Tatra 148 6×6: Ost-Rundhauber mit Zentralrohrrahmen

Technische Daten, Fotos und Geschichten vom Tatra 148 6×6 mit Vorstellung des einzigartigen Zentralrohrrahmens von Hans Ledwinka.

Tatra 148 6x6 Kipper im Einsatz

Tatra 148 6×6 Kipper im Einsatz in Rumänien 2021

Technische Daten des Tatra 148

Hersteller und Stückzahlen des Tatra 148

Im kleinen mährischen Nesselsdorf / Kopřivnice werden seit 1915 Tatra-LKWs gebaut. Seit 1924 heißt auch das Nesselsdorfer Werk bei Mährisch-Ostrau / Ostrava in der Nordostecke von Tschechien Tatra. Mitten im Dorf gibt es ein Tatra-Museum, in dem ich aber leider noch nicht war.

Der Tatra 148 ist eine modernisierte Version des Vorgängers Tatra 138. Äußerlich ist der Tatra 148 vor allem durch den nicht mehr vertikal, sondern horizontal geteilten Kühlergrill von seinem Vorgänger zu unterscheiden. Auch die Motorhaube ist länger und etwas „eckiger“. Das sieht man gut im direkten Vergleich.

Tatra 148, Vergleich zum Vorgänger Tatra 138

Tatra 138 Tanker vom Flugplatzmuseum Rothenburg und Tatra 148 CAS 32 Feuerwehr

Nach der tschechischen Wikipedia wurden von 1970 bis 1982 insgesamt 113.647 Tatra 148 produziert. Mit 63.700 Stück ging fast die Hälfte der Produktion in den Export. Alleine Automot Heidenau importierte ab 1972 ca. 1100 zivile Tatra 148, davon 826 Dreiseitenkipper. Dazu kommen noch die von der NVA und der Bauindustrie importierten Modelle (vgl. Dünnebier, Tatra – Die Unverwüstlichen, S. 77).

Genaue Zahlen habe ich noch nicht gefunden, aber insgesamt dürfte die DDR mindestens 2000 Tatra 148 importiert haben. Aber das ist nur eine Schätzung, weil keiner weiß, wie viele T-148 bei der NVA gelaufen sind.

Tatra 148 Markenzeichen am Grill

Tatra 148 Markenzeichen am Grill

Motor und Verbrauch des Tatra 148

Das typische Pfeifen der Tatra 148 kommt vom Gebläse des Motors, mit dem der V8 gekühlt wurde. Ein Turbolader war noch nicht verbaut. Dennoch holt der Tatra 148 S1 eine Motorleistung von erst 202 und dann sogar stolzen 212 PS aus dem Achtzylinder (vgl. Kunkel, DDR-Lastwagen, S. 57; Dünnebier, Tatra – Die Unverwüstlichen, S. 73). Ist schon ein beeindruckender Motor mit den beiden fetten Luftfiltern rechts und links.

Luftgekühlter V8-Dieselmotor im Tatra 148

Luftgekühlter V8-Dieselmotor im Tatra 148

Die verschiedenen Versionen des Motors T-928 im Tatra 148 unterscheiden sich im Prinzip nur durch verschiedene Einspritzpumpen. Die militärische Variante der Einspritzpumpe des ansonsten unveränderten V8 mit 12,7 Litern Hubraum ermöglichte das Fahren mit Diesel oder Benzin.

Der Verbrauch des Tatra 148 wird mit 31,2 Litern angegeben. Obgleich ich die Angabe einer Nachkommastelle etwas amüsant finde, ist ein Verbrauch von knapp über 30 Litern für einen 6×6 dieser Größe gar nicht mal so schlecht. Wenn auch nur bei 70 km/h. Wegen des Verbrauchs war die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Tatra 148 in der DDR anfangs auch auf 60 km/h beschränkt (vgl. Dünnebier, Tatra – Die Unverwüstlichen, S. 75).

