MAN oder Mercedes als Basis für ein Expeditionsmobil?
Es ist schon komisch – die Antwort auf die Frage MAN oder Mercedes ist je nach Baujahr ganz eindeutig zu beantworten. Neue Expeditionsmobile basieren meistens auf einem MAN-Fahrgestell, während bei Fahrgestellen bis zum Baujahr 1997 Mercedes dominiert. Warum eigentlich? Was hat Mercedes falsch gemacht bzw. umgekehrt – was macht MAN besser?
Warum dominieren Mercedes-Benz LKW bis 1997?
Reden wir mal nicht vom Mercedes Kurzhauber. Der ist sowieso eine Ikone und kaum zu toppen. Auch nicht vom MAN-Pausbäckchen (z.B. MAN 11.168). Doch auch zu Zeiten der Mercedes-Benz NG gab es gute MAN-Fahrgestelle. Kaum zu sehen. Eigentlich überhaupt nicht.
Und dann kamen 1988 die Allrad-Modelle der Leichten Klasse (LK). Da war es aber immer noch keine Frage, ob MAN oder Mercedes als Fahrgestell besser sind. MAN hatte da noch nicht einmal ein modernes Fahrerhaus und musste 1990 gleich einen ganzen LKW-Hersteller (Steyr) kaufen, um dranzubleiben.
Und ein paar Jahre später hat MAN den LK gleich ganz nachgebaut, wie der kleine TGM zeigt.
Warum gibt es ab 1998 andere Antworten auf die Frage MAN oder Mercedes?
Der Abstieg von Mercedes begann 1996 mit den EcoPower-Modellen des Mercedes LK. Verbaut war da schon der neue OM 904 als Vierzylinder und Vorbote der neuen Atego-Zeit. Nun habe ich keine Ahnung von dem ganzen Elektronikkram. Doch ab 1998 waren Mercedes-LKW’s für mich vor allem vom Design her nicht so das große Ding. Aber das kann ja nun eigentlich auch nicht die einzige Ursache für die sinkenden Anteile an Expeditionsmobilen sein. Was war es aber dann?
Waren die MAN billiger? Die Ersatzteilversorgung kann es ja nicht gewesen sein. Wer kannte schon MAN außerhalb Europas? Vielleicht liegt es ja tatsächlich daran, dass der ab 1998 gebaute Atego nicht gerade eine Schönheit ist, während die MANs von Mal zu Mal schicker wurden. Oder war es doch vor allem besseres Marketing von MAN? MAN scheint sich irgendwann die besseren Multiplikatoren für die Vermittlung des Traums von der Freiheit geangelt zu haben. Doch mit welchem Wurm wurden Reisende und Aufbauhersteller geködert?
Oder ist es vielleicht nur so, dass der MAN TGM genauso aussieht wie der gute alte Mercedes LK? Vergleicht doch mal die beiden Bilder oben. Da sind doch nur Türgriff und Kühlergrill anders. Ansonsten ist der neue MAN TGM doch eine Wiedergeburt des Mercedes LK.
Welche LKW-Marke wählen Aufbauhersteller von Expeditionsmobilen ?
Seht euch mal die Webseiten der einschlägigen Aufbauhersteller von Expeditionsmobilen durch. Auch hier werden relativ junge MAN der Baujahre ca. 2000-2006 mit den „guten alten“ LK’s bis 1997 verglichen. Der Atego ist offenbar nicht vorstellbar. Auch ich habe ja die Frage MAN oder Mercedes für mein Expeditionsmobil zu Gunsten des Mercedes LK entschieden. Obwohl direkt daneben ein modernerer MAN LE 220 C stand. Auch als kurze Doka.
Irgendwie scheint Mercedes bei der Umstellung auf den Atego also viele Fans verloren zu haben. Dabei waren die neuen Ategos gar nicht sooo viel teurer als die „alten“ LK. Ein neuer Mercedes-Benz Atego Neu Bau, Atego 1018 A 4X4 B 05 mit Radstand 3260 mm und 7-Sitzer Fahrerhaus (L-BigSpace 2,3m) hätte mit genau 66.337,66 € brutto zu Buche geschlagen. Das war 2014 der kleinste Allrad-Atego.
Bei MAN hatte ich nicht mehr nachgefragt, da ich nur eine Preisorientierung für ein Neufahrzeug haben wollte, aber nicht so auf Elektronik im Auto stehe. Und nicht unbedingt auf Adblue. Wo soll man das in Afrika auch herbekommen? Und auch hier konnte nur MAN bis zum Jahresende 2015 aufgrund einer Gesetzeslücke noch Euro-V-Fahrgestelle ohne Adblue ausliefern. Der Gesetzgeber hatte offenbar übersehen, dass die Verpflichtung für Euro VI nur für fertig konfigurierte Fahrzeuge, nicht jedoch für Fahrgestelle galt.
Warum basieren so viele neue Expeditionsmobile auf MAN?
