25 Jahre Mercedes. Und nun?
Dieser Tage begehe ich im kleinen Kreis (also für mich allein) ein Jubiläum: Ich und mein Mercedes-Fimmel feiern Silberhochzeit. Zeit für eine Rückschau. Und für eine Neuüberlegung.
Mercedes Nr. 1: MB 407 D. Kurz, flach, weitgereist.
Es war vor genau 25 Jahren. 1992. Der VW T3 war verkauft. Und ich mit einem Bündel Bargeld in der Hosentasche unterwegs nach München. Mercedes-Bus kaufen. Also Kleinanzeigenblatt besorgt. Drei Busse angesehen. Zwei davon gepflegte Hallenfahrzeuge mit warmer Dusche, lang und hoch. Gekauft habe ich den von der Straße. Ohne Dusche, kurz und flach. Wahrscheinlich hatten es mir die Schiebetüren angetan. Nun gut, ich war jung und wollte den Bus. War lange Zeit mein Privatdomizil. Im Sommer und im Winter.
Und ich hatte fast jede Schraube in der Hand. Innenumbau. Motorausbau und -revision. Einbau einer 60% längeren Achse. Dennoch oder gerade deswegen war ich mit dem MB 407 D ungefähr 300.000 km unterwegs. Kreuz und quer durch Europa. Nach Marokko und in die Westsahara. In die Türkei, nach Syrien, Jordanien und ans Rote Meer.
Mercedes Nr. 2: MB 508 D. Lang, hoch, schnell.
1999. Eigentlich mein dritter Mercedes. Aber der zwischenzeitlich erworbene Ersatzteilspender, ein MB 406 D, zählt nicht. Die kurze Affäre mit einem LT28 Sven Hedin auch nicht. Also war der MB 508 D der Zweite. Schön ausgebaut, aber alles zu eng. Zuviel Schränke und Technikkram. Warmwasser im Bus. Irgendwie memmenhaft. Beim Wintercamping sowieso. Aber er lief perfekt – trotz der mitgekauften Achtzigerigerjahreaufkleber. Endlich LKW-Technik. Ölstand prüfen. Abfetten. Das war’s. Die 3,7-Liter-Maschine war um Welten besser als der kleine 240er im MB 407 D. Auf norwegischen Gebirgspässen genauso wie auf marokkanischen Pisten.
Mercedes Nr. 3: MB 200 D. Die Heckflosse. Einfach nur schön.
Nur war der MB 508 D nicht so recht geeignet, die Kinder in den Kindergarten zu bringen. Oder mal schnell zur Oma zu fahren. Also brauchten wir noch ein normales Stadtauto. Das war die Gelegenheit, eine Heckflosse zu kaufen und zu restaurieren. Was für ein schönes Auto. Lenkradschaltung. Durchgehende Sitzbank vorn. Durchgehende Sitzbank hinten. Ein Kofferraum, in den der Fahrradanhänger, ein Kinderwagen, das Reisebett und das sonstige Familiengepäck reinpassten. Also gleichzeitig natürlich. Ich habe die Heckflosse geliebt. Und trotzdem war der 200 D mein einziges Auto, in dem ich nie geschlafen habe.
Mercedes Nr. 4: MB 112 CDI. Vito F mit Aufstelldach. Der Großfamilienkleinbus.
Zum Vito ist eigentlich alles schon gesagt. Er ersetzte MB 508 und die Heckflosse. War gleichzeitig Reisemobil, Stadtauto, Familientransporter. Er lief und lief und lief. Und läuft mit 263.000 km immer noch. Grüne Plakette, sparsam, gut. Der ideale Großfamilienkleinbus.
Mercedes Nr. 5: MB 1124 AF. Das Expeditionsmobil ohne Expedition.
2014. Ich wollte aus verschiedenen Gründen einen richtigen Allrad-LKW haben. Also einen Mercedes gekauft, was sonst. Sanierung, Umbau, Ausbau in Eigenregie. Der MB 1124 AF wurde ein Traum-LKW. Nicht nur für mich: Wir waren ständig umringt von Interessenten. Und dabei war es doch nur eine kleine Doppelkabine mit einem normalen Wohnkoffer. Mir jedenfalls war das Allradmonster irgendwie zu oversized für „nur“ Europa. Auch fehlte mir das Busgefühl.
Mercedes Nr. 6: MB 711 D. Der Selbstbaukasten.
Das Fahrgestell des MB 1124 mit einem Busaufbau. Das wäre mal was. Aber so etwas gibt es nicht. Nicht fertig. Also erst einmal einen Fensterbus kaufen. Und dann selbst das Fahrgestell anpassen. Höhergelegt ist er schon mal. Ausgebaut. Umgebaut. Alles alleine. Das ist mein Bus, unser Bus. Der ideale Siebenschläfer. Und mittlerweile will ich gar keinen Allrad mehr nachrüsten. Der MB 711 ist doch so geländegängig genug. Zumindest für einen Bus dieser Größe. Aber wer weiß, was mich in einem Jahr reitet…
Mercedes Nr. 7 oder doch nur 7 Fahrräder statt des Vito?
Hmm. Der Vito muss mal ersetzt werden. Doch so langsam habe ich die Angebotspalette von Mercedes durch. Also zumindest, was coole Autos angeht. Wobei – ein oder zwei Exemplare fallen mir noch ein. Oder mal was ganz anderes? Vielleicht was elektrisches? Oder gar autonomes? Sollte ich noch warten?
Und im Prinzip reichen ja auch die 7 Fahrräder als Ergänzung zum MB 711. Naja, wir werden sehen.
Moin Tom,
dein Artikel, hat mich zum nachrechnen angeregt. Da hab ich meine Silberhochzeit im Herbst letzten Jahres doch glatt vergessen. Nun würde ich eigentlich sagen die liebe Mercedes hat es mir nicht übel genommen. Allerdings hat sie mir zu der Zeit (im 711er) auf dem Timmelsjoch mit Kühlmittelverlust doch einige Kopfschmerzen bereitet… Letztendlich hat es unsere Beziehung allerdings nur gefestigt: Die durchgescheuerte Kühlwasserleitung könnte einfach geschweißt werden… natürlich erst nachdem wir noch 1000km mit Nachfüllen nach Hause gefahren sind.
Bei mir waren und sind es 4 123er (alle OM 616), 2 124er 200D und 2 T2 Ln1 Kasten (507D und 711D). Aktuell 1 124er und der 711er.
Zu der Frage wie es weitergehen könnte, fällt mir die Antwort eines /8 -Fahrers ein auf die Frage, was er denn in 20 Jahren fahren wolle: „wieso /8 natürlich!“
– passt nicht ganz, aber ein Umstieg in die Elektronik erfüllt mich zumindest für ein wirkliches Reisefahrzeug noch mit Unbehagen.
…
schöne Seite immer wieder eine Inspiration…
Gruß
Frank
Auch ich habe etwas Unbehagen mit dem „neumodischen Teufelszeug“. Aber so ein kleines Autochen ist ja nicht für mich allein…