Der rumänisch-bulgarische Papierkrieg

Kurz vor Abfahrt  in Richtung Bulgarien musste ich heute feststellen, dass „unser“ TIR-Parkplatz auch über eine außen zwar schäbige, innen aber ungemein heiße Dusche verfügt, welche im Preis inbegriffen zu sein schien.

Kein Foto aus Bulgarien: Straßenkreuzer in Damaskus

Kein Foto aus Bulgarien: Straßenkreuzer in Damaskus

Ich überwand meine naturgegebene Faulheit und nutzte die Chance. Frisch geduscht ging es weiter auf den staubigen rumänischen Straßen das Olt-Tal entlang.  Die Städte sahen so aus, wie Städte aussehen, denen man eine Schwerindustrie verpasst hat, die jetzt nutzlos rumsteht. Man weiß nie genau, ob eine Fabrik gerade abgerissen oder aufgebaut wird. Auch bei dörflichen Neubauten hingen die Rumänen dem Größenwahn nach: Da wurden zwar Balken und Bretter ausschließlich mit volkskünstlerischen Schnitzmotiven versehen und dacharchitektonisch anspruchsvolle Balkenkonstruktionen entworfen; für den Außenputz reicht es aber dann doch oft nicht mehr. Auch viele Großprojekte des Tourismus stehen unvollendet am Wegesrand.

Und obwohl sich die allgemeine und wohl auch die  persönliche Versorgungslage deutlich gebessert haben wird, dürfte es noch sehr lange dauern, bis die Touristen, zumindest diejenigen, auf die man gewöhnlich ein Auge geworfen hat, wieder bzw. überhaupt erst einmal in Scharen herbeiströmen. Und auch wir haben ja nicht viel Geld im Land gelassen: Gerade einmal zu einigen Litern Diesel und einem Brot zu 10 Pfennigen hat es bei uns gereicht.

Auch Bukarest konnte uns nicht überzeugen. Das ist und bleibt eine hässliche Stadt. Wir schlugen uns daher schnell bis zur Grenze nach Bulgarien durch, um feststellen zu müssen, dass uns bei der Einreise ein ganz bestimmtes Zolldokument vorenthalten worden war. Ob aus Unkenntnis oder Boshaftigkeit, sei dahingestellt. So kam ich jedenfalls  an der Brückenzollstation über die Donau in Schwierigkeiten. Ein Neuausdruck des wohl wichtigen Formulars hätte mich inklusive der Brückentaxe 144 Deutscher Mark gekostet.

Also probierten wir es einmal auf gut Glück an der Fähre nach Ruse. Dort fanden wir unerwartet jemanden, der Englisch konnte. Zumindest leidlich. Allerdings war diese Person nicht nur sprachbegabt, sondern vor allem korrumpierbar. Aber so konnten wir das Land dann doch noch ohne die Nachlösegebühr in Höhe von 102 DM, dafür aber unter Zahlung, besser gesagt Einbehaltung eines Betrages von 50 DM verlassen. Für die Fähre stellte man uns nochmals 32 DM in Rechnung, so dass wir unser Problem relativ günstig gelöst hatten.

Die aufdringlichen, angeblich hungrigen Schrankensoldaten konnten wir mit einem Apfel bzw. einem Stück trockenen Brotes loswerden – ob glücklich oder unglücklich, sei dahingestellt. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das rettende bulgarische Ufer und unterwarfen uns erneut der Grenzbürokratie. Wir zahlten ganz korrekt 2 DM RoRo-Gebühr, 7 DM für eine angeblich desinfizierende Fahrt durch eine Wasserpfütze, 2 DM Straßengebühr und dann doch noch 0,50 DM Bestechungsgeld, damit wir nicht als LKW eingestuft werden. Die Visagebühren hatten wir schon in München bezahlt. Aber nach dem Besuch der diversen Zahlstellen ging es dann endlich voran.

Am Abend stießen wir noch ein wenig nach Süden vor, wurden aber bei Veliko Tarnovo von der Miliz angehalten und nach einer aufwändigen bürokratischen Prozedur wegen Fahrens mit zu geringem Reifenprofil belangt. Ich dachte ja nun an eine gewaltige Strafe, denn es wurde auf dem Einreisedokument ein Betrag von 200 Lewa vermerkt. Allerdings kannte ich den Umrechnungskurs noch nicht. Und so blieb ich misstrauisch. Dennoch erreichten wir trotz des für bulgarische Verhältnisse offenbar zu geringen Reifenprofils den Schipkapass und begaben uns an einer Tankstelle zur Ruhe. Glücklicherweise gab es keinen Diesel,  so dass wir in der Nacht unsere Ruhe hatten.

Roter Turm – Pitesti – Bukarest – Ruse – Vel. Tarnovo – Stara Zagora (360 mls)

Am nächsten Tag kam dann an der türkischen Grenze die Rätselauflösung, was die Strafe denn nun tatsächlich kostet.

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