Motorölwechsel selber machen am T2/LN1

Natürlich ist es total blödsinnig. Aber Ölwechsel selber machen ist so etwas wie eine Liebeserklärung an sein Wohnmobil. Wenn man das delegiert, könnte der Bus beleidigt sein und bocken. Glaube ziemlich fest an solche Zusammenhänge.

Richtiges Motoröl für Mercedes OM364, OM364A, OM364LA

Wenn man den Motorölwechsel schon selber machen will, kann man sich auch ein bisschen Mühe geben. Mercedes hat bestimmte Betriebsstoffvorschriften (Bevo), die regelmäßig aktualisiert werden. Habe extra einen Screenshot der Version 2013 gemacht. Markiert ist die Baureihe 300, zu der auch der OM364 gehört. Dafür gelten aktuell u.a. die Betriebsstoffvorschriften 228.2 / 228.3 und 228.5. Ich nehme das 228.5, das wiederum nicht zu verwechseln ist mit dem Öl gemäß Blatt 228.51. Im Vergleich ist 228.51 ein für schwefelarmen Diesel konzipiertes Motoröl, das bei Reisezielen mit nicht kristallklarem Diesel ungeeignet ist.

Auszug aus der Mercedes Betriebsstoffvorschrift, Stand 03/2013

Auszug aus der Mercedes Betriebsstoffvorschrift, Stand 03/2013

Also habe ich mir eine Liste mit allen von Mercedes für die Kastenwagen und Transporter T2 alt und T2 neu freigegebenen Herstellern und Typen von Motoröl gemäß Betriebsstoffvorschrift 228.5 besorgt. Coole Liste. Da sind alle von Mercedes weltweit zugelassenen Motoröle aufgeführt. Am meisten vertreten ist 10W40. Frankreich, Kroatien, Türkei, Mexiko, Brasilien und Russland. Überall gibt es passendes Motoröl. Mit Segen von Mercedes. Endlich mal klare Aussagen.

Ölwechsel selber wechseln: Von Mercedes freigegebenes Motoröl (Auszug)

Ölwechsel selber wechseln: Von Mercedes freigegebenes Motoröl (Auszug)

Da ich den deutschen Mittelstand mag, mache ich den Motorölwechsel mit Liqui Moly LKW-Langzeit-Motoröl. Der Name ist zwar Quatsch, denn gewechselt wird nach 30.000 km und nicht nach der Bezeichnung auf der Verpackung. Aber es klingt so schön. Beruhigt irgendwie. LKW. Langzeit. Motoröl. Alles dabei.

Schön ist auch, dass das Motoröl von Liqui Moly „Made in Germany“ ist. Wusste gar nicht, dass unsere heimischen Ölquellen noch sprudeln. Die Versorgungssicherheit ist also gewährleistet. Und da dieselbe Viskosität und Betriebsstoff-Vorschrift („Bevo“) von Mercedes vorliegt, kann ich die Motoröle auch mischen. Also meine noch verbliebenen 3 l Motorenöl weiter zum Nachfüllen nutzen.

Ölwechsel selber machen mit Liqui Moly LKW-Langzeit-Motoröl

Ölwechsel selber machen mit Liqui Moly LKW-Langzeit-Motoröl

Ölverbrauch meines OM364A: 0,07 l/1000 km

Gut, beim ersten Mal direkt nach Kauf habe ich sämtliche Ölwechsel am MB 711 D noch machen lassen. Motor, Getriebe, Differential und dazu noch alle sonstigen Flüssigkeiten: Bitte einmal alles neu. Hatte keine Zeit. Wollte nach Marokko. Und Mercedes wird schon das richtige Motoröl genommen haben. Von den 5 Litern, die ich mir habe mitgeben lassen, sind immer noch 3 im Kanister. Ich weiß aber nur, dass es 10W40 der Mercedes Norm MB 228.5 ist.

