ZIL-130: Sowjetischster LKW aller Zeiten

Der ZIL-130 ist weder der schönste noch der beste LKW. Aber das für die Sowjetunion so typische Modell wurde 3½ Mio. mal verkauft. Also verdient der ZIL-130 auch einen Platz in meiner Ehrengalerie alter LKWs.

Blau-weißer ZIL-130 in Moldawien Chişinău

Blau-weißer ZIL-130 in Moldawien Chişinău

Der lange Weg des ZIL-130

1953: LKW-Entwicklungsauftrag

Wegen des missratenen Nachkriegsmodells ZIS-150 begann schon 1953 die Konstruktion eines grundlegend überarbeiteten Nachfolgers. Der neue ZIS-125 / ZIS-150M sollte Stalins Namen in der Bezeichnung ZIS (Завод имени Сталина / Sawod imeni Stalina / Betrieb namens Stalin) nunmehr endlich zur Ehre gereichen. Das „З“ in der Handelsmarke ЗиС wird dabei englisch zu ZIS, das Wort Завод auf deutsch als Sawod transkribiert.

1956 gab es den ersten Prototypen des neuen LKW-Modells. Aber erst 1959 und damit 6 Jahre nach Stalins Tod war die Entwicklung abgeschlossen und der LKW bestand die ersten Tests im zwischenzeitlich (auch oder zumindest?) dem Namen nach entstalinisierten Lichatschow-Werk (vgl. Gladky, ZIL-130 – Sowjetische Legende).

Weitere drei Jahre dauerte es, bis 1962 die nächsten fünf Exemplare des ZIL-130 (ЗИЛ-130) aus den Moskauer Werkhallen rollten. Es waren aber nicht nur die Konstrukteure, die diesmal alles richtig machen wollten. Sondern nebenbei lief im ZIL-Werk ja noch die Vorgänger-Produktion auf Hochtouren.

Zudem ging es bei Entwicklung und Fertigung des ZIL-130 ja auch „nur“ um ein ziviles Modell für den Verkauf auf dem sowjetischen Inlandsmarkt. Wobei das sicherlich kein Verkauf im heutigen Sinn war. Sondern eher eine planwirtschaftliche Zuteilung. Habe allerdings keine Ahnung, wie damals der Kaufpreis für einen LKW bezahlt oder verrechnet wurde.

Alter ZIL-130 in Moldawien

Alter ZIL-130 in Moldawien

Um den vorrangig zivilen Charakter und die hoffnungsfrohe Zukunft der Sowjetunion zu unterstreichen, gab es sogar erstmals eine Lackierung des ZIL-130 in himmelblau mit weißer Front. Nicht rausbekommen habe ich, ab wann diese Zweifarblackierung angeboten wurde. Diese blau-weiße Zweifarblackierung trägt aber auch der kleinere GAZ-53 aus Gorki, der ebenfalls millionenfach produziert wurde.

Der auf den ersten Blick ähnliche GAZ-53 hat einen senkrechten Kühlergrill und keine Luftschlitze an der Motorhaube. Typisch für den (hier mal khakigrünen)  ZIL-130 sind 4 seitliche Luftschlitze in der Motorhaube.

Vergleich von GAZ-53 und ZIL-130

Vergleich von GAZ-53 und ZIL-130

Ein 2-Achser mit 4 seitlichen Luftschlitzen an der Motorhaube ist also immer ein ZIL-130. Oder stammt zumindest von diesem ab.

4 typische Lüftungsschlitze am ZIL-130

4 typische Luftschlitze am ZIL-130

1964: Start Massenproduktion ZIL-130

Nicht nur Konstruktion und Fertigung der Prototypen des ZIL-130 verzögerten sich, sondern auch der Umbau der Produktionsanlagen für den ZIL-130 in Moskau. Eigentlich hatten die sozialistischen Planungschefs nämlich vor, die LKW-Bänder parallel zur laufenden Produktion bis 1962 umzubauen. Das war aber etwas zu ehrgeizig.

Und so begann die Massenproduktion des ZIL-130 erst am 01.10.1964 und damit 11 Jahre nach Beginn der Entwicklung (vgl. Gladky, ZIL-130 – Sowjetische Legende).

Drei aktive ZIL-130 in Moldawien

Drei aktive ZIL-130 in Moldawien

1973: Qualitätssiegel für den ZIL-130

Doch die ganze Trödelei bei Entwicklung und Erprobung des ZIL-130 hat sich gelohnt. Denn der Hundertdreißiger ist schnell zu einem ganz typischen Teil des sowjetischen Straßenbildes geworden. Russische Fahrzeughistoriker vergleichen die gestalterische Eigenständigkeit und stilbildende Bedeutung des ZIL-130 für die Sowjetunion (zurecht) mit der von Coca-Cola für die USA und dem Käfer für Deutschland (so Gladky und Trucksreview.ru: Bester mittlerer LKW der Sowjetzeit, Лучший среднетоннажник советской эпохи: Klick).

Aber nicht nur Volkswirtschaft und Volk, sondern auch die staatliche Qualitätsprüfungskommission (государственная аттестационная комиссия) war jetzt mit dem neuen mittleren LKW zufrieden, der in 12 Tagen „sogar“ eine Testfahrt über 25.000 km ohne eine einzige Panne geschafft hat (Quelle).

Und so bekam der ZIL 130 im Jahr 1973 das fünfeckige Qualitätszeichen (Государственный знак качества СССР). Das Ehren-Fünfeck war als staatliches Gütesiegel der UdSSR recht begehrt und belegt, dass das so geehrte Produkt nicht schon an der Fabrikausfahrt auseinanderfällt. Selbst die Reifen dieses ZIL-130 zeigen das Qualitätssiegel.

ZIL-130, staatliches Gütesiegel der UdSSR

ZIL-130, staatliches Gütesiegel der UdSSR

1966: Erste Modellpflege zum ZIL-130-66

Die erste Modernisierung des ZIL-130 erfolgte schon 1966. Dabei wurde die Motorleistung auf 150 PS und die Nutzlast fahrbahnunabhängig auf 5 t erhöht. Vorher durfte der ZIL nämlich auf schlechten (d.h. auf allen) Straßen nur 4 t laden. Die erste Generalüberholung hat ZIL bei 200.000 km angesetzt (Quelle 1 und Quelle 2).

1976: Modellpflege zum ZIL-130-76

Die Modellpflege von 1976 brachte eine Erhöhung der Nutzlast des Basismodells ZIL-130 auf 6 Tonnen. Dazu wurde die Haltbarkeit des Benzinmotors bis zur ersten Überholung auf 300.000 Kilometer erhöht.

Der 1976er ZIL ist an der getauschten Position von Scheinwerfer und Blinker zu erkennen: Ab 1976 sind die Scheinwerfer nach unten und die Blinker nach oben gewandert. Die ersten Exemplare hatten die Blinker noch unter den Scheinwerfern. Der nächste Kipper ist so eine frühe Version des ZIL-130 mit einem Baujahr vor 1976.

Erste Ausführung ZIL-130-MMZ mit Scheinwerfern über den Blinkern (bis 1976)

Erste Ausführung ZIL-130-MMZ mit Scheinwerfern über den Blinkern (bis 1976)

Das nächste Foto zeigt dann die „moderne“ Ausführung des ZIL-130 ab 1976 mit den Scheinwerfern unter den Blinkern. Die Reglementierung der maximalen Scheinwerferhöhe hat übrigens auch beim Mercedes Kurzhauber zu einer tieferen Anordnung der Hauptscheinwerfer geführt.

Anordnung der Hauptscheinwerfer ab 1976

Anordnung der Hauptscheinwerfer ab 1976

1980: ZIL-130-80 als 3. Modernisierung

Der ZIL-130-80 wurde ab der Version 1980 mit drei unabhängigen Bremssystemen ausgerüstet (Quelle). Mit den drei unabhängigen Bremssystemen sind allerdings Betriebsbremse, Motorbremse und Handbremse gemeint. Die Bremsanlage war nach wie vor nur ein Einkreissystem. Also nicht viel Neues im Osten.

