Dolomiten: Nebelsuppe rund um den Langkofel
Das Doppelmassiv aus Plattkofel und Langkofel lässt sich schön umwandern, heute allerdings ohne Aussicht.
Sturm und Regen am Fassajoch
In der Nacht rüttelt der Sturm am Zelt. Plätschert das Wasser. Früh ist es nicht besser.
Unser Biwakplatz bei 2300 m hängt direkt in den Wolken. Mal eine Pause. Dann wieder Regen. Aber die Wolkendecke steigt. Werden wohl doch nicht den ganzen Tag im Zelt bleiben müssen.
Aber der straffe Wind ist unverändert. Dazu stehen wir auf dem Fassajoch ziemlich exponiert. Doch so stark ist der Sturm nicht, dass ich Angst ums Zelt hätte.
Überlege schon mal, wo wir lang laufen. Morgen nachmittag müssen wir am Bahnhof Brixen sein. Haben also vom Fassajoch aus einige Optionen für die Wanderung zumindest in die Nähe der nächsten Bushaltestelle:
- 15 km / 2.100 m westlich über das Tierser Alpl durchs Bärenloch runter nach St. Zyprian
- 16 km / 1.800 m nordwestlich über die Seiser Hochalm nach Kastelruth
- 12 km / 1.200 m nördlich nach St. Ulrich
- 9 km / 950 m nordnordöstlich direkt runter nach St. Christina
- 11 km / 1.200 m nordöstlich um den Langkofel nach Wolkenstein.
Denke, denke. Am schönsten sind eigentlich die erste und die letzte Variante. Das Tierser Alpl kennen die Jungs schon. Also rund um den Langkofel nach Wolkenstein. Da dürften wir zudem ziemlich windgeschützt unterwegs sein. Und können auch gut in der Nähe der Bushaltestelle zelten.
Aber jetzt noch nicht. Denn Wind und Regen rütteln mal wieder am Zelt. Da ist Skat spielen schon die wesentlich bessere Alternative. 10:30 Uhr. War das ein Sonnenstrahl? Und wird der Regen nicht schwächer?
Das müssen wir ausnutzen. Jetzt oder nie. Ziehen also noch im Zelt alles an, was wir haben und packen die Rucksäcke.
Jetzt hört der Regen sogar ganz auf. Die Sonne kommt raus. Was`n hier los?
Wanderung um den Plattkofel
Bauen also in Windeseile das Zelt ab. Die Jungs müssen das Zelt festhalten, damit es beim Rausziehen der Heringe nicht wegfliegt. Jetzt noch das klatschnasse Zelt irgendwie in den Zeltsack wurschteln. Geschafft. Los. Runter vom Fassajoch und ab in den Windschatten des Plattkofels.
Der Schlern hängt immer noch in dicken Regenwolken. Ich rechne jeden Moment damit, dass es wieder losgeht. Aber nein, das Loch in der Wolkendecke hält.
Der Weg 527 verläuft fast auf einer Höhenlinie unter dem Plattkofel. Eigentlich ein hübscher Weg mit großartiger Aussicht auf Rosengarten, Schlern, Seiser Hochalm und natürlich den Plattkofel. Dazu kommen vom Langkofel immer wieder kleine Bäche runter, die heute allerdings alle komplett durchgefroren sind.
Nördlich vom Plattkofel ist es wie erwartet fast windstill, aber leider auch sonnenfrei. Wer kann denn auch ahnen, dass heute doch noch die Sonne scheint. Am steinübersäten Sattel zwischen Plattkofel (2.958 m) und Piz da Uridl (2.101) kriegen wir langsam Hoffnung auf eine regenfreie Wanderung. Sonne. Schokopause!
Vom Piz da Uridl schwenkt der Weg nach Osten zur Langkofelhütte ein. Jetzt ist nichts mehr mit schöner Aussicht. Nur noch trübe Nebelsuppe. Trotzdem schön.
An den Confinböden müssen wir mal auf 2000 m runter
Doch das ist gut. Denn so gibt es nicht nur Eis, sondern auch mal fließendes Wasser.
Dann müssen wir aber wieder bis auf 2.100 m hoch und die Jungs kommen mit den Regensachen ins Schwitzen. Also Gummibärchenpause und ausziehen.