Die konkret von Mercedes eingefüllte Motorölsorte und der Ölhersteller ließ sich nicht herausfinden. Habe extra nachgefragt. Denn ich konnte ja noch nicht wissen, dass der gute Bus nur so wenig Öl verbraucht und wollte entsprechend Motoröl nachkaufen können.

Wartungsintervall Motorölwechsel am MB 711 D

Laut Wartungsheft ist ein Motorölwechsel am OM364A alle 30.000 km im Nahverkehr bzw. 45.000 km im Fernverkehr vorgeschrieben. Bin mir noch ein bisschen unschlüssig, wo ich dazu gehöre. Fahre aber selten unter ein paar hundert Kilometern am Stück. Keine Kurzstrecke. Keine sinnlosen Spritztouren. Sachte Warmfahren. Und alles unter 20 km wird gelaufen oder pedaliert.

Also klar, Reisebetrieb ist Fernverkehr im Sinne des Motorölwechsels. Doch ich will meinem MB 711 D ja was Gutes tun. Nach 30.000 km den Ölwechsel selber machen wird schon nicht schaden. Und außerdem sind die zwei Jahre rum. Also jetzt.

Ölwechsel selber machen: 14er Inbusschlüssel an der Ablassschraube

Ölwechsel selber machen: 14er Inbusschlüssel an der Ablassschraube

Motorölwechsel selber machen

  1. Mindestens 10,5 l Motoröl und einen neuen Filter kaufen
  2. Auffangwanne und Werkzeug bereitlegen, vor allem einen 14er Inbusschlüssel
  3. Motor richtig warm fahren. Am besten macht man den Ölwechsel direkt nach einer langen Strecke. Da ist das Öl schön flüssig und hat allen Schmutz im Motor gelöst. Allerdings verbrennt man sich dann auch schneller die Pfoten.
  4. Ölauffangwanne oder Eimer unterlegen. Bei geschlossenen Ölauffangkanistern auch die Entlüftungsschraube aufdrehen. Sonst läuft das Öl über.
  5. Motoröl aus der Ölwanne ablassen. Laufen lassen, bis alles draußen ist.
  6. Die magnetische Ablassschraube und das abgelassene Motoröl nach Auffälligkeiten untersuchen. Späne und Abrieb sind gar nicht gut.
  7. Ölablassschraube aus dem Filtertopf herausschrauben und auch dort das Öl ablassen.
  8. Mittelschraube am Ölfiltertopf lösen und den Filtertopf mit dem Ölfiltereinsatz vorsichtig abnehmen, entleeren und reinigen.
  9. Alle Dichtringe erneuern.
  10. Neuen Motorölfilter in den Filtertopf einsetzen und schon mit etwas Motoröl auffüllen.
  11. Filtertopf mit dem neuen Filter und etwas Motoröl und der neuen Dichtung am Filterkopf ansetzen. Manche Filtertöpfe haben eine Fixiernase, die in die zugehörige Aussparung greifen muss. Ansonsten den Filtertopf mit der Ablassschraube in Fahrtrichtung einbauen.
  12. Befestigungsschraube des Ölfilters festschrauben (45 Nm).
  13. Ölwanne und Gewinde der Ablassschraube reinigen.
  14. Ablassschraube für Filtertopf (20 Nm) und Ölwanne (80 Nm) mit den neuen Dichtringen einschrauben und anziehen.
  15. Ca. 10 l Motoröl schrittweise bis zur oberen Markierung am Ölmessstab einfüllen.
  16. Deckel auf dem Öleinfüllstutzen nicht vergessen.
  17. Motor ohne Gas starten und im Leerlauf tuckern lassen. Die Öldruckanzeige muss nach spätestens 10 Sekunden Öldruck anzeigen. Motor abstellen.
  18. Filter und Ablassschrauben auf Dichtheit prüfen.
  19. Nach ca. 5 Minuten Ölstand kontrollieren und gegebenenfalls noch mal etwas nachfüllen. Zu viel Öl ist schädlich und muss wieder abgelassen werden.
In Fahrtrichtung unten rechts am Motor: Ölfiltertopf mit Ablassschraube am OM364A

