Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil

So ein Allrad-LKW ist schnell gekauft, aber wie hoch sind die Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil? Und sollte man das selbst bauen oder bauen lassen?

Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil

Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil

Der Anspruch bestimmt die Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil

Nutzung als originale „Feuerwehr“ ohne Umbau

Natürlich kann man die Allrad-LKW’s von Feuerwehren (meist Magirus-Deutz, Mercedes-Benz oder MAN) als Basis für ein Expeditionsmobil verwenden, ohne große Umbauten vornehmen zu müssen. Zum Gepäck verstauen reicht der Koffer allemal.

Jedoch ist die Voraussetzung für eine Zulassung als privater LKW in der Regel eine Änderungsabnahme durch TÜV/DEKRA. Für meinen MB 711 D vom BGS zum Beispiel habe ich trotz neuer Hauptuntersuchung noch nicht einmal Kurzzeitkennzeichen bekommen. Also kann schon die Überführung erhebliche Probleme verursachen.

Denn nach Meinung der meisten Zulassungsämter können Feuerwehren oder Einsatzfahrzeuge nicht ohne weiteres privat zugelassen werden. Vor einer Zulassung muss also je nach Gusto des Prüfers die Sondersignalanlage abgebaut oder abgedeckt und das Fahrzeug umgeschlüsselt werden. Ganz abgesehen natürlich von der Herstellung des für eine erfolgreiche Hauptuntersuchung erforderlichen technischen Zustands.

Aber vielleicht stören euch auch die langen Doppelkabinen in blassrot und Zwillingsreifen gar nicht. Optik, Farbe und Einzelbereifung sind sowieso überbewertet. Wer so losfahren will und alles selber macht, braucht nicht viel mehr als die Basis. Kofferaufbau ausgeräumt, Matratze rein und fertig ist das Expeditionsmobil.

Jedoch ohne Stehhöhe. Ohne Angeberreifen. Ohne großes Aufsehen. Sondern dezent und billig. Und in diesem Ausbauzustand ist für einen ansonsten weitgehend originalen LKW mit Koffer auch eine H-Zulassung eher möglich als beim Umbau zum Wohnmobil.

Koffer / Shelter auf dem LKW nachrüsten

Da habt ihr nun eine Feuerwehr mit dem originalen Gerätekoffer. Auf Dauer nervt aber der fehlende Platz. So ein Basisexpeditionsmobil säuft Diesel wie ein großes, aber innen kann man nicht mal stehen. Also braucht ihr für einen etwas aufwändigeren Umbau zum Weltreisemobil noch einen Koffer oder Shelter. Natürlich kann man auch den bestehenden Koffer erhöhen. Dafür muss man aber Schweißen können.

Also werden gern ausgemusterte Zeppelin FM2 Shelter von der Bundeswehr benutzt. Günstige Shelter kosten 2022 ca. 4.000 Euro. Tendenz stark steigend. Die Bundeswehr Shelter gibt es auch in verschiedenen Größen. Der FM1 ist nochmal kleiner und es geht dann bis zum riesigen FM4, der fast sieben Meter Außenlänge hat.

Alternativen zum Zeppelin Shelter sind der LAK 2 der NVA oder der Geheimtipp „Russenkoffer“ – am besten von einem bulgarischen Schrottplatz. Die gibt es z. B. als KUNG-Koffer für den GAZ-66. Am billigsten jedoch sind gebrauchte Kühlkoffer. Diese Aufbauten kosten oft unter 1.000 Euro, sind allerdings auch mit Vorsicht zu genießen, denn nur für Kühlkoffer gilt die Ausnahmeregel, dass sie auch 2,60 m breit sein dürfen.

Bevor der Koffer jedoch montiert werden kann, braucht ihr immer einen Zwischenrahmen (z. B. mit Federlagerung) mit Kosten von ca. 3.000 Euro. Selbstbau ist natürlich billiger, aber Schweißen kann nicht jeder. Dazu noch Unterfahrschutz, Zulassung und Kleinteile für nochmal 2.000 Euro.

Jetzt habt ihr zwar einen Koffer drauf und könnt hinten stehen. Aber im Koffer liegt immer noch nur eine Matratze. Also noch ein bisschen Holzbau, ein paar gebrauchte Fenster und ein paar Wasserkanister einbauen. Und schon kann man mit Kosten von vielleicht 10.000 € mit seinem eigenen Allrad – LKW auf Weltreise starten.

