Hobokocher selbst bauen und testen

Ein Hobokocher ist schnell selbst gebaut, klein, leicht und kräftig, hat aber auch entscheidende Nachteile.

Hobokocher aus einer Konservendose selbst bauen und testen

Hobokocher aus einer Konservendose selbst bauen und testen

Faszination Feuer

Beim Trekking im Herbst und Winter sind die Abende lang. Spätestens 19 Uhr ist es dunkel. Länger laufen kann man nicht, ins Bett gehen auch noch nicht. Was ist da besser als ein kleines Feuerchen als Wärme- und Lichtquelle für einen romantischen Abend zu zweit.

Aber um ein Gasfeuer sitzt man genauso wenig wie um einen Benzinkocher. Und auch die Zeiten eines kräftigen Lagerfeuers sind vorbei. Ganz abgesehen davon, dass Lagerfeuer draußen meist problematisch bis verboten sind, ist das dekadenter Überkonsum.

Aber vielleicht können wir ja ein paar kleine Stöckchen anzünden. Wenn wir schon den ganzen Tag wandern und nicht Auto fahren, lässt sich das vertreten. Und so spricht eigentlich alles für den BioLite CampStove. Nur verfliegt bei dessen hochfrequent und laut summender Gebläseturbine jede Romantik.

Überlege nach den Erfahrungen und der Kritik am BioLite wirklich ernsthaft, den teuren Hightech-Kocher zu zerflexen, auf die Elektrik zu verzichten und den stattdessen zu einer Art Hobokocher downzugraden. Wie ich aber so die Flex in der Hand halte, sehe ich eine Konservendose stehen. Mensch, da kann ich doch daraus einen Hobokocher bauen.

Hobokocher selbst bauen

Also wird besagte Konservendose die Basis für meinen selbstgebauten Hobokocher. Ja, ich weiß, die Akku-Flex ist nicht hobomäßig. Hatte die aber gerade in der Hand. Notfalls geht auch ein stabiles Messer.

Hobokocher aus einer Konservendose selbst bauen

Hobokocher aus einer Konservendose selbst bauen

Flexe jedenfalls für meine erste Variante eines selbst gebauten Hobokochers jeweils drei Ausschnitte oben und unten rein. Geht ganz schnell.

Konservendosen-Hobokocher selbst bauen

Konservendosen-Hobokocher selbst bauen

Test meines ersten Hobokochers

1. Füllen und anzünden

Dann Stöckchen abwiegen, denn ich will ja wieder Leistung und Verbrauch des Hobokochers testen. Diesmal sind es gesammelte Birkenästchen. Die kommen direkt aus dem Wald, sind nicht getrocknet oder irgendwie behandelt. Aber schon klein gebrochen.

Verbrauchsmessung des Hobokochers

Verbrauchsmessung des Hobokochers

Es dauert jedenfalls länger, passendes Brennholz zu beschaffen und zurechtzumachen, als den Hobokocher zu bauen

Hobokocher mit Holz beschicken

Hobokocher mit Holz beschicken

Anzünden mit ein bisschen Spiritus. Bin mittlerweile sowieso auf dem Trip, ein kleines Fläschlein mit Spiritus mitzunehmen. Spart viel Arbeit. Den Hobokocher könnte man übrigens auch mit Benzin oder Spiritus betreiben, dann müsste der aber mit ein bisschen Sand gefüllt werden, damit das Benzin nicht verpufft, sondern kontrolliert abbrennt. Nennt sich dann übrigens Bengasi-Brenner.

Hobokocher mit Spiritus zünden

Hobokocher mit Spiritus zünden

Aber klar, die hohe Schule ist ein Entzünden mit trockenem Gras oder was auch immer. Geht genauso, aber ich will mich im Test des Hobokochers mal auf das Wesentliche konzentrieren. Und das ist die Frage, wie lange der gute Teekessel aus dem Wohnmobil mit einem Liter Wasser braucht, bis er pfeift. Dabei hatte ich den nach dem Test am BioLite gerade wieder geputzt.

Selbst gebauten Hobokocher testen

Selbst gebauten Hobokocher testen

2. Holz nachlegen im Hobokocher

Das Feuer macht ordentlich los und ich vergesse natürlich wieder, rechtzeitig Holz nachzulegen. Aber Holz nachlegen muss man auch im Hobokocher, wenn die Flammen am höchsten sind. Auf der Glut entzündet sich das feuchte Waldholz halt schwerer und der Hobokocher qualmt. Dafür kann ich endlich Holz nachlegen, ohne den Topf vom Feuer nehmen zu müssen.