In Fahrtrichtung unten rechts am Motor: Ölfiltertopf mit Ablassschraube am OM364A

Motorölwechsel selber machen: Weitere Infos

So einen Ölwechsel selber machen klingt erstmal ziemlich kompliziert. Ist es aber nicht. In einer Viertelstunde sollte alles vorbei sein. Und dann hat man wieder für 30-40.000 km Ruhe.

  • „Amtliche“ Anleitungen: Betriebsanleitung T2 neu, S. 97 bzw. Wartungsheft, S. 7 + 14 f.
  • Vorgeschriebene Motoröle lt. Mercedes-Benz Trucks Blatt 223.3 (Motorbaureihe 300: MB 228.2/.3/.5): Klick
  • Motorölfiltereinsatz (A3641800309 / BOSCH 1457429647): Klick
  • Motoröl MB 228.5 / 10W40 (Liqui Moly LKW-Leichtlauf-Motoröl): Klick
  • Ölwechsel-Kanister (funktioniert nur mit Zwischenstopps beim Ablassen): Klick

Hier gibt es noch eine Ölanalyse des ausgefahrenen Liqui Moly Motoröls nach 38.514 km.

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20 Antworten

  1. Ralf sagt:

    Für einen schönen Ölwechsel habe ich am Düdo ein Ablassventil benutzt. Damit gibt es egal wo wenig Sauerei

  2. Heiko sagt:

    Deine Beschreibungen sind echt gut und vor allem daher hilfreich, weil Du gleich Verlinkungen einbaust!
    So habe ich am Wochenende die Flammkerze und das Dieselfilter gewechselt, die Teile habe ich bei den links bestellt. Alles schnell und problemlos! Die Kerze ging auch bei meinem 711er gut raus. Meine Handpumpe leckt etwas beim pumpen, ich behalte das mal im Auge. Einen Link für die Handpumpe suche ich noch. :-).
    Demnächst ist der Ölwechsel fällig, das Öl werde ich auch bestellen. Und Deine Beschreibung zur Höherlegung und Stoßdämpferwechsel fand ich auch spannend. Da ich einen massiven Träger für 250 kg drinstecken kann wäre eine Höherlegung für mehr Bodenfreiheit sehr schön, allerdings wäre das Motorrad dann noch höher zu wuchten. Ich glaube das ist mir auch etwas zu viel Aufwand. Aber die Stoßdämpfer werde ich auch noch mal wechseln. Optisch sind unsere Autos in der Urversion Zwillinge. Meine Webasto geht auch nach 15 min aus, ist mir aber auch eh etwas zu laut. Auf eine Gasheizung hatte ich bislang verzichtet, mit dicker Decke geht auch so mal eine Übernachtung, aber gemütlich ist anders. Wir fahren aber auch eher im Sommer in den Süden…

  3. Axel sagt:

    Moin Tom, ich bin verwirrt!! Vielleicht kannst du mir einen Tipp geben ? Ich habe einen 811D mit 364a Motor.
    Die Freigaben von MB in Betriebsanleitung und Werkstatthandbuch sind
    227.0/1 und 228.0/1 dort steht nirgendwo MB 228.5… Woher hast du diese Angabe? Ich schwitze jetzt ein bisschen weil ich jetzt das 228.5 als 20L Gebinde rumstehen habe.. Freue mich auf Antwort 🙂

    • Tom sagt:

