Albanien: Offroad Campen im Nationalpark Theth
Der Nationalpark Theth umfasst den Talkessel der Shala als Kernstück der Nordalbanischen Alpen rund um die „Bergmetropole“ Theth.
Offroad fahren im Nationalpark Theth (Kombëtar i Thethit)
Die BMWs am Thore-Pass sind schuld. Schuld daran, dass ich reflexmäßig vom Asphalt in den nächsten Waldweg zum Nationalpark Theth (Kombëtar i Thethit) einbiege. Die Berge und Wälder sehen in Albanien zwar wie in den richtigen Alpen aus, aber hier kann man auch noch den letzten Wanderweg befahren und sich überall auch mit dem Wohnmobil hinstellen. Also im Zickzack runter in den Nationalpark Theth. Und das, obwohl der Bus immer noch nicht auf Pistenfahrt vorbereitet ist.
Doch das ist eigentlich gar kein Offroad fahren in Albanien. Das ist eine ganz normale Straße zu einem ganz normalen Dorf im ganz normalen Bergland von Albanien. Der Theth-Tourismus geht letztlich auf ein paar hier mittlerweile heimisch gewordene Tschechen zurück, die mit Hilfe der GTZ aus Theth den „Star unter den Bergdörfern Albaniens“ gemacht haben (Trescher 2022, S. 312). Und auch die paar Häuser von Okol mitten im Nationalpark Theth (Kombëtar i Thethit) bieten Zimmer für Offroad-Touristen an.
Kurz nach Okol stehen wir 1000 m unter dem Thore-Pass am ausgetrockneten Flussbett der Shala. Genau genommen heißt das (theoretisch hier fließende) Flüsschen Theth-Fluss (Lumi i Thethit). Aber das trockene Bachbett ist nichts anderes als der Oberlauf der Shala (Lumi i Shalë) im Talkessel des Nationalparks Theth mit dem 2218 m hohen Maja e Harapit.
Querung Theth-Fluss / Shala
Über die Shala führt eine nicht sehr vertrauenerweckende Holzbrücke. Nebenher gibt es wohl nicht umsonst eine Furt durch die Shala. Leider aber fehlt das Wasser.
Sehe mir die Brücke lieber erstmal von unten an. Ach, unter den paar Holzbrettchen liegen vier 400er HEM-Träger. Die halten. Da würde ich mir mehr Sorgen um die Widerlager machen.
Die Brücke hält und die Piste führt links des ausgetrockneten Oberlaufs der Shala weiter in den Felskessel des Nationalparks Theth hinauf.
Fahrt in die letzte Ecke vom Nationalpark Theth
Nach der Querung der Shala wird die Piste ungemütlicher. Vor allem geht es wieder straff bergauf. Der Bus schaukelt ganz schön und manchmal dreht im losen Schotter auch ein Rad durch. Aber am Ende landen wir dann doch ganz oben. Wie gehabt sagt das Fehlen von Fotos am meisten über den Pistenzustand aus.
Nur ist die einzige halbwegs gerade Stelle so eine Art Campingplatz, auf dem auch schon ein aufgerödelter Land Rover steht. Aber bevor wir den Land Rover in Selbstzweifel stürzen und noch höher in die Berge nötigen, fahren wir wieder runter.
Während ich berghoch jederzeit damit rechne, dass wir uns festwühlen, ist die Pistenfahrt bergab ganz easy. Runter ist immer einfach. Da kann ich sogar mal anhalten und ein Angeberfoto machen. Vor allem aber suche ich hinter den Büschen fließendes Wasser, denn ich muss auch an einen Spielplatz für die Kids denken.
Der Flusslauf der Shala, durch den die Hauptpiste führt, ist aber hier im oberen Nationalpark Theth ausgetrocknet. Halte mich also ein bisschen weiter an der Bergflanke des Jezerca. Irgendwo muss es doch Quellflüsse geben. Und so schwankt und schaukelt und kratzt sich der Bus durch die Büsche talwärts. Eigentlich ist die Piste ja okay, aber der 711er ist schon ein bisschen zu breit. Das hier ist eher was für Geländewagen und Mercedes Bremer.
Die Suche nach einem kleinen Bach zum Rasten und Spielen ist gar nicht so einfach. Ah, hier ist ja etwas Wasser.
Jetzt darf ich nicht lange fackeln, denn das bisschen Wasser wird schnell wieder versickern.
Schwierige Stellplatzsuche im Nationalpark Theth
Noch kurz um den Baum zirkulieren und ein halbwegs gerader Wohnmobilstellplatz direkt neben der Piste ist gefunden.
Genau da setzt starker Regen ein, der sich zum Gewitter ausweitet. Endlich einmal. Nach zwei Wochen kroatischer Hitze ist das echt ein Genuss. Ziehe die Badehose an und laufe nach all der Hitze draußen im Regen herum. Ist wirklich schön. Das Wasser läuft in Strömen vom Dach und wird gleich aufgefangen.
Mein Vierter hat Bedenken, dass auch unser Schlammwiesenloch voll Wasser laufen könnte und wir dann nicht mehr rauskommen. Hmm, da könnte er recht haben. Fahre also das Wohnmobil in Badehose noch ein Stück die Piste runter an einen anderen Stellplatz. Das Gewitter lässt mittlerweile nach.
An diesem Stellplatz ist aber wieder kein Wasser. Noch mal weiter. Hier? Ja, okay. Aber dann gibt es wieder Beschwerden über diesen Wohnmobilstellplatz. Denn der Bus steht so in der Verwindung, dass die Beifahrertür nicht mehr aufgeht. Auch doof fürs längerfristige Campen im Nationalpark Theth.
Also nochmal umparken – natürlich immer noch in Badehose. Okay, hier geht’s.
Campen im Talkessel von Theth
Erst jetzt sehe ich, was wir beim Pistenfahren falsch gemacht haben: Beide Heckfenster sind noch offen. Der Bus ist also innen von einer dicken Staubschicht bedeckt. Da hat der Sicherheitsbeauftragte wohl geträumt.
Aber los, geht spielen. Ich mach das sauber. Frisches Wasser ist ja genug da. Und endlich hat das Wasser mal annehmbare Temperaturen.
Auch die Luft ist frisch und kühl. Hier ist es gut, hier können wir bleiben. Doch einsam ist es ganz und gar nicht. Ständig kommen Wanderer und Geländewagen vorbei. Ist irgendwie ganz schön überfüllt in den angeblich einsamen albanischen Alpen. Zwar sind Wanderer die mir liebsten Touristen und wesentlich bessere als wir. Aber dennoch entwickle ich schon eine richtige Angst vor dem massenhaften Individualtourismus. Davor graut es mir in Albanien jedenfalls mehr als vor den zahlreichen Kleinbunkern.
Berge und Wanderwege im Nationalpark Theth
Aber es ist, wie es ist. Wir sind ja auch da. Wenigstens kann ich ja ein realistisches Bild vom Nationalpark Theth zeichnen. Und so sitze ich im Klappstuhl vor dem Bus, schaue den Kindern beim Buddeln im Wasser zu, diktiere diesen Text, studiere das Kartenmaterial und schmökere im Albanien-Reiseführer. Die neue Reisebibliothek im Bus ist ja ganz gut bestückt.
Der Berg hinten rechts müsste der Alijes mit 2.471 m sein. Ganz hinten könnte schon der Jezerca (Maja e Jezercës) rauslunschen, mit 2694 m über der Adria der höchste Berg der Nordalbanischen Alpen. Wobei, das wird wohl eher der Popluqes (2569 m) sein, der den Jezerca noch verdeckt.
Und wie ich so über die Berge ringsum nachdenke, kommt eine 13köpfige deutsche Wandergruppe mit lauter jungen Leuten vom Peje-Pass runter. Die fragen mich wirklich, ob sie hier ihre Zelte aufschlagen können. Na sowas, als ob Albanien und der Nationalpark Theth mir gehören würde. Dabei ist es mir schon peinlich genug, mit dem Bus hierher gefahren und nicht gelaufen zu sein.
Jedenfalls bauen die Wanderer ihre beiden großen Tarps 100 m vom Bus entfernt auf und ich frage sie noch ein bisschen über die Wanderroute Peaks of Balkan aus, die im Nationalpark Theth anfängt und endet.
Danach genießen wir unseren überflüssigen Luxus, sitzen trocken und warm im Bus und spielen Skat. Aber nicht lange, denn alle sind nach der kurzen Nacht an der Bucht von Kotor so müde, als ob wir wirklich hier hoch gelaufen wären.
Igalo / Montenegro – Kamenari – Kotor – Erakowici / Ераковићи – ČekanjePass – Cetinje / Цетиње – Podgorica / Подгорица – Grenzübergang Bozhaj – Hani i Hotit – Boga / Bogë – Thore-Pass – Theth | Albanien | 223 km | 1.897 km
Aber morgen ist Schluss mit Offroad fahren. Morgen gehen wir in Theth wandern.
Karte vom obersten Campingplatz im Nationalpark Theth
- Infos zum Nationalpark Theth sind aus dem Albanien-Reiseführer (Trescher 2022): Klick
- Unten in Theth gibt es genügend Campingplätze nahe der Asphaltstraße.
- In der OpenStreetMap markiert ist der oberste Campingplatz im Nationalpark Theth.
- Wir waren mit dem 711er als 4×2-Offroad-Camper da oben, aber das ist kein Spaß.
- Und der oberste „Campingplatz“ im Nationalpark Theth ist auch nur eine Wiese mit Unterstand. Sonst nix.
Hallo Tom, lustig, bis zu genau dieser Brücke haben wir heut den Weg auch erkundet, allerdings von Theth rauf kommend, nicht vom Pass runter. Ging mit dem ordinären VW T3 erstaunlich gut. Du bist nicht zufällig die Südroute von Theth durchs Shalatal weiter gefahren und schreibst noch was dazu? In die Richtung waren wir bisher erst 2km südlich bis zur ersten Brücke hinter Nderlysaj, wäre neugierig wie’s weiter wird. Schöne Grüße!
Ja, die Südroute von Theth nach Shkodra sind wir gefahren. Für den T3 sollte das kein Problem sein, auch wenn das Gerüttel und Geschaukel natürlich bleibt.
Na, dachte ich es mir doch, war nur zu ungeduldig Gleich gelesen – ja, das klingt spannend, aber mit Geduld machbar! Mal sehen ob der Reiseplan es zulässt. Danke für die tollen Berichte!
Danke, solches Feedback motiviert mich, die Berichte nicht nur für meine Familie zu schreiben.