Bulgarien: Internationaler Radlertreff in Panagjurischte

Endlich einmal konnten wir bei den bulgarischen Freunden von A in Panagjurischte eine Nacht in „normalen“ Betten verbringen – wir müssen schon befürchten, arg verwöhnt zu werden. Diese Gefahr drohte auch bei dem nett zubereiteten Frühstück mit Walderdbeerkonfitüre, Butter und ähnlichen Luxuslebensmitteln mit hohem Genussfaktor. Danach bauten wir an den Rädern herum (Lampe festgemacht, Kette um sechs Glieder gekürzt), alles natürlich unter reger Anteilnahme der kleinen I, die uns auch sonst nicht von der Seite wich. Nicht einmal beim Tagebuchschreiben hatte ich meine Ruhe.

Nichtmal beim Tagebuch schreiben hat man seine Ruhe

Nichtmal beim Tagebuch schreiben hat man seine Ruhe

Nach dem Mittagessen zeigten uns die extra zu Hause gebliebene Familie und eine fünfzehnjährige Dolmetscherin das Stadtmuseum von Panagjurischte, in dem der antitürkische Kampf von 1876 im Mittelpunkt stand.

Der erfrischende „Mittagsschlaf“ zog dann am Abend eine Eis-Schlemmer-Tour nach sich. Dabei trafen wir zuerst einen von zwei Schweizer Radlern. Sie hatten Probleme mit einem Reifen, der ihnen in der prallen Sonne geplatzt war. Übrigens haben sie es fertig gebracht, in Jugoslawien das Gewinde des Ritzelblocks abzudrehen!

Kaum hatten wir zwei Eis gegessen, als wir auch schon zwei Mountainbikes stehen sahen. Mir blieb der Mund offen stehen, als ich auf meine Frage nach dem woher „Neuseeland“ zur Antwort bekam. Als sich herausstellte, dass sie auch durch Rumänien fahren wollten, konnten wir Ihnen natürlich nützliche Hinweise geben, besonders deswegen, da sie überhaupt keine Informationen über dieses Land bekommen konnten. Beide sind Biologen und hatten vor unserem Treff die Absicht, im Donaudelta Vögel zu beobachten, da dieses Gebiet mit 400 Spezies seinesgleichen in der Welt sucht.

Ins Donaudelta kommt man aber neuerdings nur noch mit Passierschein, so dass wir ihnen Alternativen in Rumänien beschreiben mussten. Das Bild dabei muss man sich vorstellen: Vier atypisch bekleidete Radler liegen oder kauern mitten auf dem Boulevard von Panagjurischte über einer Europakarte (!!), erzählen sich laut und in einer fremdländischen Sprache alle möglichen Radtouristenstorys, lachen herzerfrischend und kreisen auf der Übersichtskarte von ganz Europa andauernd neue Gebiete ein. Also bei uns wäre da gleich die Stasi zur Stelle gewesen.

Die beiden Neuseeländer, Freund und Freundin, waren sehr umgänglich, nett und lustig. Irgendwann in der nächsten Zeit werden sie vielleicht auch die DDR kreuzen und uns besuchen, aber sie leben bei uns aufgrund des Zwangsumtauschs sehr teuer (und müssen auch in Rumänien zehn Dollar pro Tag umtauschen). Nachdem wir noch einmal eine Runde mit den Mountainbikes drehen durften, war es inzwischen halb neun geworden.

Als wir zurückkamen, wartete der Hausherr schon gemeinsam mit seinen Gästen sowie einer Schülerin des deutschen Gymnasiums und ihres Freundes. Das Mädchen konnte mit 16 Jahren sehr gut Deutsch – sie hatte also nicht umsonst eine glatte 5 in diesem Fach bekommen (Bulgarien ist nicht nur bei den Schulnoten ziemlich sowjetisch). So klang der Abend in angenehmer Atmosphäre aus, wobei ich glücklicherweise auf die Idee kam, den Bulgaren die rumänische Vase zu schenken, die ich wegen über(sch/fl)üssiger rumänischer Lei in Sinaia gekauft hatte. Sie passt auch wirklich wunderbar in die Schrankwand unserer Gastgeber – viel besser jedenfalls als in meine Packtaschen.

Panagjurischte

[Aber trotz der herzlichen Aufnahme mussten wir am nächsten Tag weiter.]

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. Tom sagt:

    Sagt mal, ich habe den Beitrag doch gerade erst deprivatisiert. Musste natürlich das Foto neu zuschneiden und solche Dinge, damit ich den Beitrag öffentlich machen kann. Aber wieso steht der uralte Text jetzt schon unter den meistgelesenen Beiträgen? Wie findet ihr sowas?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert