Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug: Erfahrungen und neue Ideen

Was würde ich anders machen, wenn ich heute noch mal die Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug selber bauen oder planen müsste? Meine Fehler, Erfahrungen und neuen Ideen.

MB 1124 AF: Die Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug würde ich heute anders konzipieren

MB 1124 AF: Die Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug würde ich heute anders konzipieren

Platzbedarf für die Elektroanlage berücksichtigen

Was ich völlig unterschätzt habe, ist der Platzbedarf für die Elektroanlage. Also nicht nur für die Batterien, sondern vor allem auch für die ganzen Wandler, Ladegeräte, Booster und Wasweißichnoch. Da hatte ich mich beim Ausbau des Expeditionsmobils im Detail zu wenig darum gekümmert.

Ich hatte in meinem Plan eben nur Ort und Spannung der Stromversorgung eingezeichnet. Und im Übrigen alles einbauen lassen, was ging und üblich war: USB-Steckdosen. 12-V-Steckdosen. Ein 230-V-Netz. Doch es ist schon beachtlich, was alleine die fetten Anschlussleitungen und Sicherungskästen für Platz wegnehmen. Tja, ich dachte, das bringt man in einem kleinen Schränkchen unter. Aus dem kleinen Schränkchen ist dann aber ein beachtlicher Schrank geworden.

Platzbedarf für die Elektroanlage im Expeditionsmobil

Platzbedarf für die Elektroanlage im Expeditionsmobil

Zugänglichkeit der Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug verbessern

Und so ist man kaum noch an irgendwas herangekommen. Wenn an der Elektroanlage mal was kaputt geht, baut man den ganzen schönen Schrank auseinander. Das würde ich jetzt anders machen (oder machen lassen). Also nicht mehr so in die Tiefe bauen. Vielleicht von einer Wand 10 cm opfern und dort in voller Breite hinter einer Vorwand hübsch geordnet die Elektrik verstecken. Vielleicht auch nur von außen zugänglich. Zumal man die Anlage so auch besser kühlen könnte. Zuführung zu den Verbrauchern dann per Kabelkanälen.

Oder wie wäre es mit Verzicht? Braucht es denn wirklich den 2000-Watt-Inverter? Eine einfache Elektroanlage spart nicht nur Platz und Gewicht, sondern auch eine Menge Geld. Und ist wesentlich wartungsfreundlicher. Stellt euch mal vor, ihr müsst in 10 Jahren aus diesem Elektroschrank mal ein defektes Gerät wechseln.

Elektroanlage im Expeditionsmobil, Installation

Elektroanlage im Expeditionsmobil, Installation

12V oder 24V für die Stromversorgung im Koffer und im LKW?

Die meisten Campinggeräte gibt es problemlos in 12 V Gleichspannung. Das ist toll, wenn das Basisfahrzeug auch eine 12 V Bordspannung hat. In unserem Minicamper zum Beispiel. LKW’s jedoch haben fast immer 24 V Bordspannung. Da stellt sich die Frage nach der richtigen Spannung für den Aufbau. Sollte die Stromversorgung auf 12 V oder 24 V basieren?

Im Mercedes 1124 hatte ich mich für die Stromversorgung im Koffer des Expeditionsmobils noch für 12 Volt entschieden. Schließlich gab es Kühlschrank und Backofen nur in 12 Volt. Mittlerweile halte ich es aber für sinnvoller, die Elektroanlage im LKW-Aufbau an die Fahrzeugspannung anzupassen. Klar macht es bisschen mehr Arbeit, nach 24-Volt-Geräten zu suchen. Und klar sind 24-V-Geräte meistens teurer bis nicht verfügbar. Aber eine einheitliche Spannung im Wohnmobil hat auch Vorteile: Weniger Wandler, weniger Stromverluste, weniger Komplexität. Jedenfalls war mir die Komplexität der perfekten Elektroanlage im Mercedes 1124 ein Graus.

Und so decke ich den Strombedarf für die Einbaugeräte im Mercedes 711 über die 24-V-Aufbaubatterien. Problematisch sind eigentlich nur Gasbackofen und Absorberkühlschrank, die ich beide schon im Mercedes 1124 verbaut hatte. Doch für den Ausbau des Mercedes 711 habe ich mir die Sache genauer angeschaut: Die Kühlfunktion über 12 V ist im Absorberkühlschrank sowieso ein Witz. Und so können die beiden Gasküchengeräte auch komplett ohne Strom laufen. Dann geht halt nur die elektronische Zündung am Backofen und das Licht im Kühlschrank nicht. Das ist mir nun wirklich egal. Und so ist unsere Küche im MB 711 stromlos.