Vielleicht stammt die Verbrauchsangabe aber auch leicht beschönigend vom Tatra 148 4×4, den es jedoch ausschließlich als Sattelzugmaschine T148 NTt 4×4 gab (vgl. Dünnebier, S. 73). Hab nur noch kein einziges Exemplar eines Tatra 148 Zweiachsers gesehen. Immer nur 6×6. So wie diesen beeindruckenden CAS 32, entdeckt bei einer Wanderung in Elbleiten.

Tatra 148 6x6 CAS 32 - GTLF 32 Großtanklöschfahrzeug

Tatra 148 6×6 CAS 32 – GTLF 32 Großtanklöschfahrzeug

Tatra T2-148 ab 1979

Ab 1979 hat Tatra eine modernisierte Version des Tatra 148 als T2-148 eingeführt. Von außen ist der neue T2-148 kaum zu unterscheiden, weist aber insgesamt 86 Detailverbesserungen auf (vgl. Dünnebier, Tatra – Die Unverwüstlichen, S. 73):

  • Überarbeiteter Motor T2-928-1E gemäß europäischer Umweltvorschriften,
  • Neues Getriebe, Achsen und Antriebswellen
  • Mehr Komfort im Fahrerhaus (Frontscheibe, Dämpfung, Fahrersitz)
  • Änderungen der hinteren Blattfedern und der vorderen Torsionsstäbe
Fahrerkabine mit Lenkrad im Tatra 148

Fahrerkabine mit Lenkrad im Tatra 148

Tatra-Konzept Zentralrohrrahmen

Konstruktion des Zentralrohrrahmens

Hans Ledwinka hat bei Tatra in Nesselsdorf den Zentralrohrrahmen als grundlegendes Tatra-Konzept erfunden. Ab 1923 gab es die ersten Fahrzeuge mit diesem Zentralrohrrahmen. Dabei übernimmt ein mittiges, dickes Rohr unter dem Aufbau die tragende Funktion und beinhaltet gleichzeitig den gesamten Antrieb einschließlich der Pendelhalbachsen

Das nächste Foto zeigt den Zentralrohrrahmen eines Tatra 148. Das dicke Rohr hält nicht nur den ganzen LKW zusammen. Dort läuft auch die Kardanwelle zur zweiten und dritten Achse.

Tatra 148 6x6 Zentralrohrrahmen und Achsaufhängung

Tatra 148 6×6 Zentralrohrrahmen und Achsaufhängung

Im Foto vom vorderen Abschluss des Zentralrohrrahmens an diesem Tatra 148 ist schön die direkt am Zentralrohr verschraubte Motorölwanne zu erkennen. Und die ebenfalls am Zentralrohr verschweißte Zugöse. Rechts und links gehen leicht versetzt die beiden vorderen Pendelhalbachsen ab.

Tatra 148 6x6 Zentralrohrrahmen und Achsaufhängung Vorderachse

Tatra 148 6×6 Zentralrohrrahmen und Achsaufhängung Vorderachse

Bei Tatra hängt tatsächlich alles incl. der Aufbauten an diesem Zentralrohr. Auch die Achsen des Tatra 148 sind mit einem innen liegenden Antrieb direkt an dem Zentralrohr angeflanscht.

Tatra 148 6x6 Zentralrohrrahmen und Achsaufhängung mit Antriebswelle vorn

Tatra 148 6×6 Zentralrohrrahmen und Pendelhalbachse mit Antriebswelle vorn

Vorteile des Tatra-Konzeptes

Der robuste Zentralrohrrahmen mit Pendelhalbachsen wirkt wie eine Einzelradaufhängung. Zudem ist ein Chassis auf Zentralrohrrahmen anders als bei den üblichen LKW-Fahrgestellen mit Gitterrahmen vollkommen verwindungsfrei.

Hinterachskonstruktion des Tatra 148 6x6

Hinterachskonstruktion des Tatra 148 6×6

Durch den beim Zentralrohrrahmen nicht notwendigen Hilfsrahmen können die Aufbauten wesentlich niedriger ausgeführt werden als bei anderen LKWs. Das einzigartige Tatra-Konzept ist damit ein wartungsarmes, zuverlässiges und robustes Konzept.

