Pisten in Bosnien-Herzegowina und Trubel um die alte Brücke von Mostar
Keine Zeit für Sarajevo. Doch die Altstadt von Mostar muss sein. Auch wenn der Besuch wie alles im Urlaub wesentlich länger dauert als geplant.
Ausweglose Pisten um Šenkovići
Natürlich musste es so kommen: Es kommt ein Pferdefuhrwerk und will an uns vorbei. Er ist aber ganz entspannt und macht erstmal ein Päuschen. Ich beräume derweil die Überreste des Pistenlagerfeuers. Frage mich sowieso, wie man so ein Fuhrwerk steuert.
Und dann kommt auch noch ein VW-MAN. Der hat wenigstens ein Lenkrad. Und kann es auch bedienen.
Trotzdem packen wir etwas schneller als gewohnt zusammen. Wer weiß, wer noch so alles an uns vorbei will. Also weg hier.
Theoretisch müsste die Piste weiter hinten abzweigen und auf einer größeren Straße enden. Also noch ein Stück weiter in die Berge hinein statt heraus.
Nach Šenkovići wird es enger, steiniger und schlammiger. Aber nicht besser. Die eingezeichnete Querverbindung scheint es nicht zu geben. Oder sie ist abgegattert. Wende auf der Kuhweide neben einem kleinen Häuschen.
Ein Abzweig. Vielleicht ist dieser Weg besser?
Nein, ist er nicht. Nur steiler. 4 Pferde vor uns beschleunigen. Herbstgestrüpp. Schön, aber kratzig.
Ich lande im ersten Gang. Kann jetzt nicht anhalten. Der Berg ist fast senkrecht. Kein Foto. Will nicht testen, ob ich hier wieder loskomme. Oben. Puh. Erst mal die Zwillinge auf Steine kontrollieren. Und dann weiter durchs Dorf.
Wieder zurück. Am erst ein wenig unterschätzen Klosterkirchlein vorbei zur Hauptstraße. Viele Einschüsse in der Hausfassade.
Wir sind unübersehbar immer noch in der Republik Srpska. Überall dominiert Rot-blau-weiß.
Sarajevo kommt auf die Warteliste
Doch dann ein Tunnel.
Und schon tauchen wir ein in die Dunstglocke von Sarajevo. Eine beeindruckend modern-alte Stadt. Schön gelegen. Viele Minarette. Aber zu groß für schnell mal besichtigen. Sarajevo kommt erst mal auf die Warteliste.
Hier ist der kroatisch-bosnische Teil Bosniens. Dementsprechend andere Losungen und Mahnungen an den Wänden.
Luxusraststätte auf der bosnischen Autobahn
Raus aus Sarajevo. Weiter nach Mostar. Autobahn. 5 km nach der Mautstelle eine einsame Luxusraststätte. Mein Jüngster zählt die ganze Mittagspause heimlich mit: In einer Stunde kommen 64 Autos vorbei, wovon 7 auf die Raststätte einbiegen.
Innen alles vom Feinsten. Bäder und Duschen im Homestandard. Nein, besser. Auch das WC wird offenbar mehr zum Putzen als zum Pullern betreten.
Ich will Trinkwasser holen. Mir wird umgehend der Kanister aus der Hand genommen und in der Küche mit heißem Wasser befüllt. Okay, fülle ich halt heißes Wasser in den Tank. Aber irgendwie ist es mir schon unangenehm, wenn sich 3 herausgeputzte Angestellte um meine Buswasserversorgung kümmern. Zumal wir nicht mal die angebotenen Sandwiches essen, sondern selbst kochen. Also belasse ich es bei den 10 Litern Wassernachschub. Doch es gibt eine Dusche. Auch hier nur Naturstein, Glas und Edelstahl. Ich kann die Mädels überzeugen, dass sie auf der ganzen Reise keine bessere Dusche bekommen werden. Na gut, dann eben jetzt duschen. Das Mittagessen ist fertig und wird eingeläutet (oder besser eingestimmt) vom Ruf des Muezzin. Alle sind begeistert. Mit den ganzen Moscheen und Minaretten ist es im bosnischen Bosnien schon ziemlich orientalisch.