      Die niedrigeren Nummern der Mercedes Betriebsstoffvorschrift bedeuten schlechteres Öl und kürzere Wartungsintervalle. In meinem Wartungsheft steht auf Seite 15 z.B., dass Öle nach der Vorschrift 227.0 im Nahverkehr alle 10.000km gewechselt werden müssen. Öle nach 228.3 jedoch erst nach 30.000km. Dieses Wartungsheft ist aber von 1995. Mit Stand 2013 empfiehlt Mercedes das noch hochwertigere Öl gemäß Betriebsstoffvorschrift 228.5 – ich habe oben im Text extra noch eine Abbildung als Auszug aus dieser Betriebsstoffvorschrift ergänzt. Und Öl 10W40 gemäß Bevo 228.5 hat Mercedes laut Wartungsheft auch bei meinem letzten Ölwechsel verwendet. Also – bei Öl mit der Freigabe 228.5 muss beim OM 364 niemand ins Schwitzen kommen.

  4. Axel sagt:

    Danke Tom, für deine schnelle Antwort. Na dann darf das 20l Gebinde ja doch bei mir bleiben und seinen Dienst in meiner Feuerwehr verrichten. Da wird sich die Feuerwehr sogar besonders freuen, so ein gutes Schmiermittel hatte sie ja dann noch nie :-))

  5. Frank sagt:

    HI, mein 508 stand jetzt 4 Monate. Habe ihn mal wieder angelassen. Öldruckanzeger im Kombiinstrument zeigt an, aber die rote Kontrolleuchte geht nicht aus. Sind zwei beim starten. Eine für Ladeanzeigeund die Andere müßte Öl sein. Ich weiß leider nicht ob der zwei ölanzeigen hat. Lampe und Zeiger im Kombiinstrument..
    Vielleicht hat jemand neIdee.

    • Tom sagt:

      Ist das die alte Variante bis zur Fahrgestellnummer 310 300-10-319 829? Oder die neuere Variante mit dem Band eckiger Kontrollleuchten über dem Kombiinstrument? Welches Symbol hat die Lampe?

  6. Udo sagt:

    Nabend Tom, habe mir vor ein paar Wochen ein 613er gekauft. Weißt du was dieser OM 352 für ein Motoröl benötigt, weil der Verkäufer meinte, dass dies das nächste To-Do sein sollte. Danke!

    • Tom sagt:

      Das richtige Motoröl für alte LKW Motoren kann Glaubenskriege auslösen. Da muss man vorsichtig sein. Aber die oben verlinkten Betriebsstoffvorschriften Bevo von Mercedes sind diesbezüglich eindeutig. Dein OM 352 nimmt sich da nichts zu meinem OM 364.

  7. Peter sagt:

    Hallo Tom,
    ich will die Tage auch den Ölwechsel zum ersten mal selber durchführen. Du hast das ja prima beschrieben, aber was ich mich frage, benötige ich nicht auch Kupferdichtringe für die Ölablassschraube/n Motor/Getriebe und Hinterachse? Oder wie dichten die ab?

    Gruß Peter

  8. Anonymous sagt:

    Moin. Schön geschrieben, aber Ölwechsel einmal im Jahr! Auch wenn dann die 10.000 noch nicht rum sein sollten! Grüße

    • Anonymous sagt:

      Das empfehlen auch die Hersteller von LKWs, egal ob Benz o man, bei geringerer Laufleistung als 10.000/Jahr dann jährlich bzw. alle 5.000 km. WIRKLICH WICHTIG!!
      Einige Oldiebesitzer wechseln sogar halbjährlich!

      • Tom sagt:

        Klar, man kann das Motoröl auch monatlich wechseln. Aber diese kurzen Intervalle für den Motorölwechsel gelten vielleicht für den Bremer mit PKW-Maschine. Beim Mercedes 407 habe ich das auch so gemacht

    • Tom sagt:

      Nach dem Wartungsheft für den Mercedes 711 gelten Intervalle für den Motorölwechsel von 30 Tkm im Nahverkehr / 45 Tkm Fernverkehr / mind. alle 2 Jahre (Wartungsheft, S. 7 + 14 f.) Und genau da halte ich mich dran.

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