Marokko: Imlil, das Basislager am Djebel Toubkal
Obwohl wir auf unserem Weg nach Imlil direkt neben einer der Hauptverbindungsstraßen über den Hohen Atlas mitten auf dem Tizi n’Test standen, war es in der Nacht ziemlich ruhig.
Bei der Eiseskälte am Morgen ist es kaum vorstellbar, dass wir noch gestern in Taroudant mit T-Shirt bei 25°C unter Bananen- und Orangenbäumen gewandelt sind. Aber auch das ist Marokko: Im Tal herrscht drückende Hitze und oben auf den Bergen glitzert der Schnee weiß in der Sonne. Wir genossen noch ein wenig die Ruhe und spazierten ein wenig auf dem Pass herum.
Als sich die ersten marokkanischen LKWs ankündigten, kaltstarteten wir den Bus und rollten dann den schmalen Tizi n’Test hinunter.
Da wir ziemlich langsam fuhren, konnten wir das stetig wechselnde Panorama der Bergwelt voll genießen. Mich begeistern vor allem immer die an den Hang geklebten Dörfer, die sich meist ineinander verschachtelt um eine Moschee drängen. Und während oben am Pass die Hänge noch kahl und grau waren, wurde es unten im Tal schon merklich grüner.
In Asni bogen wir rechts ab und fuhren die Halbpiste nach Imlil hinauf. Das ganze Tal ist sehr fruchtbar und gut bewässert. Besonders schön ist der Kontrast zu den weißen Bergen im Hintergrund.
Die Piste endete in einem Kessel, aus dem schmale Zweigtäler herausführen, eines davon direkt an den Fuß des Djebel Toubkal, des höchsten Berges Nordafrikas (4.165 m). Und diese Attraktion ist auch die Wohlstandsquelle von Imlil: Überall wimmelt es von Fremden und Bergführern, Lasteseln und Bergsteigern. Aber der ganze Trubel und Kommerz bleibt aufgrund der exponierten Stellung in erträglichem Rahmen, da jeder hier weiß, womit und vor allem mit wem er sein Geld verdient. Und wir haben nun einmal keine bunten Gore-Tex-Jacken und Plastikschuhe an. Es ist nichts an uns, was auf große Bergabenteuer hindeuten würde – also werden wir kaum beachtet und haben unsere Ruhe.
Am späten Nachmittag unternahmen wir eine kleine Wanderung hinauf in die Berge.
Und auch hier bot sich das gleiche schöne Bild wie schon den ganzen Tag: Intensiv bewirtschaftete Flächen am Talboden, verschachtelte Dörfer an den kargen Berghängen und darüber die weißen Gipfel des Hohen Atlas.
Unter Zuhilfenahme unserer Straßenkarte im Maßstab 1:1.000.000 wanderten wir das Tal des Oued Rheraya immer weiter hinauf, bis wir eine schöne Kaskade fanden und zum Tagesziel erklärten. Damit wäre die „Akklimatisationstour“ schon einmal abgeschlossen.
Tizi n’Test – Asni – Imlil, 100 km / 193.960 km
[Am nächsten Tag sind wir dann noch einmal in Richtung des Djebel Toubkal aufgestiegen.]