Schweden: Reifenplatzer am Wohnmobil
Bei der sommerlichen schwedischen Morgensonne hätte ich nicht gedacht, dass ich heute einen Reifenplatzer am Wohnmobil erleiden würde. Aber wann rechnet man schon damit? Auch heute früh waren wir bei schöner Sonne, aber straffem Wind noch einmal völlig ahnungslos in der ziemlich kalten Ostsee baden.
Dann klappten wir die ganzen Bettstellen zusammen und starteten auf unserem Weg nach Norden. Natürlich erst nach einer ordentlichen Abfahrtskontrolle vor allem der Reifen, sobald ich wieder auf dem Asphalt stand. Das mache ich (mindestens) nach jeder Geländestrecke, auch wenn es nur so ein kleines Stück Strandpiste ist.
Zum Glück gab es kurz vor Ängelholm Ver- und Entsorgungsbedarf. Also fuhr ich von der Schnellstraße runter und hielt an einer Tankstelle neben McDonalds zum Wassertanken. Und stellte bei der routinemäßigen Kontrolle fest, dass der innere Zwilling hinten rechts einen Platten hatte. Also Arbeitsklamotten anziehen, Werkzeug raussuchen und den Wagenheber ansetzen. Ich hatte ja schon ausreichend Übung. Entsprechend schnell waren die Zwillinge ab.
Aha – Ventil abgerissen.
Eigentlich kein Problem. Dazu war aber blöderweise die Flanke aufgerissen, wahrscheinlich durch die abgerissene Ventilführung. Keine Ahnung, ob die locker war oder sich ein Fremdkörper eingeschmuggelt hat. Der schöne neue Reifen jedenfalls ist hin.
Gleichzeitig wurde Bedarf an Apothekenzeug festgestellt. Also sind wir erst noch zusammen einkaufen gegangen, und dann war ich persönlich, aber erfolglos bei zwei Reifendiensten. Also die örtlichen und dann die Händler der nächstgrößeren Städte gemäß der Nokian-Händlerliste anrufen. Auch Vianor, den angeblich größten Reifenhändler in der Gegend. Meine AllTerrain Reifen 235/85 R16 hatten die aber alle nicht auf Lager. Die Größe schon, aber nicht den Typ. Hmm. ADAC? Ja, geht auch. Aber so etwas nutze ich nur bei wirklichen Notfällen. Ohne groß weiter nachzudenken habe ich dann ein Hilfsgesuch ins Internet gestellt, ob nicht zufällig jemand nach Schweden kommt und mir einen Reifen mitbringen kann. Die verschiedenen Hilfsangebote hätten aber bedeutet, dass wir uns für die nächste Woche örtlich und zeitlich festlegen müssten. Und das mögen wir im Urlaub gar nicht. Nach kurzer interner Rücksprache wurde also entschieden, ohne Ersatzrad weiterzufahren. Und ich habe ja noch zwei Not-Ersatzreifen, da mit den montierten Felgen und Reifen bei dem aktuellen Fahrzeuggewicht Einzelbereifung kein Problem wäre. Schließlich habe ich hinten nur 2,5 t auf der Achse, könnte aber bei Einzelbereifung bis 3,4 t pro Achse fahren. Wenn mir also noch ein Reifen wegfliegt, fahre ich halt Einzelbereifung.
Ja, und ganz notfalls bekomme ich in jeder Werkstatt passende Reifen anderer Marken. Ist ja die Standardgröße auf fast jedem Land Rover. Also sind wir unbeeindruckt weiter nach Norden gefahren. Allerdings war es nun schon etwas später geworden und so haben wir Grimsholmen angesteuert, wo wir das letzte Mal vor 17 Jahren waren. Nachdem wir im dritten Anlauf einen sehr schönen Stellplatz gefunden hatten, sind die kleinen Jungs auch gleich zum Strand abgezischt. Obwohl es recht stürmisch war, konnte ich sie dann nur mit Müh und Not zu einem kleinen Erkundungsspaziergang zur Flussmündung der Suseån überzeugen. Dort aber war alles besser: Es war windgeschützt, gab besseren Sand und mehr Spielmöglichkeiten. Irgendwie auch mehr Sonne.
Bald kam mein Zweiter, der uns über die Spuren am Strand gefunden hatte und zum Essen rief. Nach einem Abendessen mit Kartoffeln al dente und leckerem Quark sind wir mit der ganzen Familie noch einmal zum Strand gelaufen. Und am Abend gab es natürlich eine lange Runde Rommé auf der neuen Carbontischplatte. Ich allerdings habe mein Versprechen eingelöst und für Licht im Bus gesorgt.
Grimsholmen / 210 / 815 km
Unser vorzeitiger Stopp nach dem Reifenplatzer am Wohnmobil war so schön, dass wir auch am nächsten Tag noch hier im Naturreservat Grimsholmen geblieben sind.