Abgestellter, blau-weißer ZIL-130 am Kloster Hâncu

Abgestellter, blau-weißer ZIL-130

1986: Modernisierung zum ZIL-431410

Ein typisches Beispiel für die Auswüchse der Planwirtschaft ist die sowjetische Norm ОN 025 270-66 zur einheitlichen Kennzeichnung von Fahrzeugen und Gabelstaplern. Irgendeine zentrale Plankommission hatte sich 1966 eine universelle, standardisierte Bezeichnung aller Fahrzeuge von AKSAI bis ZIL ausgedacht (Quelle).

Den Quatsch hat man bei ZIL aber 20 Jahre ignoriert und erst 1986 die normgerechte Bezeichnung ZIL-431410 umgesetzt. Dennoch verwendet kein Mensch den neuen „Namen“ ZIL-431410. Das war eine reine Bürokratieposse.

Viel wichtiger als die Umbenennung sind die technischen Neuerungen des ZIL-431410 ab 1986. Die Standardversion wurde durch verschiedene Maßnahmen aufgewertet, die eigentlich schon 1980 realisiert werden sollten (vgl. Worobjow, Beschreibung der Änderungen des ZIL-431410 auf denisovets.ru, Quelle):

  • Verbesserter Benzinmotor ZIL-508.1000400 mit neuem Zylinderkopf, 2 statt 3 Kolbenringen, weniger Hubraum und mehr Verdichtung (7,1).
  • Vergaser K-88AT,
  • Luftfilter BM-21,
  • Zündverteiler 46.3706.

Einige Verbesserungen allerdings wurden nur auf Sonderwunsch verbaut:

  • Elektronisch geregelte Vergaser,
  • Kontaktloses Zündsystem und
  • endlich ein optionales Mehrkreisbremssystem.

1994: Produktionsende in Moskau

Nach der 1992er Privatisierung von ZIL lief am 30.12.1994 der letzte Moskauer ZIL-431410 mit der Seriennummer 3.388.312 vom Moskauer Fließband (Wiki und Gladky).

ZIL - Zawod imeni Lichatschowa

ZIL – Sawod imeni Lichatschowa

1995: UAMZ-43140 aus Novouralsk

Ab dem 27.10.1987 wurde im ZIL-Zweigwerk UAmZ hinter dem Ural ja schon das militärische 6×6-Modell ZIL-131N produziert. Ab 1995 übernahm das Uraler Automobilwerk UAmZ (Уральский автомоторный завод УАМЗ) in Novouralsk dann auch die Produktion des 4×2-Modells ZIL-130 als UAMZ-43140. Die 6-Tonner UAMZ 431410 sowie die 6,8-Tonner UAMZ 431412 hatten aber standardmäßig immer noch den zuletzt 1986 modernisierten 6-Liter-V8-Benziner ZIL-508.10 mit 150 PS verbaut (Quelle).

Allerdings trug der ansonsten unveränderte UAMZ-43140 nunmehr das Fahrerhaus des Militärmodells ZIL-131N. Und so gibt es in Russland und den Ex-Sowjetrepubliken zahlreiche Zweiachser, die wie ein um die dritte Achse kastrierter ZIL-131 aussehen. Das sind die neueren UAMZ-43140-Modelle.

UAMZ-43140 als ZIL-130 mit großem Fahrerhaus in Moldawien

UAMZ-43140 als ZIL-130 mit großem Fahrerhaus

2002: Letzte Baureihe AMUR-431410

Ab 2002 heißt der Hundertdreißiger AMUR-43140 (АМУР-43140), da sich das Novouralsker Fahrzeugwerk UAmZ in „Aktiengesellschaft Automobile und Motoren aus dem Ural“ AMUR umbenannt hatte (ЗАО Автомобили и моторы Урала АМУР, Wiki EN).

2010: Einstellung der Produktion

Die Produktion des AMUR-43140 endete 2010 mit der Insolvenz von Amur (vgl. russische Wikipedia zu AMUR: Wiki RU).

Das ist eine Gesamtbauzeit von immerhin 46 Jahren für dieses LKW-Modell. Nicht schlecht. Und auch wenn die Anzahl der produzierten LKWs aus Novouralsk im Dunkeln bleibt, werden es wohl einschließlich der genau 3.388.312 ZIL-130 aus Moskau wenigstens dreieinhalb Millionen LKWs dieser Modellfamilie sein.

Würdigung des 130ers

Bewertung in Russland

Die Bewertung des ZIL-130 in russischen Beiträgen und Technikforen ist durchweg positiv bis begeistert. Der Hundertdreißiger wird von den Russen vor allem für seine Robustheit und Zuverlässigkeit sowie für den kraftvollen und leisen Motor gelobt. Diese Vorteile egalisieren selbst Nachteile wie den hohen Kraftstoffverbrauch der Benzinmodelle sowie die schlechte Rundumsicht aufgrund der großen Motorhaube.

Heute noch im Einsatz sind vor allem die ZIL-130 mit Gas- oder Dieselmotor. Die werden gehegt und gepflegt.

Aktiver ZIL-130 mit grün-weißer Lackierung

Aktiver ZIL-130 mit grün-weißer Lackierung

Himmelblaues Standardmodell des ZIL-130

Gefühlt sind fast alle zivilen 130er in himmelblau-weiß lackiert. Das ist einfach das Standardmodell des zivilen 130ers mit himmelblauem Fahrerhaus und weißer Frontmaske. Diese Farbgebung steht wie keine andere für den sowjetischsten aller Lastwagen und lässt die Herzen nicht nur der russischen LKW-Fans höher schlagen.

Himmelblau-weißer ZIL-130 in Moldawien

Himmelblau-weißer ZIL-130 in Moldawien

Technische Daten und Modelle

ZIL-130: Standard-LKW mit Benzinmotor

Der Benzinmotor im ZIL-130 ist Stärke und Schwäche zugleich. Einerseits ist der Motor robust, kraftvoll und recht leise. Andererseits aber auch ein Säufer. Ab 1966 leistet der Benziner 150 PS bei 3200 Umdrehungen. Das maximale Drehmoment von 334 Nm liegt aber schon bei 1100-1400 Umdrehungen an (vgl. Kunkel, Typenkompass DDR-Lastwagen, Importe aus der UdSSR, S. 23).

Die Angaben zum Verbrauch des Benzinmotors schwanken. In der Bedienungsanleitung ist für ebene Strecke bei kontinuierlicher Geschwindigkeit von 60 km/h (also ohne Stopps) ein Normverbrauch von 29 Liter Benzin auf 100 km angegeben (S. 11). Kunkel schreibt von 27 – 36 Liter Verbrauch bei 60 km/h (S. 23). Und die Russen stöhnen nur. Geht also für einen ZIL-130 mit Koffer und Beladung bei 80 km/h lieber mal von einem realen Benzinverbrauch von 40 bis 50 Litern aus.

ZIL-130 und MB 711 in Moldawien

ZIL-130 und MB 711 in Moldawien

Das Getriebe des ZIL 130 war ein Fünfganggetriebe mit sehr kurz übersetztem ersten Gang für bessere Berg- und Geländeeigenschaften. Der 1. Gang ist mit 7,44 fast doppelt so kurz wie der 2. Gang mit einer Übersetzung von 4,10. Angefahren wird normalerweise im 2. Gang (Bedienungsanleitung ZIL-130, S. 14).