Doch vergesst nicht, 2.000 Euro (zumindest gedanklich) ins Handschuhfach zu legen für irgendwelche Reparaturen am Allrad LKW, die sowieso erforderlich werden. Wenn das Geld nach 5 Jahren immer noch unangetastet im Handschuhfach der Ex-Feuerwehr liegt, hat man einen guten LKW als Wohnmobil – Basisfahrzeug erwischt und kann sich von den gesparten Kosten einen Satz größerer Räder für die Einzelbereifung kaufen. Wenn man Pech mit seinem Allrad – Wohnmobil hat, muss man die Kasse eher nachfüllen.

Was kostet ein einfacher Wohnmobilausbau?

Wenn man aber einen halbwegs wohnlichen Ausbau haben möchte, kostet schon „das bisschen Holzbau“ schnell mal 2.000 Euro. Schließlich wollen Schrauben, Leim, Scharniere, Farbe und auch das Holz bezahlt werden. Teuer sind vor allem die Wünsche nach Komfort wie zuhause: Wer unbedingt einen Kühlschrank, eine schöne Druckwasserpumpe, eine Spüle, einen Herd, eine Stromversorgung und unbedingt auch eine warme Dusche haben muss, gibt allein für die wichtigsten Teile schnell 10.000 Euro aus. Selbst unter Einbeziehung von Schnäppchen und Gebrauchtteilen.

Und wenn ihr nun loszieht und Katalogpreise raussucht, dann rechnet nicht nur mit Wassertank, Pumpe und Spüle, sondern auch mit einigem Aufwand für die ganzen Kleinteile. Denn ihr werdet noch viel mehr als einen Tank brauchen, bis das erste Wasser fließt: Wassereinfüllöffnung und Befüllschlauch. Wassertank und Entlüftungsleitung. Schraubtüllen, Druckschläuche und Schlauchschellen. Kugelhähne. Wasservorfilter. Eine Pumpe mit Stromanschluss, Sicherung und Hauptschalter incl. 6 mm²-Kabeln, Aderendhülsen und Verbindern. Abzweige und Wasserhähne. Ablaufgarnituren und Syphons. Abwasserleitung, Abwassertank und Ablassventile.

So, und jetzt könnt ihr euch z. B. mal den Preis für ein simples Ablassventil anschauen und auf die Kosten für ein Expeditionsmobil hochrechnen. Ohnehin aber sollte bei den Kosten für ein Expeditionsmobil im Selbstausbau besser das Doppelte der Wunschvorstellung einbudgetiert sein. Ebenso bei der Zeitplanung.

Kosten für einen hochwertigen Selbstausbau

Wenn ihr sehen wollt, wie man ein Wohnmobil ganz allein hochwertig selbst ausbaut und dazu wissen wollt, was die einzelnen Komponenten wirklich kosten, lohnt sich eine Investition in das Buch „Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren“ von Ulrich Dolde. Uli hat sich selbst einen MB 914 aufgebaut und jeden einzelnen Arbeitsschritt, die dahinter stehenden Überlegungen, Bezugsquellen, Arbeitsstunden und Kosten lehrreich, unterhaltsam und genau dokumentiert.

Ulrich Dolde, S. 497: Kosten für den Selbstausbau eines Expeditionsmobils

U. Dolde, S. 497: Kosten des Expeditionsmobils

Ich habe noch keine vergleichbare Dokumentation der Ausbaukosten in dieser Detailschärfe gesehen. Nun kann ich die Zahlen hier nicht komplett übernehmen. Aber ich denke, dass Ulrich Dolde mir den kleinen Auszug aus Seite 497 nachsehen wird. Die knapp 70 € für das Buch sind jedenfalls gut angelegtes Geld. Ganz egal, ob ihr Euch ein Expeditionsmobil selbst aufbauen, ein gebrauchtes Fahrzeug beurteilen oder ein neues Expeditionsmobil planen wollt.

Und dies vor allem deswegen, weil man endlich einmal auch die vielen kleinen Dinge sieht, an die man bei der Suche nach einem Expeditionsmobil nie denkt. Und die auch auf keiner Webseite stehen. Zumindest nicht in dieser Systematik.

Allerdings sollte man bei der Preisliste und den Preisangaben von Uli Dolde aufgrund der Inflation das Doppelte einsetzen. Denn der Ausbau und die Erfahrungen von Uli Dolde sind bestimmt 10 Jahre alt. Selbst mein Buch ist schon von 2017.

Kosten für ein Expeditionsmobil: Markt im Blick behalten

Wenn man das Fahrzeug in einer LKW-Werkstatt aufbereiten sowie professionell und hochwertig ausbauen lässt, entstehen natürlich insgesamt ziemlich hohe Kosten für den Traum vom Allrad – Wohnmobil: Gebrauchte Expeditionsmobile werden immer mal wieder für 150 – 250.000 € verkauft.