Dass MAN bei neueren Fahrzeugen (seit dem Mercedes-Modellwechsel zum Atego) die Nase vorn hat, scheint also von mehreren Faktoren beeinflusst zu sein. Für mich haben sich die folgenden Argumente zu Gunsten von MAN herauskristallisiert:
- Größeres Angebot passender Fahrgestelle
- Gefälligere Optik innen und außen
- Gezielte Förderung von prominenten Fernreisenden
- Längerer Verzicht auf Adblue
Was ist nun das richtige Basisfahrzeug für ein Expeditionsfahrzeug?
Die Frage nach dem „richtigen“ Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil lässt sich so oder so nicht leicht beantworten. Aber der Vergleich MAN oder Mercedes geht seit 2016 in eine neue Runde, da nun auch MAN auf Adblue setzt bzw. setzen muss. Nun, wir werden sehen. Und was meint ihr? MAN oder Mercedes? Wer hat die Nase vorn?
Also ich würde bis 1997 einen Mercedes LK bevorzugen. Aktuell finde ich jedoch den MAN TGM wesentlich schöner als den Mercedes Atego. Nicht umsonst steht auf meinem Schreibtisch ein schönes Modell von einem TGM. Ich muss nur noch ein wenig an der Bauchfreiheit arbeiten, einen Koffer draufsetzen und den Ausbau starten. Na, das wird ’ne feine Arbeit…
- Schönes Wiking-Modell von einer Feuerwehr auf MAN TGM: Klick
Was mich aber mal interessieren würde, sind konkrete Zulassungszahlen von leichten MAN- oder Mercedes-LKW’s über die letzten 30 Jahre…
Hallo, ich bin mit der Planung eines Expeditionsmobil beschäftigt. Aktuell tendiere ich aufgrund der Ersatzteilversorgung eher zu einem Mercedes. Evtl. ein Zetros, zwar teuer aber mit Euro 3 ohne AdBlue erhältlich und als Hauber im Gelände etwas entspannter zu fahren (Mal abgesehen, davon das ein Meter vom Aufbau für die Haube drauf geht), dafür gibt’s die Reifendruckanpassung serienmäßig an Board. Alternativ sind in der engeren Auswahl ein Steyr 12M18 (Sehr beliebt und gelobt unter Expeditionsbloggern), Unimog (Hab ich schon zuhause, ist mir aber vermutlich zu klein, weil ich immer gerne alles dabei habe) oder ein MAN LX 6×6. Habt ihr schon persönliche Erfahrungen mit der Ersatzteilversorgung von Mercedes gemacht?
Klar. ich gehe hin und bekomme, was ich brauche. 🙂
Bis jetzt waren jedenfalls alle Kleinteile, Gummi, Lager, Dichtringe, Bremsbeläge und Bremsenersatzteile sowohl für den MB 1124 als auch für den MB 711 noch lieferbar. Für den MB 1124 habe ich angeblich den vorletzten neuen Kühler erstanden. Es wird also schon Lücken in der Ersatzteilversorgung geben.
Warum TGM ?
Bei Atego brauchst du >5000 € aus zu geben um dein neues Allrad Fahrzeug in 2 stucke zu scheniden um der Radstand zu verlängeren.
TGM hat Luftfederung und Scheibenbremse. Was eigentlich ideal ist für ein Reisefahrzeug.
Ja, ich denke auch, dass der TGM einfach besser passt. Und schicker ist als der ATEGO.
Was hier vielleicht ein wenig übersehen wird ist, daß es bei MB in den unteren Tonnagen ab 7,49 t NUR den Atego gibt, MAN hier aber zwischen TGL und TGM unterscheidet. MAN bietet in der Klasse bei den Fahrerhäusern nur 2 Längen an, das ganz kurze, das direkt hinter der Fahrerrücksitzlehne endet und das lange mit Schlafkabine, dieses aber auch inzwischen als Hochdach. MAN nimmt z. B. beim TGL 8.220 – Fahrgestell (4 Zyl. mit 220 PS – max. Reifengröße = 235/75R17,5) und setzt auf die schmale Spurweite das große Fahrerhaus vom TGM mit seiner breiteren Spur, da mit 19,5″ Rädern bestückt. Umbereifung = Fehlanzeige.
Da kommt der Atego als 823 (4 Zyl. mit 231 PS) für meinen Geschmack doch wesentlich eleganter daher.
Ungeachtet dessen ist die Armaturentafel des MAN TGL ein absolutes Sahnestück, wohingegen die des Ategos eher altbacken wirkt, was aber nicht an den in der Klasse NOCH erhältlichen analogen Rundinstrumenten liegt.
Ja, es gibt sicher viele Gründe, sich für MAN oder Mercedes als Basisfahrzeug zu entscheiden. Aber auffällig ist für mich halt, dass diese Entscheidungen seit dem Mercedes-Modellwechsel von 1998 eher für MAN ausgefallen sind.