Interessant ist das geringe Leergewicht des ZIL-130. Nach dem Motto „Was nicht dran ist, wiegt auch nichts“ beträgt das Leergewicht des kurzen Fahrgestells nur 3,7 Tonnen. Allerdings schwanken die Angaben zum Leergewicht und werden für das Fahrgestell mit Pritsche auch mit 3,8 oder 4,5 Tonnen angegeben (Kunkel, S. 23; Betriebsanleitung, S. 10). Doch trotz des geringen Leergewichts hatte der ZIL anfangs 5 Tonnen, ab 1976 dann 6 Tonnen und später bis zu 6,9 Tonnen Zuladung (vgl. Gladky, ZIL-130 – Sowjetische Legende).

ZIL-130 Frontscheinwerfer mit Tarnlicht

ZIL 130 Frontscheinwerfer mit Tarnlicht

Barreiros-ZIL mit kubanischem Lizenz-Dieselmotor

Etwa ab 1980 wurden bei Martires de Giron in Havanna ZIL-130 auf kubanische Taino-Lizenz-Dieselmotoren umgebaut. Der spanische Industrielle Eduardo Barreiros hatte sich nach langwierigen Tests mit 4 Monaten Dauerbetrieb gegen Dieselmotoren von Daimler-Benz und Nissan durchgesetzt. Und so wurden auf Kuba Taino-Dieselmotoren gefertigt und importierte ZIL-130 auf Diesel umgerüstet. Gibt dazu einen interessanten Beitrag auf gruzovikpress.ru (Stanislav Kiriletz: Mit spanischem Akzent – Diesel ZISs und ZILs von Eduardo Barreiros, Klick).

Dazu hat Barreiros auf Kuba 1000 ZIL-130-Motoren mit neuen Kolben und Zylinderköpfen auf Diesel umgebaut. Dabei konnte er auf seine Erfahrungen nach dem spanischen Bürgerkrieg zurückgreifen. Damals wurden in zwei Jahren 2.000 Benzinmotoren des russischen Dreitonners ZIS-5 durch Tausch der Kolben und Zylinderköpfe sowie Einbau von Einspritzpumpen zu Dieselmotoren umgebaut. Zeitgenössische Berichte sprechen bei dem Umbau von Benzin auf Diesel von einer Halbierung des Verbrauchs ohne Leistungsverlust (vgl. Kiriletz: Mit spanischem Akzent – Diesel ZISs und ZILs von Eduardo Barreiros, gruzovikpress.ru, Klick).

Gleicher Motorblock nach Umrüstung von Benzin auf Diesel

Gleicher Motorblock nach Umrüstung von Benzin auf Diesel

ZIL-131: Militärmodell mit 3 angetriebenen Achsen

Ab 1967 fertigte ZIL in Moskau den dreiachsigen, allradgetriebenen ZIL-131 für das Militär. Hauptunterschied des ZIL-131 ist natürlich die zusätzliche Achse. Dabei geht es jedoch nicht um mehr Zuladung, sondern um niedrigeren Bodendruck sowie bessere Böschungswinkel. Und damit um mehr Geländegängigkeit. Die maximale Zuladung des Dreiachsers ist mit 5 Tonnen sogar geringer als die des Zweiachser mit bis zu 6,9 Tonnen.

Militärmodell ZIL-131 6x6

Militärmodell ZIL-131 6×6

Aber auch die Fahrerhäuser des ZIL-131 und des ZIL-130 unterscheiden sich. Während der ZIL-131 eine geteilte Frontscheibe, frei schwebende, flache Kotflügel und einen senkrechten Kühlergrill hat, ist das Fahrerhaus des zivilen ZIL-130 vor allem an der durchgehenden Frontscheibe und den Ponton-Kotflügeln zu erkennen. Die ZIL-typischen 4 seitlichen Luftschlitze an der Motorhaube haben beide. Erst ab 1995 bekam der zweiachsige ZIL-130 dann auch das militärische Fahrerhaus vom Dreiachser.

Vergleich Fahrerhäuser ZIL-131 und ZIL-130

Vergleich Fahrerhäuser ZIL-131 und ZIL-130

ZIL-133: Ziviler Dreiachser 6×4 mit KamAZ-Diesel

Auf Basis des ZIL-130 entstand 1966 der ZIL-133 als dreiachsiger, ziviler LKW, der jedoch im Gegensatz zum militärischen ZIL-131 keine angetriebene Vorderachse und das einfache Fahrerhaus des ZIL-130 hatte. Den ursprünglichen Benzin-ZIL-133 treibt der von 150 auf 180 PS leistungsgesteigerte Motor des ZIL-130 an. Interessant ist das sperrbare Mitteldifferenzial des ZIL-133.

Ab der Modernisierung 1979 werkelte ein KamAZ Dieselmotor im ZIL-133GJa. Dazu lieferte KamAZ die druckluftunterstützte Kupplung, ein 10-Gang-Splitgetriebe sowie 4-Kreis-Bremse, Motorbremse und Servolenkung. Für den Einbau des längeren KamAZ-Dieselmotors musste auch noch der Motorraum geändert und dem ZIL-133 ein neuer Kühlergrill nebst längerer Motorhaube verpasst werden. Aber endlich war der dreiachsige Ableger des 130ers ein zumindest halbwegs wirtschaftlicher LKW (vgl. Dünnebier, Lastwagen und Busse Osteuropas, Seite 225 sowie die Beschreibung des ZIL-133 auf der russischen Webseite zil133.ru, Quelle).

Gegenüber dem Benzinmotor mit 5-Gang-Getriebe sank der Verbrauch des ZIL-133GJa mit dem V8-Diesel und 10-Gang-Split-Getriebe auf 30 Liter Diesel. Und das trotz deutlich gesteigerter Leistung, Tragfähigkeit und Anhängelast (vgl. zil133.ru: Klick). Der ZIL-133 lief wie der ZIL-130 auf Reifen 9.00 R 20 (Dünnebier, S. 225).

Bereifung des ZIL-130 und ZIL-133: 9.00 R 20

Bereifung des ZIL-130 und ZIL-133: 9.00 R 20

ZIL-136: Exportversion mit Dieselmotor

Schon ab 1965 verkaufte die Sowjetunion den ZIL-136 als Exportversion des Modells ZIL-130 mit verschiedenen ausländischen Dieselmotoren. Angaben dazu finden sich in den russischen Beiträgen zum ZIL-136 auf denisovets.ru (Quelle) und wroom.ru (Quelle). Dazu habe ich den ZIL-136 gerade auch auf der deutschen Wikipedia nachgetragen.

  • Finnische Vierzylinder-Dieselmotoren von Valmet mit 4,2 Liter Hubraum und 125 PS,
  • Britische Sechszylinder-Diesel von Perkins Engines mit 5,8 Liter Hubraum und 140 PS sowie
  • Britische Sechszylinder-Diesel von Leyland Motors mit 6,5 Liter und 137 PS.

Die Exportmodelle des ZIL-136 hatten unterschiedliche Radstände, eine Gesamtmasse von 10,6 bis 12,0 Tonnen und 6,9 bis 8,2 Tonnen Nutzlast. Ein Beispiel ist der Muldenkipper ZIL-136ID1 mit einem Radstand von 3300 mm (vgl. Gladky, ZIL-130 – Sowjetische Legende).ZIL-138: Gasantrieb für den V8-Ottomotor

Das Modell ZIL-138 steht für Gasantrieb. Ziel war ein wirtschaftlicherer Betrieb mit einem Propan-Butan-Gemisch. Der Motor im ZIL-138 ist ein speziell für Gasantrieb modifizierter V8-Motor mit unverändert 150 PS Leistung (Bedienungsanleitung ZIL-138, Seite 220).

ZIL-138 Pritsche mit Gasantrieb in Moldawien

ZIL-138 Pritsche mit Gasantrieb in Moldawien

Das Flüssiggas des ZIL-138 wird in Flaschen unter der Ladefläche gelagert. Der normale Kraftstofftank ist als Backup aber nach wie vor vorhanden. Der Motor darf allerdings nur kurzfristig mit Benzin betrieben werden (Bedienungsanleitung ZIL-138, Seite 220 f.).