Tatra 148 6x6 Kipper im Einsatz 2021

Tatra 148 6×6 Kipper im Einsatz 2021

Beim unbeladenen Tatra 148 mit Zentralrohrrahmen kontaktieren die Reifen die Fahrbahn allerdings nur mit der Außenflanke. Durch die fehlende Last ragen die Pendelhalbachsen schräg nach unten und die Reifen stehen fast V-förmig auf der Straße. Diese Radstellung ist typisch für unbeladene Tatra-LKW.

Hinterachse eines leeren Tatra 148 Kippers

Hinterachse eines leeren Tatra 148 Kippers

Bei einem voll beladenen Tatra 148 stehen die Räder dann gleichmäßig auf der Straße.

Hinterachse eines beladenen Tatra 148 Kippers

Hinterachse eines beladenen Tatra 148 Kippers

Diese Tatra-typische Radstellung entsteht durch die spezielle Konstruktion mit zwei Halbachsen am Zentralrohr.

Zeichnung Tatra-Konzept mit Zentralrohrrahmen

Zeichnung Tatra-Konzept mit Zentralrohrrahmen

Allerdings sind gerade Zentralrohr, Antriebswellen und Achsen äußerst robust und für eine lange Lebensdauer ausgelegt. Bei einem möglichen Baujahr zwischen 1970 und 1982 muss dieser Tatra 148 6×6 mit Ladekran wohl mindestens seit 40 Jahren in der Maramuresch im schweren Holzeinsatz tätig sein. Vielleicht auch schon seit 50 Jahren. Und zwar Offroad. Hier fährt der Tatra gerade aus einer Furt wieder an Land.

Tatra 148 6x6 Holztransporter mit Ladekran in der Maramuresch 2021

Tatra 148 6×6 Holztransporter mit Ladekran in der Maramuresch

Nachteile des Tatra-Zentralrohrrahmens

Die Schrägstellung der Räder beim Tatra-Zentralrohrrahmen kann man auch kaum ausgleichen, da beim Tatra-Konzept alle Bauteile geschützt im Zentralrohrrahmen verbaut sind. So elegant und robust das Tatra-Konzept von Hans Ledwinka für schwer geforderte Kipper auch ist. Für ein Expeditionsmobil sehe ich die Schrägstellung der Räder als Nachteil. Der Nachfolger des Tatra 148 kann diese Schrägstellung durch Luftfederung ausgleichen. Aber für den Tatra 148 gibt es sowas Feines noch nicht.

Oder man muss zum Ausgleich der Schrägstellung den Aufbau auf dem Zentralrohrrahmen beim Tatra absichtlich schwer bauen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn der Tatra 148 braucht durch das Konzept mit dem verwindungsfreien Zentralrohr nicht einmal einen Zwischenrahmen.

Tatra 148 6x6 Kipper in der Maramuresch im Wassertal

Tatra 148 6×6 Kipper in der Maramuresch im Wassertal

Nun sind die Bauteile und Wellen im Zentralrohrrahmen ja gut geschützt und laufen dort in Öl. Aber wenn da mal ein Kardangelenk ausfällt, schraubt man den ganzen LKW auseinander. Also nicht buchstäblich. Sondern wirklich und richtig. Da muss man den hinteren Teil vom vorderen Teil trennen.

Ein weiterer Nachteil des Tatra-Konzepts ist der Rampenwinkel. Das Zentralrohr unter dem Tatra 148 läuft ja von der Vorderachse bis zur letzten Hinterachse durch. Und liegt mit knapp 30 cm auf der ganzen Länge ziemlich flach über dem Boden. Konventionelle LKWs haben zwar unter den Achsen auch nicht mehr Bodenfreiheit. Aber dazwischen schon. Und so hat der Tatra 148 nur einen recht geringen Rampenwinkel. Der setzt also auf Hügelkämmen schnell auf.

Zentralrohrahmen am Tatra 148 6x6

Zentralrohrahmen am Tatra 148 6×6

Ausführungen des Tatra 148

Tatra 148 S1/S3 als 26-t-Kipper

Den Tatra 148 gab es als Hinterkipper S1 und Dreiseitenkipper S3. Mit 15 t Nutzlast waren die Tatra 148 S1/S3 die schwersten Kipper auf DDR-Straßen. Der russische KrAZ 255 B ist zwar noch größer, aber auch wesentlich seltener. „Mein“ Tatra 148 6×6 ist ein Kipper, der mit seinem typischen Pfeifen am häuslichen Berg aus der engen Kurve heraus voll beladen beschleunigt.