Der Neretva-Durchbruch
Weiter nach Mostar. Noch 5 km blitzblanke, leere Autobahn und es geht wieder auf die Landstraße. Wieder 60iger Schnitt. Aber auch schön. So bergig, kurvig und abwechslungsreich.
Hohe Berge, enge Täler und grünblaue Flüsse. Kleine Dörfer, abenteuerliche Brücken und aufwändige Kriegergedenktafeln. Stau in Konjic.
Fahrt durch den beeindruckenden Neretva-Durchbruch.
Viele LKWs. Entweder relativ neue MAN. Oder alte Mercedes NG/LK/SK. Vor uns die ganze Zeit ein MB 1017. Eine ungarische Kolonne mit Mercedes G, MAN LX und Unimog 1300 kommt entgegen.
Die Altstadt von Mostar mit der altneuen Brücke
Und dann Mostar. Immer noch viele zerstörte Gebäude. Direkt im Zentrum. Aber es wird auch viel gebaut.
Rein in die westliche Altstadt um die Brücke. Oh, das wird zu eng. Rückwärts wieder raus. Zur Tankstelle gegenüber. 50 Liter mit Bedienung. Kann ich hier gleich stehen bleiben? Natürlich, gern. Wir sind im kroatischen Westteil von Mostar. Gut zu erkennen am Turm mit Kreuz. War das mal ein Minarett? Auch oben auf dem Berg ein riesiges Kreuz.
Im östlichen Teil von Mostar leben die Bosniaken unter echten Minaretten. Mostar ist heute eine streng geteilte Stadt.
Doch der Tourismus verbindet. Eisstände, Souvenirshops und asiatische Reisegruppen rund um die Stari Most. Hier im kroatischen Westen.
Das gleiche Bild im bosniakischen Osten: Kleine Gässchen, kleine Läden. Wir könnten auch in Italien sein.
Die berühmte alte Brücke, die eigentlich ganz neu ist, verbindet und trennt die beiden fremden Stadtteile. Im Osten (im Bild links) die muslimischen Bosniaken. Im Westen (rechts) die katholischen Kroaten.
Don’t forget but do forgive forever.
Sonnenuntergang. Eigentlich wollten wir ja essen gehen, aber die Brückenbesichtigung dauert wie eigentlich alles in diesem Urlaub wesentlich länger als geplant. Doch wir wollen noch ans Meer. Heute wirklich.
Es wird dunkel. Mein rechtes Abblendlicht ist wieder ausgefallen. Naja, wird schon gehen. Sind ja nur noch 80 km ans Meer.
Paradiesischer Süden von Dalmatien
Grenze im Dunkeln. LKW? Da links rüber. Ich warte. Und warte. Und warte. Der Herr kommt schließlich zu uns. Ein Blick in den Bus. Und plötzlich ist alles ganz easy. Ich hatte noch nicht mal alle Pässe beisammen, als der amtliche Wink kommt. Endlich Kroatien. EU. Lidl, DM und S.Oliver. Alles hell erleuchtet. Ist schon anders hier. Beziehungsweise: Es war ziemlich anders in Serbien und Bosnien. Noch ein paar Kilometer Serpentinen, und wir sind am Meer. Ein Campingplatz mit abenteuerlicher Zufahrt. Steile, enge Spitzkehren, vorspringende Mauern und überwuchernde Olivenbäume. Wenden in 5 Zügen. Alles ausklappen. Kinder ins Bett bringen. Und dann ein langer Strandspaziergang. Dieser Duft! Diese Wärme! Dieses Meeresrauschen! Wir sind am Ziel. Ein Traum.
Šenkovići – Sokolac – Sarajevo – Konjic – Podaca – Mostar – Metković – Podaca: 282 km / 1.620 km
Hier geht es weiter zum Bericht über die kroatische Nachsaison an der Adria.