Die meisten LKW haben eine Bordspannung von 24 V. Die meisten Campinggeräte jedoch werden mit 12 V betrieben.  Also hatte ich mich entschieden, den Koffer komplett in 12 V zu betreiben. Das würde ich heute anders machen und habe es beim MB 711 auch anders gemacht. Letztlich sind es ja doch nur die beiden Zündautomaten im Backofen sowie im Absorberkühlschrank, die 12 V brauchen. Und das ist so wenig Strom, dass dies über einen kleinen Wandler gut zu realisieren ist. Die Möglichkeit, den Absorberkühlschrank elektrisch mit 12 V zu kühlen, ist überbewertet. Der Kühlschrank läuft einfach komplett auf Gas. Also braucht man 12 V gar nicht erst anschließen.

Macht ein 230-V-Bordnetz Sinn?

Klar, eine autarke 230-Volt-Stromversorgung gehört für Dauerurlauber oder digitale Nomaden dazu. Die sind schließlich im Wohnmobil zu Hause und wollen es wohl auch hier meistens wie zu Hause haben. Und so gibt es für Dauerbewohner eines Wohnmobils natürlich zahlreiche Anwendungen für 230 Volt:

  • Küchenmixer
  • Kühlschrank
  • Haarfön
  • Laptop
  • Staubsauger
  • Akkuschrauber
  • Schweißgerät

Anders bei uns Teilzeiturlaubern. Mittlerweile kann ich die meisten Geräte doch über den USB-Anschluss laden. Trotzdem habe ich im Mercedes 1124 natürlich ein 230-V-Bordnetz einbauen lassen. Klar, das macht man so. Und auch im Mercedes 711 habe ich einen Wandler für 230 Volt. Der hängt an der 24-Volt-Aufbaubatterie. Selbst im Vito hatten wir schon eine 230-Volt-Stromversorgung. Das ist halt ein einfacher Wandler mit 230-V-Steckdose in Batterienähe.

Vorteil eines kompakten Wandlers ohne 230-V-Bordnetz ist der einfache Aufbau: Aufbaubatterie, Sicherung, dicke Kabel. Fertig. Nachteile sind die Belastung der Aufbaubatterien und der fehlende Komfort nur einer Steckdose. Da habe ich halt bei uns im Einstieg eine Steckdose. Na toll. Noch nie benutzt. Wenn, dann brauche ich einen Mixer hinten in der Küche. Den Fön im Bad. Den Laptop am Tisch.

Die Alternative zum einfachen Wandler wäre, ein ganzes 230-Volt-Netz im Camper zu verlegen. Denn 230 Volt hat schon den Vorteil der großen Flexibilität. Quasi jedes Haushaltsgerät und auch jedes akkubetriebene Gerät kann man irgendwie über die 230-Volt-Steckdose betreiben oder laden. Allerdings macht es eigentlich keinen Sinn, Strom von 24 Volt Gleichstrom auf 230 Volt Wechselstrom zu transformieren, um dann z.B. die Akkuflex mit 18 Volt Gleichstrom zu laden. Dazu kommen für ein richtiges 230-V-Bordnetz zusätzlich zum normalen Bordnetz viele Kabel, viel Installationsaufwand durch separate Leitungsführung, viele Verluste. Das macht nur Sinn, wenn man dauerhaft im Wohnmobil wohnt und eine Menge 230-Volt-Geräte betreibt.

Am besten wären unterschiedliche, für die jeweiligen Geräte angepasste Wandler. Aber davon bräuchte ich dann auch eine ganze Menge. Das Problem der Wandler sind auch deren Stromverluste. Je größer der Wandler ist, umso größer ist auch der Stromverlust. Wenn ich also einen 3000-W-Wandler betreibe, verliere ich bei einem guten Gerät grob gerechnet 300 W. Da wird das Laden des Handys über Nacht an der 230-V-Steckdose im Camper teuer. Deswegen sollte man bei einer wandlergestützten 230-V-Versorgung im Camper auch verschiedene Wandler mit verschiedenen Leistungsklassen verbauen. Vor allem separate USB Steckdosen in 5 V.

Elektroanlage im Expeditionsmobil, 230 V und 12 V Steckdose

Elektroanlage im Expeditionsmobil, 230 V und 12 V Steckdose

Kochen und Kühlen mit Strom oder Gas?

