum Mittagessen kochen könnte.
Wie wäre es denn mit Eierkuchen? Alle beide stimmen zu, aber mein Standardessen missrät. Wahrscheinlich ist zu viel Eigelb in den Eiern. Hatte immerhin 9 Eigelb auf 6 Eier. Fehlt da vielleicht das Bindemittel? Kratze also die Eierkuchenreste zusammen, schütte die restliche Pampe dazu, rühre ein paar mal um und erkläre das zum Kaiserschmarrn. Nun ja.
Nach dem Mittag packen wir zusammen und fahren runter zum Meer. Dort gibt es am Fuß der Berge eine schöne Piste. Allerdings war da irgendein Schild mit einem roten Kreis drumherum, bei dem mir gerade die Coronamaske vor die Augen gerutscht ist. Weiß beim besten Willen nicht mehr, was da drauf stand. Aber so ein wegen Corona zumindest touristenmäßig fast ausgestorbenes Land hat eben auch Vorteile.
Unterwegs gibt es viel Steilküste mit so engen Serpentinen, dass ich den Fensterbus mit 3,70 m Radstand sogar ab und zu rangieren muss.
Übernachten im Wohnmobil ist an Spaniens Küsten zu normalen Zeiten immer so eine Sache, aber wo kein Wohnmobil, da kein Wohnmobil. Trotzdem setzen wir am Ende einer kleinen Nebenpiste die Abstandsregeln maximalst um. Ach, ich liebe RAL 6012 schwarzgrün. Müsste bloß mal das Aufstelldach auch noch so lackieren.
Und zack, zischen die Jungs mit den Schippen in der Hand ab zum Strand.
Endlich sind wir am Meer. Am Ziel. Hier würde ich ja bleiben, bis wir vertrieben werden. Allerdings sind die Jungs nicht so begeistert, da der Sand gar kein Sand, sondern ein Muschelbruch-Stein-Gemisch ist.
Interessieren sich aber für die Strandgeologie. Also für das wie Beton aussehende, zusammengebackene Geröll der Uferfelsen.
Obwohl die Sonne ordentlich wärmt, fegt ein kalter Wind an der Küste entlang.
Dafür ist es im Bus schön gemütlich. Tannengrün wäre aber auch nicht schlecht.
Und so gibt es am Abend ein üppiges Menü. Davor und danach angereichert mit Monopoly und einigen Skatrunden. Zwischendurch arbeite ich an der musikalischen Weiterbildung meiner Söhne und spiele immer mal wieder coole Sachen vor. Am besten fanden die Jungs den „Tag aus dem Leben eines Lehrlings“. Natürlich mit Luftgitarre und Begleitgesang. Zum Glück ist hier draußen in unserem Corona-Versteck wirklich niemand.
9 km | 2.211 km