Der Hobokocher qualmt

Der Hobokocher qualmt

3. Kochzeit für 1 Liter Teewasser

Bei meinem ersten selbstgebauten Hobokocher ist es kein Problem, unten in die Öffnung zu pusten und das Feuer anzufachen. Nach 12 Minuten pfeift der Teekessel und das Wasser ist fertig.

Teewasser ist fertig auf dem Hobokocher

Teewasser ist fertig auf dem Hobokocher

4. Kochen auf dem Hobo

Auch das kleine Titantöpfchen passt perfekt auf den Hobokocher aus der alten Konservendose. Das Köcheln von Reis ist überhaupt kein Problem. Der Hobo lässt sich über die Menge an Holz gut regulieren und da reicht auch ein bisschen Glut.

Hobokocher im Test mit dem Titantopf

Hobokocher im Test mit dem Titantopf

5. Betrieb des Hobokochers als Lagerfeuer

Wenn Speis und Trank fertig gekocht sind, kann man den  Hobokocher als kleines, kontrolliertes Lagerfeuer in einer Konservendose genießen. Dadurch, dass man dichter dransitzt, ist die Wärmeentwicklung sogar angenehmer als bei einem Riesenfeuer, bei dem man auf der einen Seite schwitzt und auf der anderen Seite friert.

Selbst gebauten Hobokocher als Lagerfeuer testen

Selbst gebauten Hobokocher als Lagerfeuer testen

Vor- und Nachteile meines ersten Hobokochers

Mit ein bisschen Geschick läuft der selbstgebaute Hobokocher recht sauber und sparsam. Brauche gerade einmal 129 g Birkenzweige, um einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen. Und mit 500 g kann ich den Hobokocher eine ganze Stunde als Lagerfeuer betreiben.

Vor- und Nachteile des Hobokochers

Vor- und Nachteile des Hobokochers

Aber es gibt noch einige Mängel. So brennt das Feuer direkt am Boden der Konservendose und versengt den Boden. Da müsste ich mir also ein paar Füße ausdenken. Dazu dürften die unteren Luftöffnungen idealerweise nur kleine Löcher sein. Denn sonst fällt die Glut raus. Da könnte auch ruhig drei bis vier Zentimeter hoch ein Rand stehen bleiben. Das täte der Funktion keinen Abbruch, verhindert aber, das Glut rausfällt.

Glut fällt aus dem Hobokocher

Glut fällt aus dem Hobokocher

Und auch mein Hobokocher hat den Nachteil aller Holzkocher: Der Topf wird von unten schwarz. Das muss man in Kauf nehmen oder wirklich einen sauberen Gaskocher oder Benzinkocher verwenden. Man könnte den Hobo zwar konstruktiv noch verbessern, aber am anfangs kalten Topf wird immer Teer aus dem Rauchgas kondensieren.

Verrußter Topf beim Kochen mit dem Hobokocher

Verrußter Topf beim Kochen mit dem Hobokocher

Dennoch ist der Hobokocher extrem ressourcenschonend. Einerseits besteht der aus einer alten Konservendose und wiegt nur 62 Gramm. Andererseits kann man da mit 500 g Holz eine Stunde lang Spaß haben. Darf das gar nicht mit dem Holzbedarf eines richtigen Lagerfeuers vergleichen, sonst mache ich nie wieder eins.

Selbstbau von Hobokocher 2

Konstruktive „Verbesserungen“ der Version 2

Am Tag nach dem Test des ersten, provisorischen Hobokochers gibt es zum Mittagessen Kartoffelsuppe mit Würstchen. Und zwar mit Würstchen aus der Konservendose. Nur statt der normalen 800 g Dose nun die doppelte Portion. Das bedeutet eine Höhe des zweiten Hobokochers von 23 statt 12 cm. Statt der geflexten, großen Ausschnitte kriegt der verbesserte Selbstbau-Hobokocher zwei Reihen aus 13 mm Bohrungen. Ordentlich entgratet.

