Meine Schnee-, Schlamm- und Sandbleche aus Kunststoff

Der Nachteil der Alu- oder Stahl-Sandbleche ist der Vorteil der Sandbleche aus Kunststoff: Weil normale Sandbleche so rutschig sind, kommt ein durchdrehender Reifen nicht drauf. Sandbleche aus Kunststoff sind da wesentlich besser.

Was sind die Nachteile von Stahl oder Alu-Sandblechen?

Natürlich sehen die klassischen Alu-Sandbleche am Auto super schick aus. So richtig nach Abenteuer, Wüste und Freiheit. Sandbleche aus Kunststoff sind da weniger cool. Wer aber die Alu-Sandbleche schon einmal richtig im Einsatz hatte, denkt über Alternativen nach. Aus meiner Sicht haben die Sandbleche aus Aluminium oder Stahl viele Nachteile gegenüber den Sandblechen aus Kunststoff.

Stahl-Sandbleche sind gegenüber Sandblechen aus Kunststoff zu schwer

Da wäre zunächst das Gewicht – gerade bei den besonders robusten (und wesentlich billigeren) Stahlblechen. Habt ihr schon mal nach einer erfolgreichen Fahrzeugbergung die liegen gebliebenen Sandbleche über hunderte Meter zurück zum Auto geschleppt? Zumal man bei längeren Sandpassagen ja mit Schwung so weit fahren muss, bis man wieder festen Boden unter den Rädern hat. Diese Schlepperei ist wirkliche Strafarbeit. Und wenn man jetzt noch beim Kauf gespart und Stahlbleche gekauft hat, flucht man doppelt. Alubleche sind da zwar die bessere Lösung, aber auch nicht wirklich handlich.

Harte Luftlandebleche zerstören schnell Fahrzeugbauteile

Eigentlich waren die meist verwendeten, sehr steifen Luftlandebleche für das Auslegen großer, ebener Flächen und hohe Flächentraglasten vorgesehen. Das geht mit den weichen Sandblechen aus Kunststoff natürlich nicht. Standardmäßig haben alle Luftlandebleche also seitliche Haken, um einen Verbund zwischen den Unmassen an den für einen Feldflugplatz benötigten Blechen herzustellen. Im Verband hält das auch. Aber so ein einzelnes Luftlandeblech ist ein ganz schön störrisches und gefährliches Ding. Vor allem dann, wenn man zu faul war, die originalen Haken abzuflexen und sauber zu verschleifen. Die zerstörerische Wirkung von Metall-Sandblechen entfaltet sich jedoch am besten unter einem Fahrzeug: Sowie man freikommt, schlagen sie mit Wucht von unten an die Aufbauten. Besonders gefährdet sind natürlich jede Art von Tanks unter dem Fahrzeug. Erfahrene Wüstenfahrer panzern also die empfindlichsten Bauteile mit Blechen von unten. Wieder mehr Gewicht am Fahrzeug. Oder man nimmt halt Beulen, Dellen und zerstörte Bauteile in Kauf.

Die Metall-Sandbleche sind einfach zu rutschig

Was mich an den klassischen Sandblechen aber vor allem stört, ist deren Rutschigkeit. Ganz besonders hier punkten Sandbleche aus Kunststoff. Das nächste Foto zeigt das Problem ganz gut: Da hat man sich im Sand festgefahren, stößt ein Stahl-Sandblech kräftig unter die Reifen und will jetzt eigentlich auf die Sandbleche auffahren. Und? Nichts passiert. Die Reifen drehen munter weiter, kommen aber nicht auf das glatte Sandblech hoch. Auch umgedreht, also mit der ausgestanzten Seite nach oben, wird es nicht besser. Die Sandbleche sind einfach zu glatt. Und das, obwohl ja eigentlich genug Sand zum Streuen da ist. Das gleiche Dilemma natürlich im Schlamm. Und über Schnee brauchen wir gar nicht zu reden. Völlig unbrauchbar.

Test der Stahl-Sandbleche im Erg Chebbi: Sandbleche aus Kunststoff wären besser gewesen

Test der Stahl-Sandbleche im Erg Chebbi: Sandbleche aus Kunststoff wären besser gewesen

Jede Fahrzeugbergung mit Stahl- oder Alublechen ist ein Gesundheitsrisiko

Also muss man vor den Rädern eine kleine Grube graben, bis so ein Reifen fast von selbst hineinfällt. Erst wenn die Sandbleche fast genau unter dem Reifen liegen, hat man eine Chance. Aber diese Grube wiederum führt dazu, dass die anfahrenden Reifen das Blech schnell und kräftig nach unten drücken. Und die lange Seite schlägt voll gegen das Auto. In dem Moment ist einem das zwar egal, aber nicht wirklich schön. Richtig gefährlich wird es aber, wenn die Sandbleche organisches Material erwischen: Hier besteht akute Verletzungsgefahr in einer Situation, wo man offene Wunden überhaupt nicht gebrauchen kann. Dies umso mehr, wenn die Sandbleche noch die originalen Haken an der Seite haben.

