Tag 2 der 10-Seen-Kanutour: Paddeln vom Drewensee zum Pälitzsee
Am zweiten Tag der 10-Seen-Kanutour befuhren wir die Bundeswasserstraße. Klingt nach der romantischen Paddeltour durch die Schwaanhavel vom Vortag weit verkehrsreicher, als es ist. 15 km schöne Seen. Und mit Restaurant!
Ich liebe diesen Campingbienenstock
Der Wasserwanderplatz am Drewensee erwachte heute früh wie ein Bienenschwarm. Erst war es noch ganz leise. Dann kamen hier und da ein paar Geräusche dazu. Bald aber erhob sich ein allgemeines Gemurmel. Und schließlich war die Luft erfüllt von Reißverschlusszirpen, Brennerfauchen und Stimmengewirr. Das war für mich das Signal … eine Geschichte anzumachen. Erst als mein Handy keinen Strom mehr hatte, beendeten wir die Nachtruhe. Die meisten Zelte standen da noch.
Mobile Solaranlage für die 10-Seen-Kanutour
Und trotzdem lagen wir am Start im vorderen Mittelfeld der Kanuteams. Es war schon erstaunlich, wie schnell sich der Bienenschwarm vom Zeltplatz zerstreute. Also erst mal raus auf den See und die Solaranlage installieren, damit das Handy wieder Strom bekommt. Es soll ja schließlich ein ordentlicher GPS-Track aufgezeichnet werden. Wer genau hinschaut, sieht, dass der Track erst mitten auf dem Drewensee beginnt. Ab da hatte mein Handy wieder Strom.
Aber eines muss man den Mecklenburgern lassen: Grundstücke gibt es rund um die 10-Seen-Kanutour zum Niederknien. So wie dieser Gutshof in Ahrensberg. Zum Glück sind hier auch die Mücken nicht so aggressiv wie in Schweden, sodass man vielleicht sogar mal das ein oder andere Schäferstündchen auf der Wiese verbringen könnte.
Hausbrückentag auf der Bundeswasserstraße
Aber gut, wir wollen weiter. Also raus auf die Havel. Immerhin eine Bundeswasserstraße. Doch selbst die paar Hausboote auf der Havel störten nicht wirklich. Wenn überhaupt mal welche kamen. Aber vielleicht waren wir doch einfach nur zu zeitig. Es ist ebenfalls selten, dass man ein Foto von der Hausbrücke Ahrensberg ohne Boote sieht. Gut, das Schlauchboot da unten zählt nicht. Übrigens stammt die Brücke nicht aus dem Mittelalter, sondern ausweislich der Jahrestafel am rechten Widerlager aus dem Jahr 1928.
Aber auch sonst war es nicht schwer, die Bundeswasserstraße vollkommen bootsleer vorzufinden. Wahrscheinlich mussten die ganzen Hobbykapitäne ihren Kater ausschlafen. Und die Berufsschiffer fahren am Brückentag vielleicht sowieso nicht. Also ein ungestörter Tag 2 der 10-Seen-Kanutour.
Die meisten der Tuk-Tuk-Flöße lagen irgendwo versteckt am Ufer. Wir jedenfalls hatten unsere Ruhe.
Mittagessen am Yachthafen Priepert
Und dann stießen wir in Priepert sogar auf ein Bundeswasserstraßendreieck: Nach Südosten zweigt die Havel ab, nach Südwesten die Müritz-Havel-Wasserstraße. Und genau dort gibt es eine Siedlung des Sozialwerks der Bundeswasserstraßenverwaltung. Natürlich mit liebevoller Ufergestaltung. Wahrscheinlich haben deren Urlauber vor Langeweile auch die Schilder angebracht. Denn „richtigen“ Schiffsverkehr gab es hier eigentlich keinen. Nicht am Brückentag.
Das wichtigste an Priepert aber ist das Hafenrestaurant direkt am Yachthafen. Und was esse ich da? Natürlich Matjes. Okay, sicher nicht direkt aus der Havel, aber zumindest hat es was mit Wasser zu tun. Und war gut.
Und auch unsere Kinder musste ich nicht fragen, ob es geschmeckt hat. Sieht man doch.
Darüber hinaus hat mir am Hafenrestaurant gefallen, dass sowohl die Boote als auch der Kinderspielplatz in Sichtweite der verschatteten Terrasse lagen. Also eine schöne, elterngerechte Mittagspause.
Sommer, Sonne, Kiefern am Großen Pälitzsee
Ab Priepert verließen wir die Havel, die hier nach Südosten in Richtung Fürstenberg abzweigt. Da waren wir ja schon letztes Jahr zum Paddeln. Diesmal ging es auf der Müritz-Havel-Wasserstraße nach Südwesten weiter. Doch was nach diesem Essen kam, kann man nicht mehr richtig als Paddeln bezeichnen. Treiben lassen war es aber auch nicht, denn eine Strömung war nicht feststellbar. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Eigentlich habe ich erst an der Schleuse Strasen gemerkt, dass wir „bergauf“ gefahren sind. Ich war ganz überrascht, dass an der Schleuse der Gegenverkehr von oben kam. Aber klar, die Havel war ja in Priepert links abgebogen. Naja, trotzdem kamen wir irgendwie voran und bogen schon bald von der Müritz-Havel-Wasserstraße ab und in den Großen Pälitzsee ein.