Tatra 148 S3 6x6 Dreiseitenkipper in der Maramuresch

Tatra 148 S3 6×6 Dreiseitenkipper in der Maramuresch

Ein richtiger Hotspot für Tatra 148 6×6 S3 Dreiseitenkipper ist auch heute noch die rumänische Maramuresch. Offenbar mögen die im 18. Jahrhundert aus der Slowakei eingewanderten Zipser Sachsen „ihre“ Tatra  ganz besonders. Und offenbar ist der Tatra 148 robust genug für 50 Jahre hartes Arbeitsleben.

Tatra 148 S3 Dreiseitenkipper in der Maramuresch

Tatra 148 S3 Dreiseitenkipper in der Maramuresch

Tatra 148 Kranwagen AD 160 der NVA

Natürlich war der Tatra 148 6×6 auch bei der NVA weit verbreitet, vor allem mit diversen Spezialaufbauten. Auch hierzu kann ich eigene Fotos beisteuern, zunächst von einem Autodrehkran AD 160 auf Tatra 148 6×6.

Der Teleskopkran AD 160 auf dem Tatra 148 kommt vom traditionsreichen tschechischen Hersteller ČKD. ČKD steht auch hinten am Oberwagen und kürzelt den Firmenverbund Českomoravská-Kolben-Daněk. Daněk als der älteste Maschinenbaufusionist von 1927 wurde übrigens schon 1854 gegründet.

Autodrehkran ČKD AD 160 auf Tatra 148 6x6 (NVA, Pionierbataillon PiB-7)

Autodrehkran ČKD AD 160 auf Tatra 148 6×6 (NVA, Pionierbataillon PiB-7)

Tatra 148 Entgiftungsstation TZ-74 NVA

Nie in Betrieb gesehen habe ich den Tatra 148 6×6 der NVA als Entgiftungsstation bzw. Dekontaminationseinheit TZ-74. Dieser 1976 bei der NVA eingeführte 6×6 war eigentlich nur ein 2000 l Tankwagen mit einer drehbaren, heckseitigen Flugzeugturbine. Mit dem Abgasstrahl der Turbine des TZ-74 sollten vor allem gepanzerte Fahrzeuge dekontaminiert werden. Dazu standen leicht versetzt 2 Dekontaminationseinheiten, zwischen deren beiden laufenden Turbinen die zu dekontaminierenden Fahrzeuge hindurchfahren sollten.

Also angeblich. Keine Ahnung, ob und wie diese Flugzeugturbine auf dem Tatra 148 der NVA in echt funktioniert. Dachte erst sogar, das wäre ein Gerät zur Flugfeldenteisung. Hmm. Geht bestimmt auch. Stelle mir gerade vor, wie ich mit dem Ding dem Schnee in meiner Einfahrt zu Leibe rücke…

Tatra 148 6x6 der NVA als Entgiftungsstation TZ-74

Tatra 148 6×6 der NVA als Entgiftungsstation / Dekontaminationseinheit TZ-74 im PiB-7

Tatra 148 CAS32 / GTLF32 Großtanklöschfahrzeug

In Tschechien noch im aktiven Dienst sind Tatra 148 Großtanklöschfahrzeuge CAS 32. CAS ist die tschechische Abkürzung für Cisternová automobilová stříkačka. Die 32 steht für die Heckpumpe mit einer Leistung von 3.200 l/min. Auch in Deutschland sind 2019 immerhin noch fünf Tatra 148 CAS 32 zugelassen. Nur dass die hierzulande Großtanklöschfahrzeug GTLF 32 heißen.