Vorteile der Kunststoff-Sandbleche

Sandbleche aus Kunststoff sind leicht

Aufgrund der zahlreichen Nachteile hat sicherlich jeder, der schon einmal klassische Sandbleche aus Aluminium oder Stahl im Einsatz hatte und nicht nur am Auto spazieren gefahren ist, über Alternativen nachgedacht. Wenn nur der Preis nicht wäre. Also habe auch ich mich lange Zeit ziemlich schwergetan mit Sandblechen aus Kunststoff. Aber im Prinzip ist jeder Nachteil eines klassischen Luftlandeblechs der Vorteil der Sandbleche aus Kunststoff. Vor allem sind die Kunststoffsandbleche leicht und lassen sich  nahezu überall im Fahrzeug verstauen.

Seit letzter Woche bin ich aber nun stolzer Tester (erst einmal nur) zweier Sandbleche aus Kunststoff einer kleinen Firma aus Schkopau. Die Länge habe ich so gewählt, dass man sie auch im normalen Auto quer transportieren kann. Bei uns also im Mercedes Vito. Damit ist die Unterbringung am oder im Fahrzeug kein Problem mehr.

Die sehr grobe Beschichtung der Sandbleche aus Kunststoff bietet maximale Traktion

Und am Wochenende bin ich mal quer von der Straße weg in den tiefen Schnee gefahren, bis nichts mehr ging. dann die Sandbleche aus Kunststoff aus dem Kofferraum geholt und einfach unter die (angetriebenen) Vorderräder gestoßen. Das geht ziemlich leicht, da der Hersteller mitgedacht und die Sandbleche auf einer Seite spitz zulaufend konstruiert hat.

Test-Einsatz meiner Sandbleche aus Kunststoff im Winter als Schneebleche

Test-Einsatz meiner Sandbleche aus Kunststoff im Winter als Schneebleche

Da die Sandbleche aus Kunststoff extrem rutschfest beschichtet sind, ist der voll besetzte und beladene Mercedes Vito ohne das geringste Problem auf die GfK-Bleche gefahren. Mit noch ein paar weiteren Blechen hätte ich in dem einen Meter tiefen Schnee nun Kreise fahren können. Konnte ich aber nicht, weil ich nur zwei Bleche dabei hatte.

Das geht nur mit beschichteten Sandblechen aus Kunststoff

Das geht nur mit beschichteten Sandblechen aus Kunststoff

Als Nachteil bleibt eigentlich nur die Stabilität

Nachteil der Sandbleche aus Kunststoff ist allerdings, dass man damit keine Brücken bauen kann. Aber dafür sind meine leichten und relativ kurzen Sandbleche auch nicht gedacht. Gut, nun ist das die kleine Version für Geländewagen. Es gibt aber auch eine LKW-Version mit frei wählbarer Länge.

Ich denke, die Kombination aus beiden ist ideal: Mit den Sandblechen aus Kunststoff fährt man bei voller Traktion auf eine stabile Straße aus normalen Luftlandeblechen auf oder aus kleinen Löchern heraus. Auf die klassischen Luftlandebleche würde ich daher in der Wüste nicht verzichten.

Unschlagbar sind die Sandbleche aus Kunststoff aber vor allem bei Schlamm und Schnee. Und dies vor allem dadurch, dass man sie im Prinzip immer dabei haben kann, weil sie so schön leicht und handlich sind.

Jetzt brauche ich nur noch mehr Sandbleche aus Kunststoff

Meine Stahlbleche habe ich natürlich nur dabei, wenn es auch wirklich in die Wüste geht. Die blöden Dinger sind einfach zu schwer und zu sperrig. Anders ist das mit den Sandblechen aus Kunststoff. Und da die Teile so leicht zu händeln sind, ergeben sich ganz neue Verwendungszwecke. Mal eben die Skischuhe vor dem Kofferraum anziehen? Kein Problem mit den gut isolierenden GfK-Blechen.

Sandbleche aus Kunststoff sind im Schnee schön fußwarm

Sandbleche aus Kunststoff sind im Schnee schön fußwarm

Und ausrutschen wird man auf den beschichteten Sandblechen aus Kunststoff garantiert nicht. Bei dem geringen Gewicht von etwas über 2 kg könnte ich glatt noch ein paar GfK-Sandbleche gebrauchen. Ist zumindest billiger als Allrad nachrüsten.

Hmm. Ich könnte mir ja jedes Jahr zu Weihnachten einen Satz zusätzlicher Sandbleche aus Kunststoff in verschiedenen Längen wünschen – mal sehen, ob der Weihnachtsmann hier mitliest.

[Und hier gibt es noch einen Test der GFK-Anfahrhilfen bei der LKW-Bergung vom griechischen Sandstrand.]

Infos und Quellen der Sandbleche aus Kunststoff

  • Längen sind verfügbar bis 2,50 m
  • Entwicklung, Herstellung und Vertrieb sind deutsche Handwerkskunst: Klick
1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (45 votes, average: 4,47 out of 5)
Loading...

