Jordanien / Wadi Rum: Nabatäisch-Düsseldorfer Ausgrabungen
Natürlich konnten wir nach dem gestrigen Privatempfang nicht im Auto schlafen, sondern mussten mit dem Gästezimmer unsere jordanischen Spontangastgeber vorlieb nehmen. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich glatt erfrieren müssen. Der Abschied am Morgen war kurz und herzlich. Die Jordanier sind in dieser Hinsicht wirklich sehr angenehme Zeitgenossen.
Bei kaltem, starken Wind fuhren wir nach Shonbak und hakten die stark zerstörte Kreuzritterburg im Vorbeifahren ab. Da sich in Petra die Wettersituation immer noch nicht gebessert hatte, entschieden wir uns für den Süden und machten uns auch gleich auf den Weg. Die Entfernungen in Jordanien sind ja nicht so groß.
In Quweiba habe ich einen neuen Tankrekord aufgestellt: 113 Liter für 12 Jordanische Dinar (30 DM) – nicht schlecht.
Derart versorgt fuhren wir ins Wadi Rum und wagten uns nach Entrichten der Eintrittsgebühr (á 2 DM) mit unserem völlig wüstenuntauglichen Fahrzeug auch gleich auf die Piste. Nach 100 m hatte ich das erste Mal Probleme; nach 2 km blieb ich stecken. Glücklicherweise habe ich immer ein paar Bretter im Bus, die ich jetzt unterlegen konnte. So überwand ich Meter für Meter etwa 100 m völlig versandete Piste, bis ich mit dem Düsseldorfer Altmetall (vulgo „Düdo“) wieder „festen“ Boden unter den Rädern hatte.
Besonders problematisch ist dabei, dass der ohnehin schon schwachbrüstige 65-PS-Motor im Düdo aufgrund der nach meinem Umbau erheblich längeren Übersetzung so gut wie überhaupt kein Drehmoment und vor allem keinen wirklichen 1. Gang mehr hat. Die Motorkraft reicht im kleinsten Gang gerade aus, um auf festem Untergrund anzufahren, nicht jedoch, um sich mit Schwung durch ein Weichsandfeld zu wühlen. Naja, dadurch wühlt man sich aber auch nicht so tief ein und muss beim Steckenbleiben nicht so viel graben.
Und während ich den guten Mercedes also Meter für Meter durch den Sand grub (wobei ich lieber meine Ruhe habe), hatte meine geliebte Mitreisende schon die ersten nabatäischen Inschriften entdeckt, für die diese Gegend berühmt ist.
Jedenfalls haben wir es irgendwann dann doch bis zum „Schwimmbecken“ des Lawrence von Arabien geschafft. Wir ließen den Bus dort stehen und unternahmen einen Streifzug in die Umgebung.
Über große Granit-, Basalt- und Sandsteinbrocken kletterten wir zu den Quellen am Felsen. In halber Höhe, an der Schichtgrenze zwischen Granit und dem darüber liegenden Sandstein tritt hier das Sickerwasser zu Tage. Der berühmte Lawrence-Pool ist etwa 1,5 x 0,5 m groß und maximal 30 cm tief. Er befindet sich zwischen 2 großen Palmen und der Felswand in halber Höhe und ist voll mit Wasserpflanzen zugewachsen.
Aber es herrscht trotzdem eine sehr angenehme Atmosphäre. Ringsum Wüste und hier dieser grüne Flecken! Unweit vom Lawrence-Pool wächst sogar Pfefferminze.
In den Büschen und Bäumen saßen tausende Vögel und schienen sich intensiv über die Tageserlebnisse zu unterhalten. Mit Einbruch der Dunkelheit war es dann aber schlagartig ganz still. Unten am Bus warteten schon einige Leute vom Militärposten weiter vorn, die extra Tee gekocht hatten. Sie saßen noch ein wenig an unserem Lagerfeuer, radebrechten mit uns und sind dann zurück in die Siedlung gelaufen. Hier draußen in der Wüste ist es jetzt stockdunkel, nur die Sterne leuchten wie verrückt.
Tafilah – Petra – Wadi Rum (120 / 3530 mls)