Nebelwald unterm Langkofel
Queren dann den Fahrweg an der Geröllrinne zur Langkofelhütte und steigen in den schmalen, schönen Weg 526 westlich unterhalb des Langkofels (3.181 m) ein.
Erstaunlicherweise fällt nicht ein Tropfen. Nicht einmal, nachdem wir die Regensachen ausgezogen haben.
Unten müsste man jetzt St. Christina und Wolkenstein sowie die ganze Geißlergruppe sehen. Aber da ist nur Nebel. Schade.
Ist trotzdem schön hier im Nebelwald unterhalb vom Langkofel.
13:15 Uhr sind wir schon fast rum um den Langkofel. Jetzt kommen die ganzen Skigebiete um den Piz Sella (2.239). Eine Hütte wäre jetzt super. Idealerweise könnten wir gleich bis zum Abend bleiben, dort zelten und erst morgen runter nach Wolkenstein laufen. Aber welche der zahlreichen Hütten in der Umgebung hat jetzt in der Zwischensaison offen? Wahrscheinlich gar keine. Und auf Google ist da auch kein Verlass. Will mich zudem nicht mit sinnlosen Höhenmetern unbeliebt machen.
Wenigstens gibt es wieder mal frisches Wasser am Zufluss des Ruf die Strenc.
Wir könnten die Ciampinoi-Hütte (2.254 m) anpeilen. Vielleicht haben wir ja da Glück. Aber dazu geht es wieder hoch. Nein, nicht runter nach St. Christina. Denn dort können wir nirgendwo zelten. Kommt, einen Berg noch. Dann sehen wir Wolkenstein. .
Am Tiejasattel (2.127 m) reißt die Wolkendecke auf und wir stehen wieder vor der riesigen Sellagruppe. Die Runde um Plattkofel und Langkofel ist fast geschlossen.
Abstieg nach Wolkenstein
Wir sehen aber auch Plan de Gralba unten im Tal. Und, dass die angepeilte Ciampinoi-Hütte, die angeblich ganzjährig geöffnet hat, nochmal 130 Meter höher liegt. Da hat jetzt keiner mehr Bock drauf. Und so schenken wir uns das Restaurant. Also gibt es nur eine Hand voll Schokolade. Und dann laufen wir direkt runter nach Plan de Gralba.
Selbst unten in Plan de Gralba (1.806 m) ist bis auf ein paar Baustellen alles verriegelt.
Muss die Jungs jetzt um 15:00 Uhr echt mal zu einem richtigen Mittagessen nötigen. Denn es hat ja niiimaaand Hunger. Komischerweise werden trotzdem drei Packungen Fillinchen mit Senf und Würstchen verdrückt. Und das ist auch gut so. Denn wir müssen noch 3 km und 200 Höhenmeter runter.
Spieleabend und Rotlicht
Doch unten in Plan gibt es auch nichts. Frage sogar an einer Pension nach einem Zimmer, aber die wollen uns für nur eine Nacht nicht aufnehmen. Naja, weiter. Landen schließlich in einer Spielbar. Da gibt es zwar nichts zu essen. Aber Tische, Stühle und Getränke in einem warmen, trockenen Raum. Was will man mehr. Also spielen wir acht Runden Skat, trinken was und essen ein paar Croissants.
Erst 19:30 Uhr verlassen wir die nette Kneipe. Vor allem deswegen, da wir Hunger haben und Essen kochen wollen. Ich erzähle den Jungs vom alten Rumänien, als es regulär nichts in den Gaststätten zu essen gab und wir auf der Terrasse gekocht haben. Weiß nur nicht, ob es eine gute Idee wäre, in der Spielebar den Gaskocher rauszuholen. Also müssen wir ein Stück aus dem Ort raus.
Dann kochen die Jungs im Dunkeln unter rotem Tarnlicht noch eine Nudelsuppe, während ich das Zelt aufbaue.
So spät waren wir schon lange nicht mehr im Bett. 21 Uhr. Sogar ich schlafe umgehend ein.
Infos zur Wanderung rund um den Langkofel
- Strecke: Fassajoch – Plan die Gralba – Plan / Wolkenstein | 12,6 km | 506 m auf | 1.215 m ab
- Schwierigkeit: Gefahrloser, schöner Weg
- Hier geht es zur Packliste der gesamten Biwak-Ausrüstung.