ZIL-138 Kipper mit Gasantrieb in Moldawien

ZIL-138 Kipper mit Gasantrieb in Moldawien

UAMZ / AMUR-431410 mit Dieselmotor

Schon ab Ende 1974 wurden erste ZIL-130AN und ZIL-130K mit dem R6-Dieselmotor ZIL-157D ausgerüstet.

Dazu gab es als Sonderausstattung einen ZIL-130 mit Dieselmotor mit der Bezeichnung UAMZ / AMUR-431920. Der von Benzin auf Diesel umgebaute Dieselmotor ZIL-0550 holt aus 6,3 l Hubraum aber nur 132 PS.

Alternativ schraubte UAMZ / AMUR in deren ZIL-130 Klon den Dieselmotor D-245.1-538 aus dem Minsker Motorwerk. Dieser mit nur 4,7 l Hubraum nochmal kleinere und mit 108 PS entsprechend schwächere R4-Dieselmotor ist aber auch keine massentaugliche Alternative zum 150-PS-Benziner im ZIL-130 (vgl. Gladky).

Nach einem Brand und der vollständigen Zerstörung des Motorenwerks am 14.03.1993 war KamAZ (Quelle), der Lieferant von Dieselmotoren für den ZIL-133, auch nicht mehr in der Lage, ausreichend Dieselmotoren für ZIL zur Verfügung zu stellen.

ZIL-138 mit Gasantrieb Ukraine Uschgorod

ZIL-138 mit Gasantrieb in der Ukraine

Aufbauten und Varianten des ZIL-130

Polarmodell ZIL-130S aus Tschita

Schon die Serienversion des ZIL-130 war bis −45°C einsetzbar. Das reicht allerdings nicht für alle Regionen Russlands. Und so hat man den ZIL-130S für den Einsatz im hohen Norden entwickelt. Da aber 1974 im Moskauer ZIL-Werk der einmillionste ZIL-130 montiert wurde, kam das Werk mit den zahlreichen Modellen des ZIL-130 schon bald an seine Kapazitätsgrenzen.

Und so verlegte die allmächtige Gosplan als Staatliches Plankommitee (Gossudarstwenny planowy komitet / Государственный плановый комитет) die Produktion des ZIL-130S kurzerhand in den Fernen Osten. Und zwar nach Tschita (Чита) an der Road of Bones. 700 km östlich des Baikalsees. Der Legende nach hatte man dabei auch die Männerversorgung für die Frauen eines riesigen Kammgarnwerks im Blick und errichtete in der Nachbarschaft das neue Montagewerk für den ZIL-130S (Читинский автосборочный завод). Gibt eine russische Lost-Places-Seite mit Erläuterungen und Fotos vom ausgestorbenen Automontagewerk in Tschita (Quelle).

ZIL-130 Werkstattkoffer mit Hubbühne in Moldawien

ZIL-130 Werkstattkoffer mit Hubbühne

Das Tschitaer Automontagewerk konnte ab dem 12.08.1974 immerhin 35.000 ZIL-130S pro Jahr fertigen. Dazu wurden in Moskau erst ZIL-130-Fahrgestelle vormontiert und dann 6.000 km nach Osten transportiert. In Tschita dämmten die Monteure die Fahrerhäuser und Batteriekästen mit Polyurethan und bauten eine Doppelverglasung ein. Dazu kamen eine Vorwärmanlage für extrem niedrige Temperaturen, frostbeständiger Gummi, Such- und Nebelscheinwerfer sowie ein Nebenabtrieb samt Seilwinde.

Nach 13 Jahren wurde 1987 die Produktion des ZIL-130S eingestellt. Das Werk in Tschita montierte stattdessen fortan schwere KamAZ-LKW. Interessant ist der Eintrag zum Automontagewerk in Tschita (Читинский автосборочный завод) in der Enzyklopädie Transbaikal (Энциклопедия Забайкалья, Камаз-Даурия, ЗАО): Klick)

1987 endete die Produktion des ZIL-130S

1987 endete die Produktion des ZIL-130S

Spezialaufbauten von ZIL

Auf dem Fahrgestell des ZIL-130 (4×2) oder des ZIL-133 (6×4) bauten zahlreiche Spezialfahrzeuge auf. Neben der typischen Pritsche waren das gemäß Angaben aus dem russischen ZIL-Forum (Quelle) vor allem die folgenden Modelle:

  • Pritschenwagen;
  • Tankwagen (ATZ-3.8, ATZ-4, AZPT);
  • Maschinen für öffentliche Versorgungsunternehmen (KDP-130, KPM-64, PU-130, MKPU-1);
  • Kühltransporter (LUMZ-890B);
  • LKW-Krane mit Gittermastausleger (K-46, AK-75B, MKA-6,3, KS-2561, KSB-1571);
  • Feuerwehrautos (AN-30 (130) -64A, AC-40 (130) -63A, AVP-7 (130), AGDZS-12),
  • Spezialfahrzeuge zur Reinigung von Flugfeldern (APA-30);
  • Bitumenträger (DS-182-01, DS-39B);
  • Sattelzugmaschinen (ZIL-130W1) und
  • Hubsteiger wie auf dem Foto aus Lettland.
ZIL-130 Hubsteiger in Lettland

ZIL-130 Hubsteiger in Lettland

Sondermodelle von MMZ auf ZIL-130

Nördlich des Moskauer Autobahnrings liegt Mytischtschi (Мытищи). Im dortigen Mytischtschinsker Maschinenbauwerk MMZ (Мытищинский машиностроительный завод) wurden von 1964 bis 1995 Fahrgestelle aus dem Südmoskauer ZIL-Werk mit Spezialaufbauten versehen. Die Fahrzeuge haben dann immer das MMZ im Namen (Quelle)

  • Müllwagen ZIL-MMZ-49522 und
  • Muldenkipper ZIL-MMZ-555, ZIL-MMZ-4502 und ZIL-MMZ-4505
Olivgrüner ZIL-MMZ-555 Muldenkipper in Moldawien

ZIL-MMZ-555 Muldenkipper in Moldawien

Vor allem die Muldenkipper von MMZ wurden auch im Ausland gern gekauft. In der DDR waren Muldenkipper wie der ZIL-MMZ-555 mit einer halbrunden Mulde zum Beispiel bei der Wismut im Einsatz (vgl. Kunkel, S. 24). Mein Foto zeigt z. B. einen ZIL-MMZ-555 Rundmuldenkipper in Bulgarien.

ZIL-MMZ-555 Muldenkipper aus dem Mytischtschinsker Maschinenbauwerk MMZ

ZIL-MMZ-555 Muldenkipper aus dem Mytischtschinsker Maschinenbauwerk MMZ

ZIL-130 als Basis fürs Wohnmobil

Zulassung in Deutschland

Die Zulassung eines ZIL-130 funktioniert nur über den Bestandsschutz. Der LKW muss also irgendwann mal in der DDR zugelassen gewesen sein. Oder er hat eine Zulassung aus einem EU-Staat. Typische Kandidaten für in der EU zugelassene ZIL-130 sind Polen, Tschechien oder Bulgarien. Aber auch in Ungarn, Estland und Finnland laufen noch einige 130er. Ein Paradies für ZIl-130-Fans ist aber Moldawien.

Himmelblau-weißer ZIL-130 Kipper in Moldawien

Himmelblau-weißer ZIL-130 Kipper in Moldawien

Der zuverlässige und leicht zu wartende ZIL-130 wurde von der DDR vor allem von NVA, GST und Wismut genutzt. Die Hundertdreißiger dienten als fahrende Gangway, Bodenlandescheinwerfer APM 90 M, Pritschenfahrzeuge, Hinterkipper ZIL-MMZ-555 oder Wassertankwagen AZPT-4,1 (vgl. Kunkel, S. 21 und 24). Am besten gefällt mir aber der Startkommandoposten SKP-11 auf ZIL-130 mit genialem Glasdachaufsatz. Bilder zum SKP-11 gibt es auf einer privaten tschechischen Webseite zu russischen Fahrzeugen (avtoexport.cz: Klick). Ansonsten aber dominierten die militärischen ZIL-131 mit Allradantrieb.

