Ukraine / Krim: Sewastopol-Panorama und Museum
Heute konnten wir unsere Kinder zu einer Tour ins Stadtzentrum und vor allem zum Panorama von Sewastopol überreden. Ich glaube, dass die Zustimmung vor allem deshalb erfolgte, weil ich eine Fahrt mit dem Ausflugsboot versprochen habe, das jede volle Stunde direkt auf den Sandstrand auffährt und die Kinder schon gestern den ganzen Strandtag begeistert hat.
Vom Boot aus sieht man auch mal „unseren“ Obschtschestwennyy Pljasch Sewastopol in voller Schönheit. Wobei „Общественный Пляж Севастополь“ nichts anderes heißt als „öffentlicher Strand Sewastopol“.
Das ganze nördliche Sewastopol ist jedenfalls ein ewiglanger Sandstrand mit entsprechenden Hotels und Villen im Hinterland. Und dazwischen der wilde Campingplatz von Sewastopol.
In der großen Hafenbucht von Sewastopol liegen die russische und die ukrainische Schwarzmeerflotte vereint Seite an Seite. Hier die ukrainische Fregatte F130 Hetman Sagaidatschnij (Гетьман Сагайдачний).
Nach der Anlandung in Sewastopol aßen wir erst einmal zu Mittag. Dann spazierten wir die 3 km hoch zum großen Panoramagemälde und besichtigten nebenbei noch die Pokrovskiy-Kirche (Покровский собор), in der kurze Hosen zwar okay waren, aber alle Langhaarigen extra bereitgestellte Kopftücher aufsetzen mussten. Der Jüngste hat in der Zwischenzeit im Wagen geschlafen, sodass wir uns auch noch ausgiebig im Park rings um das Sewastopol-Panorama umsehen konnten. Neben Dutzenden Souvenirständen gibt es auch Springbrunnen und ein Denkmal für Graf Eduard Iwanowitsch von Totleben, den Verteidiger von Sewastopol 1855.
Nach dem Ende des mobilen Mittagsschlafs betraten wir das sowohl russische als auch ukrainische Nationalheiligtum und schlossen uns einer Führung an.
In diesem Gebäude befindet sich das noch unter dem Zaren geschaffene, gigantische Rundgemälde. Die inneren Außenwände stellen auf einer Länge von 115 m und einer Höhe von 14 Meter den letzten abgewehrten Angriff der Franzosen und Engländer vom 06.06.1855 dar. Danach ist Sewastopol gefallen.
Das Panoramagemälde von Sewastopol ist wirklich beeindruckend und wirkt durch den gestalteten Vordergrund vor dem Rundgemälde überaus plastisch. Das Pferd im nächsten Foto ist zum Beispiel gemalt und Teil des Panoramagemäldes, der Wagen und die Erdhaufen jedoch sind echt.
Auch die Faschinen im nächsten Foto sind zum Teil echt, zum Teil gemalt. Im Hintergrund übrigens die Bucht von Sewastopol mit dem Schwarzen Meer am Horizont. Von da sind wir heute gekommen.
Das monumentale Rundgemälde von Sewastopol ist natürlich ein Heiligtum, das von den Besuchern absolute Demut verlangt. Und entsprechend kritisch wurden wir von den Museums-Dominas beäugt, weil irgendeiner immer etwas Verbotenes gemacht hat: Abgesehen vom Herzrasen, dass 5 Kinder bei jedem Museumswächter verursachen, habe ich mit der Kamera UND mit dem Handy fotografiert, obwohl ich aber nur EINE Fotoerlaubnis gekauft hatte. Wir wurden also ständig streng, aber im Flüsterton ermahnt, uns ja anständig zu benehmen. Und so waren wir eigentlich ganz froh, wieder draußen in Freiheit zu sein.
In der kleinen, extra zu bezahlenden Ausstellung gab es dafür das volle Kontrastprogramm: Der sehr kleine Raum liegt völlig unbeachtet auf der Rückseite des Sewastopol-Panoramas und scheint trotz des Massenbetriebs im Rundgemälde so gut wie nie besucht zu werden. Entsprechend erfreut war die Aufpasserin über unseren Besuch. Sie hat die Kinder sogar in der für hiesige Lande gewohnt herzlichen Art ermuntert, alles anzufassen und zu untersuchen, sodass wir jedes Detail der Kanonenkugeln, eines Samowars und eines Winkelmessers ausgiebig studieren konnten. Die Frau war so froh über den offenbar seltenen Besuch abseits des Ruhm-und-Ehre-Panoramas, dass sie uns wohl am liebsten etwas mitgegeben oder das Buch zur Verteidigung von Sewastopol auch mal aus dem Kasten genommen hätte. Und so waren wir länger in diesem einen kleinen Raum als im gesamten Sewastopol-Panorama.
Draußen liefen wir durch den Souvenirrummel zurück zum Hafen und haben dort über eine Stunde sinnlos auf unser Motorschiff gewartet, das aber nicht kam. Stattdessen sind wir mit Einbruch der Dunkelheit mit der Autofähre über die Bucht von Sewastopol übergesetzt, um wenigstens in die Nähe des Zeltplatzes zu kommen.
Auf der anderen Seite mussten wir dann doch nicht laufen, sondern konnten mit einem zum Bus umgebauten Sprinter die restlichen 2 Kilometer bis zu „unserem“ Strand fahren. Trotz der langen Stadtwanderung stieg in einer Disco dann noch eine große Party.
Ukraine, Krim, Sewastopol (Севастополь)
Doch morgen werden wir sicherlich nicht vom Strand wegkommen.