Das könnte dich auch interessieren …

11 Antworten

  1. Tino sagt:

    Hi Tom, welche Variante hast du bei dir im Einsatz?
    30 oder 40cm breit und 95 oder 118cm lang?

    • Tino sagt:

      Bzw. welche empfiehlst du für den 711er?

      • Tom sagt:

        Ich habe 2 steife Luftlandebleche mit 40 x 160 cm und 2 flexible Sandbleche aus Kunststoff mit 30 x 118 cm. Vor allem im Schnee finde ich die Kunststoffbleche besser. Habe allerdings bislang nur den Vito und einige andere Autos bergen müssen. Der MB 711 wollte sich bisher einfach nicht festfahren. Zumindest nicht, seit ich die Sandboards habe. Die Länge von 118 cm hat sich bewährt, da die Bleche so auch quer in den kleinen Bus (oder vielleicht mal in einen Kofferraum) passen. Perfekt wären 4 Sandboards. Aber wenn der Bus erst mal aus Schlamm, Schnee oder Sand raus ist, kann ich ja mit den Luftlandeblechen die Straße verlängern.

        • Tino sagt:

          Danke 🙂 na da werde ich mal mit 2 Stück anfangen glaub ich. Doch ein bisschen eleganter wie die grossen aus Alu oder Stahl. Nur eben nicht zum überfahren eines Grabens .. hm aber würde da Alu reichen? Wahrscheinlich auch nicht, oder. Dafür bräuchte man dann schon die Luftlandebrettchen aus Stahl.

  2. Tom sagt:

    Ach so, noch etwas spricht für kürzere Kunststoffbleche: Im Winter müssen die GfK-Bleche nach der ersten Bergung rein ins Warme, weil sonst Schnee und Eis festfrieren und die schöne raue Oberfläche vereist. Und damit gibt’s dann bei der zweiten Bergung wieder die Probleme der Alubleche mit der zu glatten Oberfläche, die nichts nützt. Insofern finde ich zwei kurze besser ein überlanges Blech. Ganz gleich, ob GfK, Alu oder Stahl.

  3. karl sagt:

    Die Sandbleche (oder was auch immer) hinten am Fahrzeug festbinden. Dann kann man, wenn das Fahrzeug wieder freikommt, bis zum nächsten zum anhalten geeigneten Punkt fahren, und hat die Bleche schon „dabei“. Man muss also die schweren Dinger nicht mühsam einsammeln.
    Wenn Wurzeln oder grosse Steine im Weg sind, mit Vorsicht drangehen.

    • Tom sagt:

      Ja ja, das stimmt natürlich. Aber die Sache ist nicht ganz ungefährlich. Denn die Bleche werden immer in den Sand gedrückt und wirken so als Anker. Und dann reißt bestenfalls das Seil. Nee, lieber nicht. Ich laufe.

  4. Michael sagt:

    Mit Interesse habe ich Euren Bericht über die Sandbleche aus Schkopau gelesen. Inwischen habt ihr die Bleche schon eine ganze Zeit. Habt ihr weitere Erfahrungen gemacht? Könnt ihr sie nach wie vor empfehlen? Wir fahren einen 4×4 Sprinter mit Woelcke Aufbau und suchen nach leichten, gut zu verstauenden „Blechen“ für den Alltag (Eis und Schnell, mtaschige Feldwege oder anderes Gelände), Sand / Wüste eher weniger – waren letzten Winter in Marokko und ging auch ohne).

    Vielen Dank für eine Antwort.

    • Tom sagt:

      Auch die Beiträge zu den Sandblechen habe ich ja verschlagwortet. Wenn man unten unter dem Beitrag auf die Tags klickt, kommt man zu allen Beiträgen zu diesem Begriff. Wie hier halt zu allen Beiträgen über Sandbleche.

      Also ja, ich habe mittlerweile 4 Stück der GfK-Sandbleche und habe sie immer dabei. Haben mir schon oft geholfen. Gerade im heimischen Winter. Die Funktion ist auch nach der ganzen Zeit uneingeschränkt gegeben. Also eine klare Empfehlung.

  5. Thommy sagt:

    Und was lernen wie daraus ? An einer Seilwinde führt kein Weg vorbei . Es ist einfacher einen Ersatzreifen zu vergraben als ewig Sandbleche zu schleppen .

    • Tom sagt:

      Naja, ich sehe für Sandblech und Seilwinde andere Verwendungszwecke. Die Sandbleche legt man eigentlich, um eine Straße zu bauen, Schwung aufzunehmen und dann bis auf festen Grund weiterfahren zu können. Schleppen muss man die Sandbleche auch nicht, wenn man die anbindet.

      Die Seilwinde hilft eher an einem Einzelhindernis. Ich hätte jedenfalls keinen Bock, mich mithilfe eines Ersatzradankers durch ein 500 m langes Weichsandfeld zu winchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert