Jordanien: Wüste Vögel und Wüstenschlösser
Das Glück hat uns nicht verlassen. Zum einen schien die Sonne und zum anderen zeigte uns der smarte Führer die Strauße und trieb Späße mit Ihnen. Besonders stolz war er auf die rotnasigen Strauße.
Dann sahen wir vom Aussichtsturm schon bald unsere erste und einzige Oryxantilope, denn das Reservat ist recht groß und einen 4×4-Ausflug wollten und konnten wir uns nicht leisten. Die Oryxantilopen sind voll weiß und haben lange, gerade Hörner, an deren Ringen man das Alter ablesen kann. 3 Ringe entsprechen immer einem Jahr. Und während die Schakale vor kurzem den ganzen Gazellenbestand aufgefressen hatten, zeigten sich die Oryxe wehrhafter. Ebenso die Strauße, die schon ein Pferd zu Tode getreten haben sollen. Man erklärte uns noch dies und das und als Abschluss lud man uns zu einem Glas Tee auf der sonnigen Terrasse ein, was wir gern annahmen.
Aus dem Geplauder wurde aber schnell die hierzulande übliche, gesellschaftspolitische Grundsatzdiskussion, die wir nach einigem Palaver vorzeitig abbrachen. Hab schon genug verbohrten Agitprop gehört. Das reicht mir. Auch mag ich nicht für Hitler gelobt werden. Und so tauschten wir noch einige jordanische Dinar und fuhren wieder mal eine der hier üblichen Kanistertankstellen an.
Hier tankten wir irakischen Diesel, den es immer nur in ganzen Kanistern gibt.
Der Sprit wird mit irakischen Lastzügen wie diesem schönen Mercedes Kurzhauber über die Grenze gebracht und hier in Jordanien am Straßenrand verhökert. Hier draußen in der Wüste gibt es deswegen keine „offiziellen“ Tankstellen (mehr).
Derartig versorgt besichtigten wir das Quasr-al-Azraq, eines der ominösen Wüstenschlösser von Jordanien. Es war einschließlich der Decken aus Basalt gefertigt. Selbst die Türen waren aus Stein und entsprechend schwer, ließen sich aber immer noch problemlos bewegen.
Allerdings war das eine Idee der Römer. Laut Reiseführer sollte dieses „Wüstenschloss“ inmitten einer Oase stehen, aber die abgestorbenen Palmen zeugten von der Absenkung des Wasserspiegels durch das ständige Abpumpen. Entsprechend dürftig fiel auch das Feuchtreservat aus, das angeblich über 300 Vogelarten beherbergen soll. Zwar muss es irgendwo eine Wasserfläche und ein Sumpfloch geben, wir sahen aber nur Schilf hinter einer Absperrung. Von Vögeln keine Spur. Auch im Norden fanden wir keine üppige Oasenlandschaft wie verheißen.
So zogen wir dann in die Einöde hinaus und besichtigten das Wüstenschloss Quasr-al-Amra, das, obzwar sehr klein, innen mit Mosaikfußböden, Fußbodenheizung und vor allem vielen Fresken glänzte. Sogar nackte Frauen (!) waren dargestellt – im 7. Jahrhundert war die Gesellschaft hier eben doch noch etwas freizügiger.
Auch das nächste Schlösschen war sehenswert, diesmal aber wegen des wirksamen Belüftungssystems. Das Quasr-al-Khamara steht völlig frei in der Wüste, sodass der stete Wind schön frisch durch die Wandschlitze fegt, die bestimmt auch noch eine Sekundärfunktion als Schießscharten haben.
Danach kamen wir schnell nach Amman und stürzten uns auch schon verwegen ins Gewühl. Schon bald hatten wir die Hauptsehenswürdigkeit, das Amphitheater, abgehakt und wollten gerade noch ein bisschen herumfahren, als ich eine Straße zum Burgberg sah. Ein Polizist fragte mich gleich, ob wir an dieser exponierten Stelle nicht übernachten wollen, und so haben wir jetzt einen sehr schönen Stellplatz oberhalb Ammans neben der Touristenpolizei. Die verbleibende Zeit bis Einbruch der Dunkelheit machten wir noch einen Bummel durch die Einkaufsstraßen. Auch wenn Amman ein klassischer Souk fehlt, war es doch ganz nett, in der quirligen Stadt mit ihrem wunderbaren Fahrzeugbestand herumzulaufen.
Shaumari Wildlife Reserve – Azraq – Amman (110 / 4160 mls)
[Morgen gibt es dann noch wunderbare Heckflossen im Regen von Amman zu besichtigen.]