Mibladen und Aouli: Mineralien aus Marokko selbst suchen
Heute früh sind wir nach einer heißen Nacht nach Mibladen aufgebrochen, um diese oder auch jene Mineralien aus Marokko anzuschauen und vielleicht sogar selbst zu finden. Am Ortsausgang war auf allen Wegen dichtes Gedränge, denn der sonntägliche Markt zog die Leute aus allen Dörfern der Umgebung an. Nach 10 km sahen wir links der Straße die ersten Gruben.
Mineraliensuche in Mibladen
Also fuhr ich querbeet zu den ersten Halden und parkte den MB 407 D unauffällig in einer Senke.
Aber es war nicht unauffällig genug. Bald kamen zwei Peugeot Pickups (Camionettes) und hielten uns keine schlechten Stufen vor die Augen. Ja ja, Mineralien aus Marokko sind berühmt. Warum sonst sollten wir gerade hier um Midelt auf dem freien „Feld“ herumfahren.
Ich konnte Ihnen aber glaubhaft versichern, dass wir keine Geschäftsleute sind, sondern solche, die sich ihre Mineralien selbst suchen wollen, auch wenn sie dann nicht so schön sind. Und sie haben das sogar akzeptiert. Berber sind eben doch sehr verständig.
Wir hämmerten also noch ein bisschen herum und haben uns dann mit einem Mann aus Mibladen unterhalten, der uns die letzte Abbautechnologie für Bleierze in Mibladen erläuterte. Das Ganggestein wurde zuerst grob nach Sicht aussortiert, in einem Pochwerk zerkleinert und anschließend mit Wasser getrennt. Das angereicherte Galeniterz (Bleiglanz) hat man dann exportiert. 1983, als die Grube schließen musste, arbeiteten an die 5000 Bergleute hier, da rein manuell abgebaut wurde. Das große Geld verdienten aber andere, die das Erz im Ausland verhütteten.
Die alte Bergarbeiterstadt Aouli
Wir unterhielten uns also gut, genossen die Stille und das herrliche Panorama des hohen Atlas. Nach einer Verabredung zum Abendbrot fuhren wir weiter in Richtung Aouli, einer anderen Bergarbeiterstadt. Die Straße wurde immer schlechter und zwängte sich dann in eine wunderbare Schlucht hinein, in der ein ziemlich ungebändigter Fluss (Oued Moulouya) sein Unwesen treibt, wie wir an den Zeichen vergangener Hochwasser an der stark unterspülten Straße sehen konnten. Vor einer Holzbrücke machen wir Mittagspause und ein kleines Schläfchen.
Das Bergwerk von Aouli selbst ist fast vollkommen verlassen, aber überall liegen rostige Zeugen alter Tage herum: Wasserleitungen, Loren, Gleise und andere Bergbaureste.
Und an den kargen Berghängen drängten sich die einfachen Hütten der Bergleute. Natürlich nebst Moschee.
Dort lernten wir auch noch Hicham kennen, den Sohn des Wächters der verlassenen Stadt. Bei ihm tranken wir Tee und aßen Kuchen, wonach er uns das kleine Örtchen zeigte. Auf dem Weg dahin wurde der Canyon immer schöner. Der Fluss hat sich hier tief in das Hochplateau geschnitten und an seinen Hängen streichen grüne und rote Kupferschichten aus, gesäumt von riesigen Halden weißer Kieselsteine.
Unten am Fluss drängten sich ein paar Lehmhütten und eine Hängebrücke überspannte die schmalste Stelle. Und genau dort schnitt ein Friseur die Haare der Kinder. Sehr idyllisch. Zudem lag über allem eine herrliche Ruhe.
Mineralien in Marokko kaufen?
Wieder bei Hicham zu Hause, kamen wir zum geschäftlichen Teil der Veranstaltung und sahen uns noch seine Sammlung von Mineralien aus Marokko und natürlich insbesondere aus Mibladen an. Wir schenkten ihm ein Bild des Königs Hassan II. und Salz, er uns drei kleine Stufen. Vor allem das Foto von Hassan hatte es ihm angetan, mit dem Salz allerdings wusste er nichts Richtiges anzufangen.
Um das Abendbrot sind wir mit der besten Ausrede überhaupt herumgekommen, die sogar gestimmt hat, zumindest diesmal. Wir hätten noch ein Treffen mit einem Freund.
Also bedankten wir uns für die Gastfreundschaft noch mit Schokolade für die Kinder des Hauses und schaukelten zurück nach Mibladen.
Danach fuhren wir mit dem MB 407 noch querfeldein an den Fuß eines markanten Berges, der natürlich auch noch bestiegen werden wollte.
Von der Erhebung aus sahen wir noch dem Sonnenuntergang zu und kamen dann schon fast im Dunkeln wieder zum Bus.
In Mibladen erwartete uns schon Hicham zur Suppe. Wir sahen uns das marokkanische Fernsehen und seine beachtliche Anhäufung von Mineralien aus Marokko an und brachen den Abend dann erneut mit der weltbesten Ausrede ab. Ich hätte nie gedacht, dass eine anderweitige Verabredung so eine Wirkung haben würde. Und tatsächlich war dann auch der Abend im Café sehr nett. Ein wunderbarer Urlaubstag also.
Midelt, 190.340 km
Am nächsten Tag machten wir uns dann auf einen Gewaltmarsch in den Hohen Atlas.