Einen ZIL-130 als Feuerwehrwagen aus der DDR habe ich allerdings nicht gefunden. Doch trotz des fehlenden Allradantriebs gibt es in Estland, Finnland und Litauen einige Feuerwehren mit und ohne Doppelkabine, die sich mit einer bestehenden EU-Zulassung auch in Deutschland zulassen ließen.

Der olivgrüne ZIL-130 mit deutscher Zulassung scheint jedenfalls ein ehemaliges Modell der Gesellschaft für Sport und Technik gewesen zu sein. Zumindest prangt das Emblem dieser vormilitärischen DDR-Organisation auf der Fahrertür.

ZIL-130 4x2 der GST der DDR mit Pritsche

ZIL-130 4×2 der GST der DDR mit Pritsche

ZIL-130 in Litauen, Polen oder Bulgarien kaufen

Abgesehen von Zulassungsfragen gibt es in Polen, Tschechien, Litauen und Bulgarien aktuell einige ZIL-130 zu kaufen. Wenn ich nach einem bestimmten Modell suche, lasse ich mir vom Google-Übersetzer immer das Wörtchen „Verkauf“ übersetzen, hänge das LKW-Modell dahinter und suche dann mit diesen Begriffen weiter. Dann lande ich in der Regel direkt auf den landessprachlichen Webseiten.

Wer also wirklich einen ZIL-130 in Bulgarien, Polen, Litauen oder einem der anderen EU-Länder mit ZIL-Bestand kaufen will, könnte es ja mal mit diesen Suchbegriffen versuchen:

  • Deutschland: Verkauf ZIL-130
  • Bulgarien: Разпродажба ЗИЛ-130
  • Polen: Wyprzedaż ZIL-130
  • Tschechien: Prodej ZIL-130
  • Litauen: Išpardavimas ZIL-130
  • Lettland: Pārdošana ZIL-130
  • Estland: Müük ZIL-130
  • Finnland: Myynti ZIL-130
  • Ungarn: Akció ZIL-130

Nun kenne ich weder die Verkäufer noch die zu verkaufenden ZIL-130. Mit dem Google-Übersetzer ist es mir auch egal, ob der Verkäufer in Bulgarien, Polen oder Litauen sitzt. Ich finde dann schon, wonach ich suche. Allerdings hat hier niemand die Absicht, einen ZIL-130 zu kaufen. Nein, wirklich nicht.

Ein paar eingefärbte Modelle des ZIL-130

Ein paar eingefärbte Modelle des ZIL-130

Umbau des ZIL-130 zum Wohnmobil?

Der ZIL-130 wäre ein gutes Basismodell für den Aufbau eines Russland-Wohnmobils. Das Modell ist auch ohne Allradantrieb geländegängig genug für die typische Grand Tour. Und wäre als ziviler, überall gern gesehener LKW wesentlich besser geeignet als sein dreiachsiger großer Bruder. Gerade in der Farbgebung himmelblau-weiß.

Blau-weißer ZIL-130 in Moldawien Chişinău

Blau-weißer ZIL-130 in Moldawien Chişinău

Vor allem aber ist der ZIL-130 ein ideales Fahrgestell für ein 7,5 Tonnen Expeditionsmobil. Denn der 130er wiegt leer maximal 3,7 bis 4,5 Tonnen, denn für eine Gesamtmasse von 10,6 Tonnen gibt Gladky 6,9 Tonnen Nutzlast an. Da ist genug Spielraum für einen ansehnlichen Wohnkoffer wie den KUNG und ein Gesamtgewicht von unter 7,5 Tonnen.

ZIL-130 mit KUNG-Koffer in Moldawien

ZIL-130 mit KUNG-Koffer in Moldawien

Für Russen ist die Zuverlässigkeit des ZIL-130 legendär. Trucksreview.ru bezeichnet den ZIL-130 sogar als den besten mittleren LKW der Sowjetzeit (Quelle). Allerdings sind die Erwartungen im Osten anders als hierzulande. Im Osten wird ein LKW schon zur Legende, wenn ein neues Testexemplar in zwei Wochen mal 25.000 km pannenfrei absolviert. Oder 300.000 Kilometer bis zur Generalüberholung versprochen werden.

Der ZIL-130 mit der Wohnkabine auf der Ladefläche ist jedenfalls der ideale Stealth Camper. Fehlt nur noch die Plane, und der Wohnmobilaufbau auf der Pritsche ist vollkommen verschwunden. Nur der Heckpflug mit Anhängerkupplung an diesem Modell stört. Aber sonst kommt ein beherzter Fahrer auch ohne Allradantrieb genauso weit wie ein westlicher Allrad-Expeditionsmobilist mit Staukästen rundum. Wenn nicht weiter.

ZIL-130 mit Wohnkabine als Stealth Camper

ZIL-130 mit Wohnkabine als Stealth Camper

Weitere Infos zum ZIL-130

Internetseiten zum ZIL-130

  • Deutsche Wikipedia zum ZIL-130: Wiki D
  • Russische Wikipedia zum ЗИЛ-130: Wiki RU
  • Infos zum ZIL-Werk (Sawod imeni Lichatschowa / Завод имени Лихачёва): Wiki D
  • Worobjow, ZIL-130, denisovets.ru (Modellbauerseite mit detaillierter Beschreibung aller Prototypen und technischen Änderungen): Klick
  • Gladky, ZIL-130 – Sowjetische Legende oder 40 Jahre treuer Dienst, Transport-Imperium Nowgorod (Гладкий Д. ЗиЛ-130. Советская легенда, или 40 лет верной службы, Транспортная империя Новгород): Klick

Bücher und Unterlagen zum ZIL-130

  • Vollständiger Abriss des sowjet-russischen Fahrzeugbaus: Gljomin / Melnikow / Tretjakow, Geschichte der heimischen Automobilindustrie, Bijsk im Altai, 2013 (А.М. Глёмин, Ф.П. Мельников, А.М. Третьяков: История отечественного автомобилестроения, Бийск, 2013)
  • Bedienungsanleitung LKW ZIL-130 und ZIL-138 und Modifikationen, Moskau, 1985 (Автомобиль ЗиЛ-130 ЗиЛ-138 и ЗиЛ-130 и их модификаuии. Руководство по эксллуатаuии / Московский автомобильный завод им. И. А. Лихачева. Москва, 1985)
  • Reklameprospekt: Avtoexport, Lastkraftwagen ЗИЛ-130, ЗИЛ-131, Moskau, ~1980 (Автоэкспорт: Автомобили ЗИЛ-130, ЗИЛ-131, Рекламный проспект, Москва, ~1980)
  • Kleines Fakten- und Tabellenbuch: Kunkel, Typenkompass DDR-Lastwagen – Importe aus der UdSSR, Motorbuchverlag, 2015: Klick
  • Großes LKW-Schmökerbuch mit vielen Geschichten: Dünnebier, Lastwagen & Busse Osteuropas, 2019 (S. 219 ff.): Klick

Normalerweise enden meine Beiträge ja immer mit einem Warnhinweis vor dem unbedachten Kauf alter LKWs. Aber wer diesen absurden Beitrag zum sowjetischen ZIL-130 gefunden und bis hierhin gelesen hat, um den muss ich mir wohl keine Gedanken machen. Und so freue ich mich schon auf den Gedankenaustausch in den Kommentaren zum Beitrag.