Jedoch sollte jeder Selbstausbauer bei der Wahl der Basis und den Kosten für ein Expeditionsmobil immer das Marktpreisniveau im Blick behalten: Es macht wenig Sinn, einen professionellen Ausbau für vielleicht 100.000 € auf „billige“ Fahrgestelle wie alte Mercedes Kurzhauber, Magirus-Deutz 170D11 oder gar IFA W50 zu setzen.

Umgekehrt wäre es wohl kaum marktgerecht, einen neuen MAN mit einem alten Russenkoffer zu verunstalten. Am besten noch mit Sperrholzausbau und Portapotti. Solche Kombinationen sind fast unverkäuflich. Und wenn, dann nur zu einem Bruchteil der Investitionssumme.

Aufbau und Ausbau sollten also immer zum Fahrgestell passen. Schließlich bestimmen Käufer den Gesamtwert eines Expeditionsmobils offenbar ganz maßgeblich über das Fahrgestell. Natürlich muss der Ausbau auch stimmen. Aber der Käufer eines gebrauchten Magirus-Deutz von 1974 hat da sicherlich eine andere Erwartungshaltung als jemand, der sich für einen fix und fertigen, neuwertigen MAN TGS interessiert.

Die Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil werden vor allem durch den Ausbau bestimmt

Die Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil werden vor allem durch den Ausbau bestimmt

Die Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil sind nicht alles

Und bei den hohen Investitionssummen für hochwertige Wohnmobilausbauten kommt es dann kaum noch darauf an, ob das neu oder gebraucht gekaufte LKW-Fahrgestell 10.000 Euro mehr oder weniger gekostet hat. Wer also hochwertig ausbauen will, sollte auch zu einem hochwertigen Allrad-LKW-Fahrgestell greifen.

Denn man weiß nie, ob sich nicht doch (wie bei uns) Planänderungen ergeben, die zu einem Verkauf des gebrauchten Expeditionsmobils führen. Und dann ist es schon ganz gut, wenn der Ausbau ein bisschen schick und das „richtige“ Markenzeichen auf dem Kühlergrill ist.

Doch denkt bei allen Kostenkalkulationen daran: Die Kosten für den Umbau zum Expeditionsmobil werden nicht nur durch den Kaufpreis, sondern auch durch den Aufwand für Unterhaltung und Betrieb bestimmt. Neben Steuern und Versicherung sind es vor allem die Kosten für Diesel (und Reifen und TÜV-Gebühren und Reparaturen und Extrawünsche und Maut und Stellplatz und Werkzeuge und und und), die strudelmäßig im Portmonee wüten. Und diesen Kosten ist es vollkommen egal, ob das Basisfahrzeug für das Expeditionsmobil beim Kauf 2.000, 20.000 oder 200.000 € gekostet hat.

Doch letztlich hängen die Kosten für das Fahrgestell auch von den Anforderungen an ein Offroad-Wohnmobil ab.

Weiterführende Informationen zu den Kosten für ein Expeditionsfahrzeug

Ich kenne kein Buch, das so detailliert auch die Kosten beim Bau eines Expeditionsfahrzeugs aufstellt. Ulli ist hier ein krasses Vorbild. Sowohl was die handwerkliche Ausführung des selbst gebauten Expeditionsmobils angeht. Als auch hinsichtlich der Dokumentation der Arbeitsschritte und Kosten. Mittlerweile gibt es sogar eine englische Version des Standardwerks für Selbstausbauer.

  • Ulrich Dolde, Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren: Klick
  • Es gibt sicherlich auch billigere Bücher. Aber die kenne ich nicht. Ich war mit dem Standardwerk vollkommen zufrieden.
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18 Antworten

  1. Manfred sagt:

    Wir wollen uns in naher Zukunft auch ein Expeditionsmobil aufbauen und finden hier auf der Seite viele schöne Anregungen. Danke dafür und viele Grüße an die Großfamilie.

    Manfred

  2. Yvonne sagt:

    Hallo, wir möchten einen alten Mercedes Kastenwagen (Bully) umbauen, mein Mann ist KFZ Mechaniker, kann schweißen und ist auch sonst Handwerklich sehr geschickt, nun Interessiert mich aber, wie hoch die kosten sind, wenn man dem Fahrzeug Allrad unterklatschen will ? Selber machen oder machen lassen ?
    Gibt es da Adressen in Deutschland, die das machen ?
    Gruß Yvonne

  3. Tom sagt:

    Tja, Bullis gibt es von Mercedes keine. Die sind von VW. Müsste man also wissen, was ihr umbauen wollt. Bremer, Düdo oder Vario? Der Umbau geht prinzipiell bei allen dreien. Braucht halt ein Spenderfahrzeug und vielleicht 1-2 Wochen Arbeit. Ich würde aber erstmal fahren. Die Kastenwagen sind auch ohne Allrad sehr geländegängig. Höherlegung und Differentialsperre reichen völlig. Ich baue ja auch nicht mehr auf Allrad um.

  4. DIE REPORTAGE sagt:

    Liebe Ausbauer, für eine Doku-Reihe im NDR Fernsehen suchen wir Schrauber, Bastler und Tüftler, die sich den Traum von einem „individuellen“ Wohnmobil erfüllen wollen. Je ausgefallener die Ideen, desto besser!
    Da wir gerne auch den Umbau mit der Kamera begleiten würden, wäre es super, wenn ihr gerade erst in den Startlöchern steht und das Gefährt vielleicht noch gar nicht bzw. gerade erst gekauft habt.
    Wenn ihr Euch angesprochen fühlt und aus Norddeutschland kommt, meldet euch gerne bei uns (diereportage@ndr.de). Vielen Dank!

  5. Manu sagt:

    Könnte mit einem Mercedes 611D dienen. Ehemaliger Werkstattwagen, schon gekauft aber noch nichts dran gemacht. Ist momentan untergestellt, sobald ich meinen lkw führerschein habe gehts los (in ca 1 Monat). Nur leider nicht Norddeutschland, eher ziemlich im Süden 😛

  6. DIE REPORTAGE sagt:

    Schade! Falls noch jemand in Norddeutschland kurz vor Ausbaubeginn ist: wir suchen nach wie vor Protagonisten für unsere Reportage!

  7. BigBalu sagt:

    Hi, wir sind dabei; haben gerade einen Bucher Duro II 6X6 gekauft, den wir umbauen. Warum sollten wir uns (73 und 76 Jahre alt) nicht von der Kamera begleiten lassen, bis wir zum Jahresende wieder nach Mittel- und Südamerika aufbrechen ?
    BigBalu

  8. Klaus sagt:

    Wie breit über Kotflügel gemessen sind Dein 1124 und Dein 711?
    Und wie breit sind die Kabinen der beiden über die Türen gemessen?

  9. Klaus sagt:

    Ja, stimmt, 1,85 m hat der Vario innen.
    In Deinem Bericht über den Innenausbau des 1124 hast Du für die Breite der Bank in der Fahrerkabine 2 m angegeben.

    D. h., die Fahrerkabine des Vario ist ca. 150 mm schmäler als die des 1124/917 und über die Kotflügel sind es nochmal ca. 100 mm pro Seite.

    Dafür ist der Vario mind. 500 mm länger bei ca. 300 mm kürzerer Wohnkabine.

    • Tom sagt:

      Nein, das sind im LK keine zwei Meter. Ich habe im Beitrag über die Doppelkabine auch nur versucht, das Raumgefühl in der kurzen Doka zu beschreiben und von einem „Raum von fast 2 x 2 m“ geschrieben. Wie schon gesagt, ich kann nicht mehr nachmessen. Aber ich denke, dass die Kabinen von Vario und LK gleich breit sind. Der Koffer auf dem LK Expeditionsmobil ist natürlich breiter.

      Aber vielleicht hat jemand hier aktuell einen Mercedes LK und kann die Breite der Fahrerkabine mal nachmessen. Am besten wäre wahrscheinlich auf Höhe Armaturenbrett zwischen den Dreiecksfenstern. Muss auch kein Expeditionsmobil sein. Ein ganz normaler Mercedes LKW reicht vollkommen aus fürs Nachmessen der Kabinenbreite.

      • Tom sagt:

        Der Mercedes LK (MB 1124, LN2) und der flache T2/LN1 (MB 814) haben dieselbe Windschutzscheibe mit derselben Teilenummer verbaut: LK: A6736710110 = A6736710110 (T2N flach). LN1 und LN2 sind damit definitiv gleich breit.

        Mein MB 711 ist als hoher Fensterbus innen aber wesentlich höher als der Mercedes LK. Das ist leicht zu erkennen an dem feststehenden Querfenster oben in der Tür. Dazu kommt das Hochdach. Innen ist der Fensterbus bestimmt 50 cm höher als ein normaler Mercedes LK. Also Stehhöhe vom Lenkrad bis zur Hecktür. Und nicht dieses Rumgekrieche über den Motortunnel.

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