Zweiten Hobokocher selbst bauen

Zweiten Hobokocher selbst bauen

Die Belüftungsbohrungen liegen 4 cm über dem Boden, damit die Glut nicht rausfallen kann. Der obere Ring dient dem Austritt der Verbrennungsgase und erhält den stabilen Rand der Konservendose. Flexe ansonsten nur ein seitliches Fenster für das Nachlegen von Holz rein.

Dann fällt mir ein, dass ein innenliegender Rost ja noch wesentlich besser wäre, als wenn sich die Glut am Boden sammelt. Fange erst an, den Rost im Hobokocher mit quer durch die Dose geschraubten M4-Gewindestangen zu bauen.

Brennrost aus Gewindestangen für den Hobokocher selbst bauen

Brennrost aus Gewindestangen für den Hobokocher selbst bauen

Merke aber, dass 1 m Gewindestange für den Rost in der Konservendose nicht ausreicht. Am Luftfilter des Mercedes 711 ist aber so ein Edelstahlgitter verbaut, das ich mir mal beiseite gelegt habe.

Brennrost für den Hobokocher selbst bauen

Brennrost für den Hobokocher selbst bauen

Das wird als Brennrost für die Konservendose zurechtgedengelt und mit ein paar M4-Schrauben außen fixiert. Und schon ist die zweite Variante meines selbstgebauten Hobokochers fertig.

Brennrost im Konservendosenkocher

Brennrost im Konservendosenkocher

Test des Hobokochers 2

Obwohl die zweite Variante so technisch aussieht, brennt der Hobokocher nicht richtig. Die untere Lochreihe liegt ja unter dem Grillrost und damit scheinbar völlig falsch. Auch die oberen Bohrungen scheinen dem Feuer nicht zu gefallen. Stattdessen fängt die Konservendose seitlich an zu glühen.

Test des Hobo 2

Test des Hobo 2

Als Feuerschale funktioniert der zweite Hobokocher zwar ganz ordentlich, aber mit Topf oben drauf fehlt der Kamineffekt. Der Kocher qualmt und rußt nur und arbeitet insgesamt unbefriedigend. Da muss ich noch mal ran.

Außerdem ist so eine verrußte Konservendose total dumm im Rucksack zu transportieren. Irgendwie müsste ich mir für einen richtigen Hobokocher ein paar Teile lasern lassen. Am besten aus Titan. Das wird dann aber schon wieder aufwendig und hat mit dem Selbstbau eines Hobokochers nicht mehr viel zu tun.

Test des Hobo 2 als Feuertopf

Test des Hobo 2 als Feuertopf

Vergleich und Test meines besten Hobokochers

Die einfachsten Dinge sind manchmal die besten. Die beste erste Variante des Hobokochers ist leichter, kleiner, leistungsfähiger und sparsamer als die vermeintlich verbesserte zweite Variante. Trotzdem nerven die schwarz verrußten Töpfe.

Test Kocher Hobokocher V1 Hobokocher V2
Kocherart Holzkocher Holzkocher
Betriebsstoff Zweige, Reisig, Zapfen Zweige, Reisig, Zapfen
Topfdurchm. ab 110 mm ab 110 mm
Testeinsatz seit 2023 2023
Störungen Keine Keine
Leergewicht Brenner 62 g 187 g
Gewicht Windschutz integriert integriert
Gewicht optionales Zubehör
Kochertank entfällt entfällt
Tankinhalt entfällt entfällt
Nettogewicht leerer Tank entfällt entfällt
Bruttogewicht voll betankt 62 g 187 g
Vorbereitung Holz sammeln Holz sammeln
Kocher brennt 00:56 min 00:57 min
Teekessel pfeift mit 1 Liter 13:17 min 15:18 min
Kochzeit 1 Liter netto 12:23 min 14:21 min
Verbrauch 1 l Wasser kochen 129 g Birke 144 g Birke
100 g Reis in 300 ml Wasser 10 min kochen 150 g Birke 150 g Birke
Verbrauch 2 l Tee + 100 g Reis 408 g Birke 438 g Birke
Wie lange reicht Tank? No Limit No Limit
Kosten für 1 Woche kostenlos kostenlos
Gewicht für 1 Wo. 62 g 187 g
Vorteile Leicht, billig, freier Brennstoff, Feuerschalenersatz Freier Brennstoff,
Nachteile Kochdauer, Rußtöpfe, Rauch, Probleme bei Schnee + Regen, Packmaß Funktioniert noch nicht richtig, zuviel Rauch, zu schwer, zu groß
Anwendung Kindertouren in Waldgebieten Nur Test
Wünsche Füße, innerer Brennrost auf halber Höhe, Faltkonstruktion Bessere Luftführung

Hobokocher selbst bauen: Infos

Im Prinzip ist ein Hobokocher schnell selbst gebaut. Bis der aber richtig funktioniert, bedarf es viel Entwicklungsarbeit. Besser sind da fertige Hobokocher wie die Bushbox Titanium.