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23 Antworten

  1. Ronny sagt:

    Immer wieder interessant, was Du hier schreibst. Ich habe es förmlich aufgesogen….. aus einer Zeit, in der alles noch einfach und unkompliziert war.
    Ich kenne diese ZIL V8 Benzinmotoren aus meiner Zeit bei der Armee. Die waren in die Grenzschutzboote eingebaut. Gleich zwei Stück nebeneinander. Sollten die alten Volvo V8 ablösen. Da wurde uns eingebläut, niemals die Gashebel abrupt von Vollgas auf Standgas zu reisen. Diese Motoren hatten, so hat man uns das jedenfalls beigebracht, so eine martialisches Verdichtungsverhältnis, daß es passieren konnte, daß der Motor dann die Kopfdichtung nach innen saugt. Aber ich denke, das waren Sonderanfertigungen, direkt für Boote, muß jetzt bei den LKW’s nicht zutreffen.

    • Tom sagt:

      Mit Blick auf die Technik des ZIL-130 kann ich „einfach“ und „unkompliziert“ bestätigen. Aber für die Zeit des ZiL-130 im Osten würde ich das nicht unbedingt unterschreiben.

      Aber wie dem auch sei, ich danke dir für deine Geschichte. Um da mehr recherchieren zu können, müsste ich den Typ der Boote mit den ZIL-Motoren wissen. Schon der ZIL-133 6×4 hatte ja einen auf 180 PS leistungsgesteigerten Benzinmotor verbaut. Und durch die bessere Wasserkühlung sind Bootsmotoren in der Regel noch einmal leistungsstärker. Könnte also durchaus sein, dass die Zylinderkopfdichtung des ZIL-Motors dem plötzlichen Unterdruck nicht standhält.

      Aber vielleicht waren auch einfach nur die Zylinderkopfdichtungen des ZIL-V8 von minderwertiger Qualität. Da müsste ich mal in meinem Wartungshandbuch vom ZIL-130 nachschauen, was da überhaupt verbaut war. Was heißt noch mal Zylinderkopfdichtung auf russisch?

    • Tom sagt:

      Achso, wenn du den Beitrag zum ZIL-130 magst, gehörst du vielleicht auch zu der Handvoll Typen, die schon die anderen Beiträge in der Kategorie Ost-LKWs entdeckt haben. Ich bin nämlich inoffizieller Mitarbeiter der DSF. Meine geheime Aufgabe ist, die Welt (zumindest im Nachhinein) von den Vorzügen sowjetischer LKWs zu überzeugen. Und wenn ich lieb und artig (also einfach und unkompliziert) bin, kriege ich irgendwann vielleicht sogar meine Marken zurück und darf trotzdem mein Abzeichen behalten.

      Puh, jetzt ist es raus. Jetzt kann ich ganz erleichtert ins Jahr 2021 gehen.

      • Ronny sagt:

        GSB 075 hießen diese Boote. Motorisierung 2x V8 ZIL Typ ZMZ 41
        Im Vorgängermodell GSB 066 kamen 2 x V8 Volvo Motoren zum Einsatz. Das war ein imposanter Anblick: Rot lackiert und verchromte Luftfilterdeckel mit der Aufschrift Made in Detriot/USA. Soviel zu r Unkompliziertheit dieser Zeit 😉

        • Tom sagt:

          Danke für die Info. Im ZIL-130 war aber kein ZMZ-41 eingebaut. Dieser Motor aus dem Grenzschutzboot GSB-075 ist zwar auch ein V8 Ottomotor. Aber der stammt aus dem GAZ-66 und hat im GSB-075 nur 140 PS. Der V8-Benzinmotor im ZIL-130 ist wesentlich robuster. Und leistungsstärker dazu. Im normalen, zweiachsigen ZIL-130 bringt der V8 schon 150 PS. Später im Dreiachser ZIL-133 bis zu 180 PS.

  2. Anonymous sagt:

    Hallo Tom,

    die „neue“ staatliche Norm, nach der der ZIL-130 in ZIL-431410 umbenannt wurde, war die ОН 025 270-66 mit dem Titel „Классификация и система обозначения автомобильного подвижного состава, а также его агрегатов и узлов, выпускаемых специализированными предприятиями“. Bei den sowjetischen Normen erkennt man an den letzten beiden Ziffern die Jahreszahl der Ausarbeitung. Das Dokument ist online verfügbar, zum nachlesen.

    Die OST 37.001.269-83 (Маркировка транспортных средств и автопогрузчиков. Заводские таблички. Технические требования.) dagegen ist die Entsprechung zu diversen UN-Bestimmungen der frühen 1980er-Jahre und war ab 01.07.1985 gültig. Sie regelt unter anderem, wo bei Fahrzeugen die Fahrgestellnummer einzuschlagen ist, das Typenschild sitzt u.ä. Auch dieses Dokument ist mittlerweile online veröffentlicht.

    Der ZIL-MMZ-4510 (ru. ЗИЛ-ММЗ-4510) basiert übrigens auf dem ZIL-157, nicht auf dem ZIL-130.

    Grüße…

    • Tom sagt:

      Ich danke fürs Lektorat des ZIL-130 – Beitrags. Den ZIL-157-MMZ-Kipper habe ich rausgeschmissen, die Sowjetnorm geändert und den Link zum Originaldokument ergänzt. Wenn man sich die Norm mal durchliest, ist das schon interessant, wie die Nummerierung der Fahrzeuge in der Sowjetunion gedacht war. Da kann man aus den Zahlenkombinationen alle möglichen Informationen zum Fahrzeug ablesen. Wenn man denn den Code mal auswendig gelernt hat.

      Aber dieses wikipediamäßige Aufzählen von Fakten zum ZIL-130 ist eh nicht so meine Stärke. Mir geht es um die Geschichte zum LKW. Wobei ich mit dem ZIL-136 als Dieselvariante für den Export sogar mal einen LKW gefunden habe, der in der Wikipedia noch nicht stand. Also zumindest bis gestern noch nicht. Aber die Ergänzung ging wirklich fix. Also nochmal danke für deine Hinweise.

      • Tom sagt:

        Zum Thema ZiL-130 und Wikipedia fällt mir noch ein, dass dort trotz der ganzen Spiegelfechtereien um Klammern und Kommata das „З“ in Завод имени Лихачёва als Sawod mit „S“ transkribiert wird, die Abkürzung aber als ZIL mit „Z“. Wenn schon З = Z, dann sollte doch wohl auch Завод = Zawod gelten, oder?

      • Anonymous sagt:

        Hallo Tom,

        die Geschichte des Fahrzeugs ist so umfangeich und auch die Anzahl der Modellvarianten ist so groß, dass man sie unmöglich vollständig in einem Wikipedia-Artikel darstellen kann. Selbst die Russen haben die Modifikationen nach 1986 ausgelassen, das wären schon ab Werk noch einmal 40 ode 50 Nummern. Hinzu kommen noch Feuerwehrautos, Mobilkräne, mobile Arbeitsmaschinen und sicher eine dreistellige Zahl unterschiedlicher Spezialaufbauten, die beim sowjetischen Militär vornehmlich unter dem entsprechenden GRAU-Index abseits der zivilen Benennung liefen. Will man alles beschreiben, kann man damit mehrere Bücher füllen.

        denisovets hat mal eine Liste mit den wichtigsten technischen Änderungen veröffentlicht, die im Laufe der frühen Produktion (etwa ’64 bis ’85) vorgenommen worden sind. Das sind mehrere Bildschirmmeter. Jeder der einmal Ersatzteile für sowjetische Fahrzeuge beschafft hat weiß: Das Blech ist lange gleich geblieben. Alles darunter unterlag kontinuierlichen Veränderungen.

        Übrigens sind 200.000 oder 300.000 km zwischen den Generalreparaturen für einen Lkw auf einem technischen Stand der 1960er-Jahre mit Ottomotor ein sehr gutes Ergebnis. Man muss bedenken: In der SU wurde der komplette Fernverkehr über die Schiene abgewickelt. Die Fahrzeuge liefen also ausschließlich im Nah- und Verteilerverkehr. Noch in den 1950er- und 1960er-Jahren gab es auch von deutschen Herstellern schöne Ehrenplaketten für den Kühlergrill, wenn man 100.000 km ohne größere Katastrophen geschafft hatte.
        Im Gegensatz zu den Lastwagen der Kriegsgeneration wie ein ZIS-5 oder auch noch ein ZIS-150 waren 200.000 km echt revolutionär.
        Auch ein moderner westlicher Lastwagen dieser Gewichtsklasse ist unter diesen Bedingungen hierzulande kaum wesentlich länger als 300.000 oder 400.000 km im Einsatz. Danach werden die Reparaturen meist zu teuer. Dass ein aktueller Vierzigtonner im Fernverkehr völlig andere Laufleistungen erreicht ist korrekt, aber technisch doch ein anderes Thema.

        Viele Grüße Dir und immer eine handbreit Luft unter dem Diff.

        • Tom sagt:

          Ja, die Modellvielfalt des ZIL-130 ist schon groß. Gerade mit den Sonderaufbauten. So eine vollständige Zusammenstellung macht da glaube ich auch keinen Sinn.

          Aber die Kilometerlaufleistung sehe ich etwas kritischer. Die Mercedes Kurzhauber aus dieser Zeit schaffen locker eine Million Kilometer.

          • Anonymous sagt:

            Guten Morgen Tom,

            ich halte die Sache mit den Kilometern und der Haltbarkeit für eine Glaubensfrage. Ungeordnet ein paar Stichpunkte, die man bedenken müsste:

            – Die Einsatzbedingungen waren verschieden. Ein deutscher Kurzhauber hatte es da wohl leichter, was Straßen, Klima sowie häufig auch Pflege, fachkundige Reparatur und Überladung betrifft.
            – Dass ein Fahrzeug in der SU nach Kilometern für eine Generalreparatur vorgesehen war, sagt nichts über seinen tatsächlichen Zustand aus. Bzw. die Angabe, dass min. 300tkm zwischen den Generalreparaturen liegen sollen (so oder ähnlich ist es meist formuliert gewesen). Die einen haben es bis dahin vielleicht nie geschafft, der andere war bei 300tkm vielleicht noch in einem guten Zustand. Da es das Konzept der Generalreparatur im Westen nicht wirklich gab, ist es schwer einen Vergleich zu ziehen. Ein Kurzhauber der 1 Mio. Kilometer gelaufen hat kann lange jenseits der Schwelle sein, bei der in der SU eine Generalrearatur fällig gewesen wäre.
            -Warum hätte man Lastwagen in der Sowjetunion auch auf so hohe Laufleistungen auslegen sollen? Wenn sie doch überhaupt nicht gebraucht wurden? Die durchschnittliche Strecke, die Güter in der SU mit einem Lkw befördert wurden, lag bei etwas über 15 km. Diese Fahrzeuge waren eigentlich größere Lieferwagen. Einer der vielen Gründe, warum sie auf ewig den Benzinmotor behalten haben.
            -Ein ZIL-130 hat 1970 neu mal 3200 Rubel gekostet. Ein Moskwitsch-412, also ein Auto der unteren Mittelklasse, 4400 Rubel. Ein Kurzhauber? Wenn ich für das Preisäquivalent eines Kurzhaubers drei ZIL-130 kaufen kann, schaffe ich die Million km auch.
            Viele Grüße…

            • Tom sagt:

              Mir geht es nicht darum, den ZIL-130 in den Himmel zu loben. Und auch nicht ums Gegenteil oder darum, den besten LKW zu küren oder Vergleiche zwischen verschiedenen LKW-Marken anzustellen. Hierzulande ist aber die Meinung weit verbreitet, dass russische LKWs quasi unzerstörbar seien. Diesem Argument will ich ein wenig mit Fakten begegnen. Denn wie du sehr treffend schreibst, sind die Anforderungen an sowjetische LKWs und die Erwartungen der dortigen LKW-Nutzer ganz anders gewesen als in (West-) Deutschland.

              Für den Einsatzzweck Expeditionsmobil würde ich mir jedenfalls lieber einen Mercedes Kurzhauber als Basis nehmen als einen ZIL-130. Wobei der ZiL-130 mit dem extrem geringen Leergewicht natürlich das ideale Fahrzeug für ein Expeditionsmobil unter 7,5 Tonnen wäre. Aber eben höchstens in der Diesel-Version ZIL-136.

              • Anonymous sagt:

                Ich persönlich mag den Lastwagen sehr. Aber ich glaube, man muss schon Schmerzen mögen, wenn man ausgerechnet den ZIL-130 als Untersatz für ein Wohnmobil nimmt. Das gilt für den Diesel wahrscheinlich noch mehr als für den Benziner. Die Ersatzteillage für den Antriebsstrang dürfte miserabel sein, in Russland sowieso, und die Endgeschwindigkeit ist wahrscheinlich um einiges niedriger. Oder Getriebe und Achsen sind auch Spezialteile, was es jetzt auch nicht besser machen würde. Damit macht man sich die größten Vorteile wieder kaputt, noch bevor man losgefahren ist. Ein Leistungswunder ist der Benziner schon nicht, der Diesel hat, egal in welcher Variante, nochmal weniger Durchzug und auch kein besseres Drehmoment.
                Die 7,5t…ja. Oder man macht aus der ExMo-Portokasse die passende Fahrerlaubnis und kauft ein geeignetes Auto ohne Bauchschmerzen beim Gewicht. Erfahrungsgemäß kommt das am Ende billiger als nach dem Kauf zu überlegen, wie man das Auto auf dem Hof schneller, leiser, sparsamer, leichter und ganz grundsätzlich fahrbarer bekommt. Aber diese Grundsatzdiskussion gibt es ja an anderer Stelle in beliebiger Länge und Breite.

                Grüße…

                • Tom sagt:

                  Ach komm, bei sowas wie dem ZIL-130 geht es doch nicht um billig oder nicht. Sondern um den Spaß an der Sache. Sonst könnte mann sich ja auch ein Spielzeugmodell auf den Schreibtisch stellen. Aber du hast natürlich wieder einmal recht: Wenn ZIL-130, dann mit dem V8-Benziner. Alles andere wäre Stilbruch.

                  Und ja, ich hab den großen Führerschein. Trotzdem hat ein Wohnmobil mit echten 7,5 t viele Vorteile.

  3. Anonymous sagt:

    Das Thema Z vs. S in Sachen Sawod ist nicht so simpel wie es scheint und hängt davon ab, wen man fragt.

    Im Deutschen wird das russische З als stimmhaftes S gesprochen, wie in Sumpf. Diesen Laut geben aber die meisten westeuropäischen Sprachen als Z wieder. Also haben die russischen Automobilhersteller ihre Fahrzeuge unter den international gebräuchlicheren Bezeichnungen exportiert. Darin war З ein Z. Bekommt man mal ein westliches Propekt der Avtoexport i die Hand, wird man das dot so wiederfinden.

    Schaut man dagegen in die DDR-Literatur oder in den Duden nach einer korrekten deutschen Transkription (=lautgerechte Umschreibung in ein anderes Alphabet), wird man sehen, dass З als S wiedergegeben wird.

    Die Wikipedia verwendet für die Werksbezeichnungen (die selten in den Westen gekommen sind und für den Export keine Rolle spielten) die korrekte Transkription mit S. Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Fahrzeugbezeichnungen mit dem Z bekannter, verbreiteter und vom Hersteller oft selbst genutzt worden sind, werden davon abweichend die Typenbezeichnungen und Abkürzungen mit Z geschrieben.

    Schaut man sich mal die Internetseiten der Hersteller an, die in Deutschlad Vertretungen haben/hatten, zum Beispiel GAZ, wird man feststellen, dass diese das ähnlich handhaben. Auch KAMAZ in Polen macht das heute so.

    Viele Grüße…

    • Tom sagt:

      Okay, dieses Argument für den ZIL-130 statt SIL-130 sehe ich ein. Habe extra noch mal nachgeschaut: Das englisch transkribierte, groß geschriebene ZIL war selbst in der DDR die Standardbezeichnung (Vgl. Schuenke, IFA und ZIL – zwei Marken, ein Ziel. In: Motorkalender 1987, S. 11).

      • Tom sagt:

        Ich hab jetzt einen Verkaufsprospekt für den ZIL-130 von Avtoexport aus den 1980er Jahren. Da steht wörtlich:

        „Zur vollständigen Befriedigung der Kundenwünsche kann die V/O Avtoexport ihren Kunden verschiedene Typen von Sonderfahrzeugen auf dem Fahrgestell ЗИЛ-130 liefern“ (ZIL-130, ZIL-131, Prospekt Avtoexport ЗИЛ-130, ЗИЛ-131, Рекламный проспект, Москва, ~1980).

        Da steht tatsächlich der originale russische Name ЗИЛ. Sowohl in der englischen, französischen, spanischen und deutschen Version. Mit völliger Selbstverständlichkeit. Klar, ist ja Weltsprache. Und nicht ein einziges Mal taucht da der Begriff ZIL auf. Ну что?

        • Anonymous sagt:

          Siehst Du, und bei mir liegt ein Avtoexport-Datenblatt für den ZIL-131, in dem er auch als solcher bezeichnet wird. Gibt es auch für den ZIL-136 in finnischer Sprache.

          Und es gibt sie auch für den ZIL-130, beispielsweise: https://s001.radikal.ru/i195/1407/72/4ead92509faf.jpg

          Sehr hübsch auch in ungarisch: https://cdn.antikvarium.hu/foto/eredeti/14222281.jpg

          Oder in polnisch: https://static.tezeusz.pl/product_show/images/34/71/50//samochod-zil-130-i-jego-pochodne-1.jpeg

          Richtig ist, dass die Avtoexport zur Abwechslung auch gerne mal auf die russischen Originalbezeichnungen zurückgegriffen hat. Das sieht man auch bei anderen Prospekten häufiger mal. Oder mal einen Bindestrich unterschlagen. Warum auch immer, ein System war da für mich noch nicht erkennbar. Vielleicht war die Druckerschwärze für die lateinischen Typen gerade aus. Такова жизнь.

          • Tom sagt:

            Ich danke dir für die fruchtbare Diskussion rund um ZIL / SIL / ЗИЛ-130 bzw. 131. Ist immer schön, mit Profis zu „arbeiten“.

            Offenbar war den Sowjets also die genaue Markendarstellung im Ausland egal. Mal sehen, ob im deutschen Patent- und Markenamt DPMA in München irgendwas eingetragen ist (die Links gehen alle zur Akte beim Patentamt):

            – ZIL gehört einem Münchner Zahnarzt: Klick
            – ZiL gehört einer Leuchtenfabrik: Klick
            – Sil gehört einer Waschmittelfirma: Klick
            – ЗИЛ: Kein Eintrag

            Und dann gibt es im DPMA noch ein paar mittlerweile gelöschte Einträge für SIL/Sil aus verschiedenen Warengruppen.
            – SIL gehörte von 1992 bis 2002 einem Elektronikkonzern: Klick
            – SIL gehörte in einem anderen Warenverzeichnis von 1998 bis 2009 einer Rolladenfabrik: Klick

            Es gibt jedoch keinen Markeneintrag für Fahrzeuge unter ZIL / SIL / ЗИЛ. Da können wir den ZIL-130 also tatsächlich schreiben, wie wir wollen. Также хорошо.

            • Anonymous sagt:

              Danke für die Blumen, man tut was man kann. 🙂

              Man muss bedenken, dass ZIL nach der Wende nie wirklich wieder auf einen grünen Zweig gekommen ist. Dieser Industriegigant, der in Moskau mal ein halbes Stadtviertel in Beschlag genommen hat, hatte der Marktwirtschaft nicht wirklich etwas entgegen zu setzen. Keine der Nachwendekonstruktionen war auch nur ansatzweise so erfolgreich, dass sie die nötigen Stückzahlen erwirtschaftet hätte. Letztlich waren die letzten 10 Jahre eher Insolvenzverschleppung als Produktion.
              Entsprechend hatte man wohl Besseres zu tun, als sich ausgerechnet in Deutschland irgendwelche Markenrechte schützen zu lassen.

              Die Geschichte mit dem mittleren kleinen i in ZIL bzw. SIL ist eigentlich auch noch ein eigenes Kapitel. Ich bin mir bis heute nicht schlüssig, woher im Westen die Idee stammt, man müsse das i klein schreiben. Gerne wird die korrekte russische Rechtschreibung angeführt. Stimmt, man müsste dann aber auch Gaz und Uaz (usw.) schreiben. Denn im Russischen ist eigentlich nur der erste Teil eines Eigennamens groß zu schreiben, von eventuell enthalteten Personennamen mal abgesehen. Ist offenkundig Unfug.
              Bleibt noch die zweite Version, nämlich das Logo vorne am Kühlergrill. Stimmt – hat aber mit der genormten Typenbezeichnung bzw. Werksbezeichnung nix zu tun.
              Es gibt ein interessantes Dokument, die letzte Bilanz des Werks aus Anfang 2017: http://www.amo-zil.ru/upload/iblock/6db/2016.pdf Darauf sieht man schön den Firmenstempel (z.B. Seite 10) mit dem Logo (Mitte, schön gestaltet, kleines i) und dem offiziellen Firmennamen (unten, großes I). Ich habe zudem mal meinen Fundus an Betriebs- und Wartungsanleitungen für die Fahrzeuge durchstöbert. Beginnend beim ZIS-5 bis zum ZIL-4104 der späten 1980er finde ich kein offfizielles Buch vom Herstellerwerk, das in den russischen Bezeichnungen ein kleines i verwendet. Selbst wenn mal das Logo auf dem Umschlag benutzt wird, steht im Fließtext immer ЗИЛ. Das zumindest hat sich der Hersteller nicht ausgedacht.

              Grüße…

  4. Tjarnwulf sagt:

    Hallo Tom mal wieder aus Prag!
    Haha, eine „Z“ versus „S“ Diskussion! Ich führe die gerade mit meiner Frau. Sie möchte das zweite Kind, so denn es ein Mädchen wird, gerne „Sina“ nennen, nach ihrer verstorbenen Oma. Ein Drama in drei Akten in einer russisch-tschechisch-deutschen Familie!
    Die Transkription aus dem russischen ins tschechische wäre dannn Zina. Die Tschechen würden es also richtig sprechen. Die Deutschen dann aber nicht, also meine Familie. Eine Umschreibung als Sina würden dann zwar die Deutschen wiederrum richtig sprechen, dafür aber die Tschechen falsch. Die Russen juckt es halt gar nicht, und der Teil der Familie versteht das Problem auch nicht. Ist doch eh „Weltsprache“.
    Ich hoffe einfach, es wird ein Junge 🙂

    • Tom sagt:

      Also dass der Beitrag zum ZIL-130 und die Diskussion um die Frage Z oder S für das З auch noch eine ganz andere Dimension haben könnte, hätte ich nicht gedacht. Aber bei der Namenswahl würde ich überlegen, in welchem Land die falsche Aussprache am unangenehmsten ist. Und das wird wohl Tschechien sein.

      Also liefe es für mich wohl auf die Englisch transkribierte Зина und damit auf Zina hinaus. Wie beim ZIL eben. Die sich gern weltgewandt gebenden Deutschen verstehen dann schon, dass man das Z wie ein S sprechen soll. Dein pragmatischer Ansatz ist aber auch nicht von schlechten Eltern. Habe herzlich gelacht.

      Aber was es auch wird und wie es auch heißt, ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute. Viele Grüße nach Prag!

  5. Tom sagt:

    Fotos von diversen ZIL-130, ZIL-138 mit Gasantrieb und UAMZ-43140 mit dem großen Fahrerhaus ergänzt.

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