Tatra 148 6x6 Großtanklöschfahrzeug GTLF 32

Tschechischer Tatra 148 6×6 CAS32 (Großtanklöschfahrzeug GTLF 32)

Durch den tiefen Zentralrohrrahmen des Tatra 148 bauen die CAS32 / GTLF32 Großtanklöschfahrzeuge genauso wie die Tankwagen der Flugfeldbetankung besonders niedrig und sind daher an ihrer flachen Silhouette immer gut zu erkennen. Abgesehen von der langen, runden Haube natürlich.

Die DDR hat insgesamt 51 Tatra 148 CAS 32/TLF32 importiert. Davon gingen 20 Tatra an Feuerwehren, 24 an die NVA und 7 an Flughäfen (vgl. Dünnebier, Tatra – Die Unverwüstlichen, S. 78). Von diesen 51 Tatra GTLF32 waren 2019 immerhin noch 5 Tatra T2-148 zugelassen (KBA, Statistik zum Fahrzeugbestand 2019).

Tatra 148 6x6 Großtanklöschfahrzeug GTLF 32

Tatra 148 6×6 CAS 32 (Großtanklöschfahrzeug GTLF 32)

Tatra 148 als Autobagger D032

Ich weiß schon, wo einer steht. Wollte aber beim letzten Mal nicht anhalten. Hoffe, dass der Tatra 148 als Autobagger D 032 bei meinem nächsten Besuch im Isergebirge noch an Ort und Stelle ist.

Dazu kenne ich noch Versionen des Tatra 148 als Tankwagen, Sattelzugmaschine, Bohrgerät oder Betonmischer. Mal sehen, wann und ob mir diese Spezial-Aufbauten auf dem Tatra 148 mal (wieder) fotogerecht über den Weg laufen. Die meisten Exemplare sind eben doch Kipper.

Tatra 148 6x6 Kipper in Borsa, Rumänien

Tatra 148 6×6 Kipper in Borsa, Rumänien

Tatra 148 6×6 mit Kofferaufbau als wahres Expeditionsmobil

Gustav Ginzel (1932-2008) vermittelte mir eine erste Idee davon, was es heißt, mit einem Allrad-LKW wie dem Tatra 148 6×6 Koffer auf Expedition zu gehen. Dieser schrullige Sudetendeutsche bewohnte das Misthaus – eine mit Kuriositäten aus aller Welt vollgestopfte Berghütte im böhmischen Isergebirge. Zumindest, wenn er nicht gerade unterwegs war.

In seinem Wohn-, Koch- und Schlafraum im historischen Misthaus, dem Treffpunkt der DDR-Bergsteigerszene, hielt er regelmäßig Diavorträge über seine Expeditionen. Nicht umsonst war das Misthaus auch inoffizielle UdF-Zentrale.

Gustav Ginzel 1993 beim Dias sichten im Misthaus

Gustav Ginzel 1993 beim Dias sichten im Misthaus

Und eine dieser Expeditionen führte Gustav Ginzel mit einem Tatra 148 6×6 in den Iran. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber das Buch „Poušť jde za tvým stádem“ von Otto Janka von 1977 müsste von dieser tschechischen Expedition in den Iran handeln. Leider ist Europa noch nicht soweit, dass ich das Buch online in einem Prager Antiquariat kaufen kann. Muss wohl mal hinfahren, um die 50 Kronen auf den Tresen zu legen. Oder vielleicht bringt es mir ja mal jemand mit.

[Nachtrag] Dank Marco ist das Buch zur Iran-Expedition 1977 mit dem Tatra 148 „Poušť jde za tvým stádem“ inzwischen bei mir. Auf dieser Expedition vom 16. März bis zum 12. Juli 1977 war zwar ein Tatra 148 6×6 in der Sonderausführung Insektensammelmobil für immerhin 120.000 erbeutete Exemplare dabei. Aber eben nicht Gustav Ginzel.

Und es gibt auch nur anderthalb Fotos vom Tatra 148 mit Expeditionskoffer. Kein Wunder, wenn die neunköpfige tschechische Crew neben dem Buchautor Otto Janka nur aus Entomologen, Zoologen und Botanikern besteht. Und der Fahrer/Mechaniker Karel Štich entweder keinen Fotoapparat oder keine Zeit für dessen Bedienung hatte. Aber gut, der Tatra 148 mit Kofferaufbau war damals halt „bloß“ ein Transportmittel.