  • Geschichte der Hobos: Wiki
  • Infos zu Hobokochern: Wiki
  • M4-Gewindestangen für den Brennrost (frantos.de): Klick
  • Titantopf mit 1000 ml (96 g) sowie Titanpfanne/Deckel mit 500 ml (95 g): Klick

Sicherheitshinweise zu Hobokochern

  • Immer daran denken: Hobos sind offene Feuer und entsprechend gefährlich.
  • Allein die Hitze am Bodenblech kann Feuer oder Schwelbrände im Waldboden verursachen.
  • Betrieb von Hobos also immer auf Sand, Steinen oder am Wasser.

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4 Antworten

  1. Peter sagt:

    Hmmm,
    wie schaut es denn mit der Ökobilanz bezüglich verbrannter Konservendoseninnenbeschichtung aus Kunststoff aus, die den Topf- oder Wasserkesselboden so schön schwarz färbt…
    ….von deinem Akkugeräte Einsatz ganz zu schweigen, Solarstrom hin oder her aus? 😉 Der 1. April ist doch noch nicht in Sichtweite oder? Und die lustigen Spielchen mit behandschuhter Hand und Flex ohne Schutzabdeckung… 🙂 🙂

    Gruß Peter

    • Tom sagt:

      Hmm, die Konservendosen sind doch aber nicht generell beschichtet, oder? Die große Würstchendose ist innen bestimmt beschichtet. Aber die kleine Pfirsichdose eher nicht. Oder doch? Asche auf mein Haupt, ich hab da wirklich nicht drauf geachtet. Und ja, eine Flex ist gefährlich.

  2. Manfred sagt:

    Hallo Tom, interessanter und gut gemachter Vergleich. Ich hab den Hoboofen früher gerne als Workshop mit meinen Pfadi´s gemacht. Je nach Ausführung gab es auch unterschiedliches Brennverhalten. Muss man halt viel Dosenfutter verzehren und probieren.
    Konservendosen sind teils auch verzinnt. Leider kann man nicht reinschauen ohne die Dose zu öffnen. Zinn hat einen Schmelzpunkt von etwa 230°, verschwindet also wenn´s im Ofen heiß wird, macht aber nix.
    Zum Teer. Birke, bzw. die Rinde ist das Holz mit dem höchsten Teeranteil. Zum Kochen empfehle ich Buche ohne Rinde um den Topfboden zu schonen. U.a. Eiche, Esche, Erle sind auch gut. Dort wo Holz gesägt wurde findest du gut verwertbare Späne, Splitter, etc. Beim Lagerfeuer ist das Holz egal, es sei denn man möchte darauf auch noch grillen.
    Die Lackierung in den Dosen ist überhaupt so eine Sache. (Stichwort BPA, Bisphenol A) Mach dir keinen Kopf wegen dem abgefackelten Lack in der Dose. Spätestens wenn die Dose in Indien oder Pakistan im Schmelzofen gelandet wäre, wäre der Lack abgebrannt. Nein, die haben keine Filter, zumindest keine guten.
    Und zum Schluss, immer diese Ökofuzzis mit ihrem erhobenen Zeigefinger. Wenn die wirklich was erreichen wollten und ernst genommen werden könnten, würden sie z.B. nach Nigeria gehen und die ultrakrass vermüllten Strände und Landschaft säubern und dafür sorgen, dass die gigantische Müllkippe von Lagos aufhört zu brennen. Da liegen Millionen Tonnen von Dosen, Plastikzeugs, etc. qualmend, brennend oder in Mikroplastik zerfallend herum.
    Grüßle, Manfred

    • Tom sagt:

      Das sind interessante Infos zur richtigen Holzsorte im Hobokocher. Vielen Dank.

      Und übrigens hab ich die Kritik an meinem Hobo-Experiment nicht als erhobenen Zeigefinger verstanden. Das war doch ein Scherz. Gleichwohl mache ich mir schon Gedanken um die Folgen meiner Handlungen.

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