Südamerika mit Iglhaut-Sprinter (und Rollstuhl)

Wer hätte das gedacht – auch ein Mercedes Iglhaut-Sprinter kann kaputtgehen. In Südamerika. Und auch den Menschen trifft es ab und an. Wer rechnet schon damit. Nun aber sitzt Sven seit einem Motorradunfall im Rollstuhl. Und dann ist auch noch der Sprinter kaputt. Doch beides nimmt er mit Humor und Gelassenheit.

Und gerade dafür beneide ich ihn irgendwie. Also nicht um den Iglhaut-Allrad-Sprinter. Nicht um die Südamerika-Tour. Und erst recht nicht um den Rollstuhl mit den Geländereifen. Nein, das nicht. Aber um die Einstellung. Um den Willen. Um die Kraft. Und um seine große Liebe.

Und da sitzt er nun in seinem weitgereisten Norwegerpullover neben mir. Erzählt von seinem Kofferraum voller südamerikanischem Salz. Von den wiederholten Schäden an der Vorderachse seines Iglhaut-Sprinters. Und von seinem Buch.

Kein Rolli-Bericht, sondern Iglhaut-Test und Liebeserklärung an Südamerika

Kurz darauf packe ich das Buch aus der Frischhaltefolie. Nur mal blättern. Doch dann kann ich es natürlich wieder mal nicht lassen und bleibe mit dem Buch in der Hand auf einem unserer Kinderstühle sitzen. Es wird langsam unbequem. Die Beine kribbeln irgendwie. Dennoch stehe ich erst wieder auf, als das Buch durchgelesen ist.

Sven Koch: Ein Rollstuhl auf Reisen. Südamerika aus einem anderen Blickwinkel. Aus dem Iglhaut-Sprinter.

Sven Koch: Ein Rollstuhl auf Reisen. Südamerika aus einem anderen Blickwinkel. Aus dem Iglhaut-Sprinter.

Irgendwie ist man beim Lesen von Reiseliteratur immer ziemlich neidisch. Denkt sich so, da müsste ich auch mal hin. Das würde ich auch gern machen. Doch hier sind diese Gefühle nicht so eindeutig. Für mich ist es eben nicht normal, dass man im Rollstuhl sitzen und dennoch sein Reisemobil aus dem Dreck buddeln (S. 49) oder mal eben die Vorderachse zerlegen kann. Sven erzählt auf 154 Seiten nicht nur von seiner Reise mit dem Iglhaut-Sprinter durch Südamerika. Sondern auch viel von sich. Von seiner Sicht auf das Leben.

Keine klassische Reiseliteratur

Und gerade dieses Lächeln, diese Selbstverständlichkeiten sind es, die sich durch das ganze Buch ziehen. Was es anders macht als andere Reiseliteratur. Die Berichte im E-Mail-Style sind aufmerksam und witzig geschrieben und vermitteln letztlich vor allem eins: Anderssein ist ganz normal. Oder besser: Es gibt gar kein Anderssein. Es ist alles ganz normal wie es ist.

Das hätte ich nicht gedacht. Eines allerdings hatte ich schon geahnt: Wie faszinierend Südamerika ist. Und darum geht es in dem Buch eigentlich – um die Schönheit, die Anziehungskraft und die Weite dieses so abwechslungsreichen Kontinents. Die Berichte zum Iglhaut-Sprinter gibt es als Zugabe noch obendrauf.

Sven Koch: Ein Rollstuhl auf Reisen. Südamerika aus einem anderen Blickwinkel. novum Verlag, 2015, 154 Seiten: Klick

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