Lettland: Geländewagen an der Rigaer Bucht
Das ist mal wieder typisch. Wollte mich ja gestern Abend beinahe auf die Sandpiste direkt am Strand stellen. Na, das wäre was gewesen. Heute früh um 8 Uhr kommen natürlich zwei Geländewagen vom Strand. Denen hätte ich genau im Weg gestanden. Da ist so ein bescheidener Waldstellplatz wesentlich besser. Schattiger sowieso.
Rigaer Bucht mit Badewannentemperatur
Also in Ruhe ausschlafen. Und dann ans Meer.
Der Wind hat ein bisschen grünes Zeug angespült. Aber das Wasser ist unglaublich warm. Die Rigaer Bucht hat hier 27°. Gemessen, nicht gefühlt. Celsius, nicht Fahrenheit.
Das also hatte der Campingplatzchef von Pape gemeint, als er gesagt hat, am Kap Kolka treffen sich das kalte und das warme Meer. Liegt sicherlich daran, dass vor dem Strand mindestens zwei weitere Sandbänke liegen, sodass das Meerwasser hier wie in einer Badewanne aufgeheizt wird. Das Babybadebecken auf dem Strand hat sogar 29°.
Jetzt allerdings nicht mehr. Denn die Jungs haben den ganzen Strand umgegraben und das Badebecken entwässert.
Nun, spätestens der nächste Sturm wird das wieder richten.
Soweit das Auge reicht, ist nur die eigene Familie zu sehen. So ein schöner Platz. Bedaure richtig, nicht auch 3 Monate Zeit für den Urlaub zu haben.
Allrad ist überbewertet
Schnell noch die Sandalen des Jüngsten auf die Motorhaube zum Trocknen stellen. Dann zusammenpacken. Bus warmlaufen lassen. Und mit Vollgas die kleine, wacklige Waldpiste hoch.
Geschafft. Sehe wieder mal, dass Allrad beim Vario überbewertet ist. Sehe allerdings nicht, dass da nur noch ein Schuh auf der Motorhaube steht. Oder dass da überhaupt Schuhe stehen. Oh Mann.
Statt mal richtig nachzusehen, schleiche ich nur unten um die Reifen herum und prüfe dort, ob alles in Ordnung ist. Ist es. Also ab nach Riga. Immer weiter durch die endlosen lettischen Wälder an der Rigaer Bucht.
Links Kiefernwald und Meer.
Rechts Kiefernwald und Wald. Dazwischen ein paar Dörfer. Nach 100 km eine Art Seminarzentrum. Mit Restaurant. Halt. Stopp. Einparken. Alle raus. Und jetzt erst sehe ich den Schuh auf der Motorhaube. Den einzelnen Schuh. Checke im Nachhinein die Fotos auf dem Handy. Ah, den haben wir schon auf den ersten 50 Metern verloren. 200 Kilometer Umweg? Eher nicht.
Also barfuß ins Restaurant, das eigentlich nur ein Selbstbedienungsbuffet ist. Allerdings ohne Selbstbedienung. Und natürlich ist die Bedienung der Flaschenhals. Aber wenigstens kann sich jeder sein Lieblingsessen selbst zusammenstellen. Zumindest soweit zu erkennen ist, was da so angeboten wird. Die russische Soljanka und der Borschtsch jedenfalls sind lecker. Alle satt? Weiter geht’s.
Wer kann, wohnt in Jūrmala und Majori
Kommen jetzt langsam in die hauptstädtischen Villenvororte an der Rigaer Bucht.
Je städtischer und mondäner die Gegend wird, umso mehr Geländewagen fahren rum. Jūrmala. Majori. Irgendwas steht da von Maut. Naja, die werden schon eine Rechnung schicken. Trotz des Reichtums hat es nicht mehr für die Straßenentwässerung gereicht. Alles ist frisch überflutet. Immer wieder ist die rechte Spur für normale PKWs unbefahrbar. Deswegen also die vielen SUVs.
Citycamping Riga
Riga selbst empfängt uns mit Stau. Will ja mitten hinein ins Zentrum.
Da gibt es auf einer Insel einen Campingplatz. Wohnmobilstellplatz. Zeltplatz. Von allem ein bisschen. Hinstellen. Räder runter. Altstadt fahren.
Erste Kurzbesichtigung von Riga
Nach der Brücke und dem Schloss präsentiert uns Riga eine deutschinitiierte Bärenausstellung. Also eine mehr oder weniger ideenreiche, mehr oder weniger ländertypische Bemalung einheitlicher Bärenfiguren. Kunst sagt ja immer viel über den Künstler aus. Bei manchen zu viel.
Aber wir sind ja hier nicht im Kunstunterricht, sondern auf Stadtvorerkundungstour. Das Schwarzhäupterhaus mit der Rolandstatue sagt jedenfalls auch viel. Zur Geschichte Rigas.
Riga. Hanse. Hansestadt. Bremer Stadtmusikanten. Oookkaaayyyy. Ein gewisser Bezug ist da. Wäre aber von alleine nie im Leben darauf gekommen, dass die noch in Knechtschaft befindlichen Letten hier in Riga als etwas dümmliche Bremer Stadtmusikanten durch einen gorbatschowschen Spalt des Eisernen Vorhangs die Verheißungen der neuen Zeit erspähen. Hmmmm. Naaaaja. Man sieht, von welcher Seite des Eisernen Vorhangs der Künstler kommt. Oder in diesem Fall die Künstlerin. Christa Baumgärtel.
Da haben sich die Rigaer bei der Neugestaltung ihrer Stadt selbst wesentlich mehr Mühe gegeben. Eine der wenigen Neubauten an der St.-Petri-Kirche ist mit alten Backsteinziegeln gemauert. Mit denselben wie an der St.-Petri-Kirche gegenüber. Nix mit Allerweltsfassadenelementen.
So. Das muss fürs Erste reichen. Die Altstadt von Riga ist ja nicht groß. Und auch nicht weit vom Citycamping. Sind also nach gerade mal sechs Kilometern zurück am Bus. Abendessen. Fußball spielen. Gibt ja direkt nebenan einen Bolzplatz. Die Jungs spielen bis zum Gewitter und kommen klatschnass zurück. Jetzt aber duschen!
Kolka – Roja – Mērsrags – Jūrmala – Majori – Riga | Lettland | 149 km | 1.891 km
Weitere Infos zur Rigaer Bucht und zu Riga
- Info zur Maut in Jūrmala an der Rigaer Bucht: Klick
- Künstlergedanken zu den Bremer Stadtmusikanten in Riga: Klick
- Infos zum Citycamping Riga direkt auf der Insel Ķīpsala: Klick
- Das Infrarotthermometer dient primär der Temperaturkontrolle von Radlagern und Gelenkwellen, aber auch der Gewässertemperaturbestimmung: Klick
[Am nächsten Tag steht dann natürlich die intensive Besichtigung der Altstadt von Riga an.]