Tatra 148 6x6 Expeditionsmobil (Entn. aus Janka, S. 160 f.)

Tatra 148 6×6 Expeditionsmobil (Janka, S. 160 f.)

Bestand an Tatra 148 in Deutschland

2019 waren gemäß der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes insgesamt 7 Tatra 148 in Deutschland regulär zugelassen, davon immerhin noch 5 Großtanklöschfahrzeuge GTLF 32/CAS 32:

  • 2 TATRA 148 S3 (TATRA (CS), TSN 003, Dreiseitenkipper)
  • 5 TATRA T2-148/CAS 32 (TATRA (CS), TSN 009, Großtanklöschfahrzeug GTLF 32)

Dazu kommen noch 2 zugelassene Tatra Kranwagen und 2 Bohrgeräte auf Tatra, die mangels konkreter Angaben des KBA aber auch Tatra 813 oder Tatra 815 sein könnten:

  • 2 AUTOKRAN (TATRA (CS), TSN 016)
  • 2 BOHRGERAET (TATRA (CS), TSN 026)
5 deutsche Tatra 148 6x6 Großtanklöschfahrzeuge GTLF 32/CAS 32

Tatra 148 Großtanklöschfahrzeug GTLF 32/CAS 32

Tatra 148 Allrad als Expeditionsmobil kaufen?

Jedenfalls war und ist der Tatra 148 ein schönes und imposantes Fahrzeug. Der LKW ist schon eine andere Hausnummer als der regelrecht zierliche Praga V3S 6×6. Und gute Exemplare sind mittlerweile selten geworden. Auch dieser Tatra 148 6×6 mit großem Werkstattkoffer stand nicht lange beim LKW-Händler an der Autobahn. Der hatte sogar schon eine Wohnmobilzulassung und ist für knapp über 10.000 € verkauft worden.

Tatra 148 Werkstattkoffer

Tatra 148 mit Werkstattkoffer

Der Zentralrohrrahmen spielt seinen konstruktiven Vorteil vor allem bei schweren Fahrzeugen mit mehr als 2 Achsen voll aus. Nur sind heutige Wohnmobile nicht mit Kieslastern zu vergleichen. Wer fährt schon 10 t hinten auf den beiden Achsen spazieren?

Allerdings konnte sich durch die hohe Zuladung die tschechische Expedition in den Iran auf der Hinfahrt vollständig mit heimischem Sprit versorgen. Denn das war wahrscheinlich der wesentliche Grund, diese Expedition mit dem Tatra 148 6×6 anzugehen: Man konnte sämtliche Vorräte mitnehmen und musste unterwegs keine Devisen ausgeben. Allerdings kann ich mich zwar an den Einachs-Tankanhänger erinnern, aber nicht daran, dass Gustav Ginzels Expeditions-Tatra über Kühlschrank, Fußbodenheizung oder Batterieladecomputer verfügt hätte. Ging aber trotzdem.

Aber heute einen Tatra 148 kaufen? Als Basis für ein Expeditionsmobil? Ich weiß nicht. Eher nicht. Denn der Komfort in so einem alten Allrad-LKW ist doch eher bescheiden.

Fahrerkabine Tatra 148 6x6 CAS 32-GTLF 32 Großtanklöschfahrzeug

Fahrerkabine des Tatra 148 6×6

Tatra ja. Aber wenn, dann Tatra 815.  Der moderne Nachfolger des Tatra 148 ist eine bessere Basis für ein Expeditionsmobil. Ich weiß von einem Tatra 815-6 Doka, in dem man sogar probeschlafen kann.