Anders sieht es natürlich aus, wenn das Expeditionsfahrzeug generell außerhalb von Europa unterwegs ist. Wegen der dann problematischen Gasversorgung  ist eine Umstellung auf komplett elektrischen Betrieb auch der Küche sinnvoll. Bis jetzt hat mich ein Kompressorkühlschrank jedoch wegen der Geräuschkulisse abgeschreckt. Denn wenn ich etwas noch mehr verabscheue als Ruheströme, dann sind es irgendwelche permanenten Brumm-, Summ- oder Piepsgeräusche.

Und mit einer vollelektrischen Küche braucht es natürlich ordentliche Kraftwerkstechnik an Bord. Aber davon verstehe ich nichts. Noch nicht. Der MB 1124 AF hatte (und brauchte) keine Solaranlage.

Muss das Mäusekino wirklich sein?

Klar ist es nett, wenn man auf Knopfdruck sämtliche Informationen über alle Tanks und Füllstände abrufen kann. Kleine Jungs auf dem Arm finden sowas ganz toll. Aber mal ehrlich, wozu braucht man die ganzen Anzeigen eigentlich wirklich? Alles ganz nett, aber überflüssig. Und was ist in 10 Jahren? Gibt es die Instrumente dann noch als Ersatzteil?

Viel eleganter wäre es doch, diese Informationen analog abzurufen. Also den Füllstand in transparenten Tanks zu sehen. Oder mal in die Revisionsöffnung der Tanks zu schauen. Zumal ich die 3 Tanks der Wasseranlage sowieso einzeln freischalte. Insofern würde ich beim nächsten Expeditionsfahrzeug auf diesen ganzen Firlefanz aus Sensoren und Anzeigeinstrumenten gern verzichten. Aber das finde vielleicht nur ich so.

Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug - Infopanel Dometic

Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug – Infopanel Dometic

Ruhestrom vermeiden

Aber was mich wirklich genervt hat, war der Ruhestrom. Gerade wenn das Expeditionsfahrzeug zwar so heißt, aber nicht wirklich dafür eingesetzt wird, sondern meistens herumsteht. Wie es halt bei werktätigen LKW-Fans meistens sein wird. Da kommt man dann nach 8 Wochen wieder zum Fahrzeug und die Batterien sind leer. Und Solarertrag hat man halt in der Halle relativ wenig. Klar kann man eine Erhaltungsladung anschließen. Aber irgendwie ist das nicht der Sinn der Sache. Landstrom – was soll das denn sein, bitte? Nie benutzt.

Vergesst also den Hauptschalter nicht. Das Problem ist nur, dass dann wieder alle Einstellungen futsch sind.

Vorbild sind einfache, robuste Elektroanlagen auf Segelyachten

Sieht man sich dagegen Verkaufsanzeigen diverser Expeditionsfahrzeuge an, darf ein angeberisches Foto der hochkomplexen Steuereinheit nicht fehlen. Die Elektroanlage im Expeditionsfahrzeug wird dadurch aber nicht besser. Nur stromhungriger. Die Segelyachten sind da wesentlich weiter. Robust, sicher und zuverlässig. So sollte das auch im Landschiff sein.

  • Super ist eine Yachtschalttafel mit 6 einzeln abgesicherten und schaltbaren Stromkreisen. Hab davon 2 Stück im MB 711 verbaut. Mehr braucht es nicht: Klick
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4 Antworten

  1. Hans sagt:

    Ich denk‘ da etwas anders. Die Ganzen zusätzlichen Anzeigetafeln und mech. Schalter stören mich auch. Jedoch hätte ich das alles lieber nur in Digital auf dem Smartphone/Tablet/Laptop.
    Was die Womo-Ausstatter als Gadget verkaufen hätte ich lieber als einzige Lösung. Die notwendige Elektronik unsichtbar verbaut und den Zugriff über ein beliebig wechselbar positioniertes Display.

    • Tom sagt:

      Na klar, wenn alles funktioniert, ist das die allerbeste Lösung. Elegant und multifunktional. Aber wehe, ein Bauteil fällt mal aus. Oder man vergisst den WLAN Schlüssel. Oder verliert das Handy. Ich möchte diese Technik nicht im LKW haben. Wenn sie dir aber gefällt, dann schau mal bei Bliss nach.

  2. Ulf sagt:

    Guten Abend,

    kann mir jemand sagen, wie die genaue Bezeichnung der Bedienpanele von Dometic lautet?

    • Tom sagt:

      Den genauen Namen von dem verbauten Bedienpanel kenne ich leider auch nicht mehr. Kann ja mal am Wochenende in meinen alten Unterlagen suchen.

      Neuerdings gibt es aber Bedieneinheiten mit Touchscreen. Such mal nach DOMETIC MCS-CTRL.

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