30°C, Blauer Himmel, weiße Wolken, hohe Bäume und ein Schilfgürtel mit Flauschenten am Wasser – was will man mehr.
Und dann landeten wir planmäßig am Naturcamping am Großen Pälitzsee an. Der Campingplatz trägt stolz die Nummer C54 im Namen. Was immer das bedeuten soll. Ist aber auch egal, denn schön ist es hier. Kurz die Boote aus dem Wasser ziehen, das Gepäck auf die Wiese schleppen und das Zelt aufbauen.
Natürlich stehen wir wie immer direkt am Spielplatz, sodass zumindest die kleinen Kinder nicht so weit laufen müssen. Auch hier ist der Wasserwandererplatz ein separater Bereich, der immer freigehalten wird. Man kann also auch hier jederzeit ohne Anmeldung übernachten.
Abend auf dem Naturcamping am Großen Pälitzsee
Und dann kam einer dieser wunderbaren Sommerabende am See. Mit tief stehender Sonne, leisem Wasserplätschern und nur ein paar Mücken. Traumhaft.
Obwohl der nordische Sommerabend ziemlich lang war, wollten und mussten die Kinder natürlich nicht ins Bett. Also zumindest nicht, solange man noch irgendetwas sehen konnte. Und nachdem der Sandstrand komplett umgegraben war, sind wir noch zusammen schwimmen gegangen.
Man soll wohl am Großen Pälitzsee auch gut angeln können. Das kann ich aber nicht nachprüfen. Die Angler waren zwar da, aber Fische habe ich keine gesehen.
Tipps zu Tag 2 der 10-Seen-Kanutour
Wasserstraßenkarte
Immer noch sinnvoll ist der Tourenatlas Wasserwandern TA6 von Jübermann. Mit Hinweisen zu den Schleusen und Fahrzonen.
Essensversorgung
Das erste Restaurant nach der Hausbrücke liegt ganz gut auf halber Strecke. Einmal durch Priepert durch und dann links herum. Einfach in den Yachthafen reinpaddeln und dort festmachen. Das Restaurant Havelperle ist dann nicht zu übersehen. Direkt daneben Imbiss und Eisverkauf. Spielplatz für kindgerechte Bewegung.
Stromversorgung unterwegs
Mit dem Solarladegerät für zwei Handys.
Übernachtung
Campingplatz am Großen Pälitzsee mit extra Wasserwandererwiese. Schattiger Wasserwandererplatz unter hohen Kiefern. Spielplatz. Flacher Strand. Auch hier keine Anmeldung für Wasserwanderer nötig. Günstige Kanupauschale. Genügend überdachte Sitzgruppen für die Kanutouristen. Ringsum riesige Wälder. Und natürlich Wasser. Sonst nix.
Streckeninfos
Für 15 km waren wir mit der ausgedehnten Restaurantpause 6 Stunden unterwegs. Am Anfang 2 km Drewensee ohne Motorboote. Dann zwar „Wasserstraße“, aber ruhig. Gequert haben wir dabei die fett markierten Seen vom Drewensee bis zum Großen Pälitzsee:
- Plättlinsee
- Drewensee
- Finowsee
- Wangnitzsee
- Kleiner und Großer Priepertsee
- Ellbogensee
- Kleiner und Großer Pälitzsee
- Canower See
- Labussee
- (Kleiner und Großer Peetschsee)
- (Vilzsee)
- (Rätzsee)
- Gobenowsee
- Klenzsee
- Balinkasee
Der Abstecher von der 10-Seen-Kanutour zum Großen Pälitzsee auf den Naturcamping ist nicht weit, lohnt sich aber. Es ist hier viel ruhiger als auf den direkt am weg liegenden Zeltplätzen. Vor allem aber ist der Große Pälitzsee traumhaft und kaum befahren. Ist ja auch ein „Sacksee“, also hinten ist Schluss.
Am Tag 3 der 10-Seen-Runde paddelten wir dann weiter zum Gobenowsee.
Alle 4 Tage auf der 10-Seen-Runde (44 km)
1. Plättlinsee – Schwaanhavel – Campingplatz Drewensee (13 km / 3,5 Stunden)
2. Drewensee – Havel – Campingplatz am Großen Pälitzsee (15 km / 6 Stunden)
3. Großer Pälitzsee – Campingplatz am Gobenowsee (12 km / 5 Stunden)
4. Gobenowsee – Klenzsee – Kanuhof Wustrow (4 km / 2 Stunden)
Hallo Ihr Weltenbummler,
wenn ich das so lese und die Bilder dazu sehe, wird man ganz neidisch!
Da würde ich gerne sofort vom Arbeitsplatz aufspringen und ab aufs Wasser.
Weiter so!!
Grüße Nico
Ja, ich könnte auch schon wieder aufspringen… Die 10-Seen-Kanutour war echt toll… Und so ein Wetter hatten wir auch schon lange nicht mehr…