Tatra 815 als Nachfolger des Tatra 148

Tatra 815 als Nachfolger des Tatra 148

Tatra 148: Quellen und weitere Infos

  • Die technischen Daten vom Tatra 148 stammen aus dem Typenkompass von Ralf Kunkel über DDR-Import-Lastwagen aus der Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Ungarn: Klick
  • Michael Dünnebier: Tatra – Die Unverwüstlichen (Motorbuch-Verlag 2021): Klick
  • Entwicklungsgeschichte, Varianten und technische Details des Tatra 148: Wiki CZ
  • Infos zum Hersteller des ČKD-Autodrehkrans AD 160 auf dem Tatra 148: Wiki
  • Expeditionsbuch von Otto Janka: „Poušť jde za tvým stádem“, Prag 1983
  • Tschechische Wikipedia zur Expedition mit dem Tatra 148 in den Iran 1977: Wiki CZ
  • Erläuterungen zum Großtanklöschfahrzeug GTLF / CAS 32 auf Tatra 148: Wiki
  • Angaben des KBA zum Bestand an Tatra 148 am 1. Januar 2019: Klick
  • Link zum Tatra-Museum Nesselsdorf: Klick
  • Im Luftfahrtmuseum Rothenburg steht (u.a.) ein Tatra 138 Tanker: Klick
  • Ein wahres Mekka für Fans des Tatra 148 ist die Maramuresch um das rumänische Wassertal.

Habt ihr noch Geschichten und Fakten zum Tatra 148 6×6? Ich freue mich immer über solche Beiträge in den Kommentaren. Und ich suche immer noch Infos zur Reise von Gustav Ginzel mit dem Tatra 148 6×6 in den Iran. Muss aber nach der Islamischen Revolution von 1979 gewesen sein. Denn es war in seinen lustigen Vorträgen immer die Rede vom Ski-Hütten-Führer. Und der erschien ja erst im Februar 1979.

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27 Antworten

  1. Marco sagt:

    Ahoj aus Prag! Habe den Eintrag gerne gelesen, vor allem die Erinnerung an Gustav Ginzel. Aber auch der Tatra hat was. Habe vor kurzem aber mit einem britischen Freund hier tatsöchlich überlegt, einen Praga 6×6 zu erwerben, allerdings eher als mobilen Unterstand auf einem Kriket-Feld in Prag.
    Bei den tschechischen Bergsteigern fällt mir noch dieser Kollege ein, mit dem ich mal die Ehre hatte, ein Interview zu machen: http://radio.cz/de/rubrik/mikrophon/ein-alter-bergsteiger-ist-ein-guter-bergsteiger-karel-plechac-ueber-sein-leben–1
    So, ich hoffe das war nicht zu off-topic!

    • Tom sagt:

      Alles gut, Marco. Danke für den Link und viele Grüße nach Prag! Und wenn Du mal im Antiquariat an der Burg vorbeikommst – ich suche noch nach dem Buch „Poušť jde za tvým stádem“ von Otto Janka 🙂

  2. Marco sagt:

    Ja, gibts auch in einem Antiquariat irgendwo bei Vysehrad … mit 50Kc bist du dabei!

  3. Marco sagt:

    Kann ich dir besorgen, müssen wir dann nur sehen, wie das Buch zu dir kommt, kann es von hier aus schicken, oder wenn ich mal wieder in Deutschland bin…

  4. Tom sagt:

    Marco war heute hier. Das Buch ist mein. Vielen Dank!!!

  5. Tom sagt:

    Bin jetzt endlich mal dazu gekommen, die Infos zum Buch „Poušť jde za tvým stádem“ hier zu ergänzen. Mein Tschechisch ist halt doch nicht so gut. 🙁

    Aber wenn ich schon mal dabei bin, kann ich es auch richtig machen und den kleinen Artikel aus 2017 zum Tatra 148 komplett überarbeiten und erweitern.

  6. Marco sagt:

    Ahoj!
    Schön, dass du das Wenige aus dem Buch trotzdem verwerten konntest!
    Übrigens, ich weiß nicht, ob du tschechische Medien verfolgst, aber dieses Jahr ging eine Expedition an den Start mit einem Tatra 815. Es ist eine Wiederholung einer legendären Fahrt aus dem Jahr 1987, die leider über die Wende in Vergessenheit geriet …
    https://www.tatrakolemsveta2.cz/
    Grüße aus Prag!

