Erfahrungen mit Zwischenrahmen und Federlagerung am Allrad-LKW

Nach 5.000 km Onroad und Offroad wird es Zeit, die Erfahrungen mit dem Zwischenrahmen auf dem Expeditionsmobil zusammenzufassen.

Erfahrungen mit dem Zwischenrahmen im Geländeeinsatz

Auch im Gelände wurde der Zwischenrahmen bereits getestet. Dabei hat sich das Fahrerhaus ordentlich gegen den Fahrzeugkoffer verschränkt. Also funktioniert der Hilfsrahmen und hebt sich auch ordentlich vom Fahrgestell ab.

Erfahrungen mit dem Zwischenrahmen am MB 1124 AF: Fahrerhaus und Koffer verwinden sich

Erfahrungen mit dem Zwischenrahmen am MB 1124 AF: Fahrerhaus und Koffer verwinden sich

Variation der Vorspannung

Erst hatte ich Bedenken, dass eine zu geringe Vorspannung zu einem unruhigen Koffer führt. Wenn zum Beispiel in schnell gefahrenen Kurven der Aufbau wild der Fliehkraft folgt, statt ordentlich auf dem Hauptrahmen des LKWs liegen zu bleiben. Jedoch waren diese Befürchtungen von einem Abheben des Zwischenrahmens in Kurven völlig unbegründet. Selbst bei einer extrem geringen Vorspannung hat sich der Koffer nicht auf dem Fahrzeugrahmen bewegt. Also zumindest nicht bemerkbar. Dazu trägt sicher auch das biegesteife Festlager am Ende des Zwischenrahmen, die insgesamt mit 3 m relativ kurze Konstruktion sowie das relativ hohe Gewicht des Koffers bei.

Trotz Vorspannung müssen die maximalen Federwege sicher erreicht werden können. Und zwar, ohne allzu viel Kraft in den Koffer einzuleiten. Schließlich wird mit einer hohen Vorspannung nur die Verwindung des Rahmens vor der definierten, maximalen Diagonalverwindung verhindert. Je höher die Vorspannung, desto höher ist die Krafteinleitung in Hilfsrahmen und Koffer. Das heißt aber nicht, dass keine Vorspannung erforderlich ist.

Es gilt nur, einen optimalen Kompromiss aus Vorspannung und Federweg zu finden. In der Aufbaurichtlinie vom Zetros ist auf Seite 70 lediglich festgelegt: „Federsäule vorgespannt auf h=34,5 mm Spalt zwischen den Konsolen bleibt frei.“ Die Angaben beziehen sich dabei auf 20 Tellerfedern und sind insofern auf die hier gewählten Druckfedern nicht übertragbar. Dafür gewährleisten die Druckfedern einen wesentlich größeren Federweg.

Federlager am Zwischenrahmen des Allrad-LKW (MB 1124)

Federlager am Zwischenrahmen des Allrad-LKW (MB 1124)

Verbesserungen der Konstruktion des Zwischenrahmens

Aus den Erfahrungen mit dem Zwischenrahmen würde ich bei der nächsten Konstruktion die seitliche Führung der Federn im unteren Bereich verbessern. Derzeit sind die Federn nicht sehr lagestabil, weil die 50 cm Gewindestange (10.9) nur durch die beiden Federn und die beiden deutlich größeren Löcher in den Schwalben fixiert werden und insofern hin und her wackeln können. Das ist zwar technisch völlig unbedenklich und könnte über eine größere Vorspannung verhindert werden. Allerdings führt eine größere Vorspannung auch zu mehr Kräfteeintrag in den Hilfsrahmen.

Für schweren Geländeeinsatz hatte ich vorgesehen, die mittleren Quertraversen des Koffers zu lösen und so zusätzlich die im Koffer integrierte Dreipunktlagerung zu aktivieren. Dadurch konnte ich für den Hilfsrahmen die nicht ganz so steifen U-Profile verwenden. Ansonsten werden zur Montage eines normalen Koffers oder Shelters Kastenprofile (Viereckrohre) verwendet, da diese nochmals steifer sind.

Im Straßenbetrieb hingegen kann ich die jetzt eingebauten 2 Druckfedern pro Seite reduzieren und nur die obere Druckfeder verwenden. Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass am Rahmen mehr Platz für Anbauteile ist. Nachteilig ist hingegen, dass der maximale Federweg dann kleiner als beim Einbau von 2 Federn ist – aber wer fährt schon regelmäßig Strecken mit Diagonalverwindungen von 50 cm?  Und nach den Bemessungsgrundlagen der Federlagerung reicht der verbleibende Federweg von 5 cm bei einer Länge des Zwischenrahmens von nur 3 m für eine Diagonalverwindung von 25 cm vollkommen aus.

Verbesserungen bei der Konstruktion des Koffers

Insgesamt würde ich beim nächsten Bau eines Expeditionsmobils aus Allrad-LKW mit Koffer oder Shelter auf weniger Bauhöhe achten. Dazu wäre es erforderlich, den Koffer auszuschneiden und Radkästen zu bauen sowie den (bei mir) bereits vorhandenen Montagerahmen des selbsttragenden Koffers zu verstärken und direkt als Hilfsrahmen zu verwenden. Vorteile wären ein erheblich niedrigerer Schwerpunkt, weniger Fahrzeughöhe, bessere Realisierung eines bodengleichen Durchgangs und stimmigere Optik. Mit dieser Lösung wäre ich sogar knapp unter die magische Grenze von 3,20 m Gesamthöhe gekommen. Aber der ADAC schleppt den LKW aufgrund des Gesamtgewichts von 9.999 kg ja sowieso nicht ab. Zudem hat ein Koffer ohne Radkästen auch Vorteile.

Ermahnungen zum Zwischenrahmen

Der vorstehende Erfahrungsbericht zeigt meine ganz persönliche Konstruktion der Federlagerung und des Hilfsrahmens sowie die Umsetzung bei meinem MB 1124 AF – noch dazu in Verbindung mit einem sehr seltenen Koffer mit integrierter Wippe. Insofern sind sämtliche Angaben und Berechnungen ohne Gewähr. Der Beitrag hat aber vielleicht gezeigt, dass die Konstruktion und der Bau eines Hilfsrahmens eine hohe Ingenieurs- und Schweißkunst darstellt und nicht mal eben so gemacht ist.

Käufer neuer oder gebrauchter Expeditionsmobile sollten sich zudem damit befassen, wie man Fehler der Aufbaulagerung erkennt.

Alle Beiträge zum Zwischenrahmen am MB 1124 AF

1. Kofferlagerung bei Kauf
2. Analyse der Aufbaurichtlinien
3. Grundlagen für die Planung des Zwischenrahmens
4. Messung der Verwindung und Bestimmung der Federlagerung
5. Konstruktion und Bau des Hilfsrahmens
6. Erfahrungen mit dem Zwischenrahmen und Verbesserungsmöglichkeiten
7. Kosten für den Zwischenrahmen

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7 Antworten

  1. Arnim sagt:

    Ich weiß nicht, wo ich das sonst loswerden kann. Also noch mal hier in den Kommentaren: Echt tolle Informationen hast Du zusammengestellt. Danke dafür. Arnim

  2. Michael B. sagt:

    Danke, super ausgearbeitet und recherchierter Artikel. Ich freue mich auf weitere Erfahrungsberichte mit dem LKW.

    Gruß Mitch

  3. Kurt B. sagt:

    Hervorragend recherchierter Beitrag zu einem Thema worüber keiner richtig Bescheid weiss.
    Vielen Dank und happy camping!
    Buchsii

  4. Tom sagt:

    Vielen Dank für die Rückmeldungen, aber ich habe eigentlich nur die Herangehensweise zum Bau meines Zwischenrahmens aufgeschrieben. Vorher wusste ich davon auch nicht viel…

  5. Lothar sagt:

    Interessant, Deine Erfahrungen zu lesen. Danke.

  6. flyfree sagt:

    Einfach ein super Artikel, toll beschrieben. Ich hoffe, dass ich damit Anfängerfehler vermeiden kann und Deine Tipps beim Bau und Konstruktion des Zwischenrahmens umsetzen kann.

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