  7. Marco sagt:

    Nachtrag – hier der Link zur Orginalexpedition:
    https://tatrakolemsveta.cz/

  8. Ursina sagt:

    Der Tatra 148 sieht genial aus, bin momentan auf der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug zum umbauen für und da wird er sicher in die engere Auswahl fallen!
    Viele Grüße Ursina

  9. Tom sagt:

    Fotovergleich zwischen Tatra 138 und Tatra 148 6×6 sowie die Sichtung eines seltenen Tatra 148 mit Werkstattkoffer ergänzt.

  10. Michael sagt:

    Hallo Tom, das ist eine sehr informative Analyse. Ich bin ein gebürtiger Tscheche aus Österreich und höre noch immer meinen technikbegeisterten Großvater von den großen, aber auch von den kleinen sehr geländegängigen 805 mit luftgekühltem Motor und Portal-Pendelachsen schwärmen, wie toll geländegängig und zuverlässig die weltweit unter härtesten Bedingungen ihren Dienst verrichtet haben. Es gibt noch weitere tolle Bücher über tschechische Expeditionen aus den 50er und 60er Jahren. Eines davon heißt Dobry den Afriko (Expedition Lambarene) habe ich von ihm geerbt. Es gibt ein tolles Video darüber auf YouTube zu sehen. https://www.youtube.com/watch?v=FaK1r4pq1Gs
    https://www.youtube.com/watch?v=CPEg2Br2AaA

    LG Michael

    • Tom sagt:

      Ja, der Tatra 805 ist auch ein interessantes Konzept. Für mich auch wesentlich interessanter als der Tatra 148. Allerdings halt auch ein Fahrzeug aus lange vergangener Zeit.

  11. Andreas sagt:

    Moin,
    ja, das mit der TZ-74 hat tatsächlich funktioniert. Selbst miterlebt. Wurden auch zur Nebelerzeugung eingesetzt. Unsere wurden im Winter auch gerne im Braunkohlentagebau eingesetzt, zur Enteisung.

  12. Tom sagt:

    Fotos von diversen Tatra 148 6×6 ergänzt, die in der rumänischen Maramuresch noch täglich schweren Dienst als Kieskipper oder Holztransporter tun.

  13. Jiri sagt:

    Klasse, was für ein fundierter Bericht und Wissen über dieses Stück der tschechischen „Kultur“. 28 Jahre meines Lebens machten diese Tatras in Tschechien mein Strassenbild aus; und ich hatte nie so etwas umfangreiches gehört. Ich habe nur noch in Prag in der Garage ein Velorex, auch so eine „Erfindung“, aber es ist halt um einige Nummern kleineres Zeug.

    • Tom sagt:

      Ach, ich lerne zum Tatra 148 auch immer noch dazu. Gerade ist ein dickes Buch des ehemaligen Direktors des Dresdner Verkehrsmuseums zu Tatra erschienen. Konnte daher im Text gleich mal noch ein paar Fakten zum modernisierten T148-2 und zu Importzahlen der DDR ergänzen.

      Meinst du den dreirädrigen Velorex mit dem 350er Jawa-Motor? Cooles Teil.

  14. Reggi sagt:

    Hallo Tom,

    wie Andreas berichtet gab es den T148 mit der TZ74 tatsächlich.
    Laut meinem Wehrdienstausweis nannte man sie AZN-TZ74.
    AZN steht hier als Abkürzung für „Anlage zur Spezialbehandlung“.
    Ich habe das Teil 2,5 Jahre gefahren und bedient, war schon ein feines Spielzeug.
    Der T148 war damals ein tolles Fahrzeug, besser als W50 oder Ural, Sil oder andere.

  15. Reggi sagt:

    Sorry, natürlich AZS und nicht, wie ich fälschlicherweise schrieb, AZN.

    • Tom sagt:

      Ah, hatte mich zum T148 TZ-74 schon gefragt, was die Abkürzung bedeuten soll. Hätte ja auch eine russische Bezeichnung sein können. Wobei „Anlage zur Spezialbehandlung” ohnehin recht kryptisch ist.

      Aber vielleicht willst du noch ein paar Fakten zum Betrieb erzählen? Der Verbrauch der Turbine pro Stunde würde mich mal interessieren. Die hat bestimmt ordentlich gefaucht.

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