Dolomitenbiwak 2: Mit 2 kleinen Jungs im Schnee über die Peitlerscharte

Nachdem mein Zweiter nun wenigstens 5 Jahre alt war, habe ich mich erstmals getraut, die Dolomitentour ohne Kindertransportmöglichkeit anzugehen und die Runde über die Peitlerscharte zu wagen.

17.10.2006: Nachtzug nach München und im Morgengrauen bis Brixen

Ach war das schön: Abends in den Zug einsteigen. Ganz entspannt das eigene Abteil beziehen. Die Jungs ins Bett legen. Und dann im Schlaf durch die Nacht fahren. Und da ich auch den sperrigen Anhänger zu Hause gelassen hatte, musste ich mich um nichts weiter kümmern. Ein Traum.

18.10.2006: Im Morgengrauen über den Brenner nach Brixen und Biwak an der Schatzerhütte

Am Morgen dann Ankunft in München, Frühstück im Zug und überwechseln in den Eurocity nach Brixen. natürlich nicht, ohne noch die großen Brezeln zu kaufen. Auch die Zugfahrt nach Brixen war ohne den Dolphin viel entspannter. Ich finde es immer sehr schön, wenn man im Zug sitzt und die Landschaft zieht vorbei. Gerade am erwachenden Morgen. Ankunft in Brixen gegen 11:00 Uhr. Perfekt.

Anreise mit dem Nachtzug ins Dolomitenbiwak

Anreise mit dem Nachtzug ins Dolomitenbiwak

Allerdings war durch den fehlenden Kinderanhänger mein Rucksack mit ca. 35 kg so schwer, dass beim Aussteigen aus dem Zug das Tragesystem auseinander gerissen ist. Zum Glück konnten wir einen Schuster in Brixen finden, der den Trageriemen wieder angenäht hat. [Kleine Anmerkung: Da der Rucksack für mich einen gewissen ideellen Wert hat, war ich anschließend bei Globetrotter, um ein neues Tragesystem zu kaufen. Da für den Rucksack jedoch kein Zubehör mehr lieferbar war, hat Globetrotter das Uralt-System repariert und nicht einmal etwas verlangt. Das nenne ich Kundenservice.]

Nach der Reparatur sind wir noch mit dem Bus bis zum Palmschoss unterhalb der Plose gefahren und dann Richtung Enzianhütte gestartet. Zu meinem Entsetzen hat sich mein Jüngster mit seinen gerade so 5 Jahren nach den ersten 50 Höhenmetern hingesetzt und erklärt, dass er jetzt nicht mehr weiterlaufen kann. Nachdem er sich eine Weile ausgeruht und ein paar Gummibärchen gegessen hatte, ist er jedoch anstandslos den ganzen Gamperwiesenweg bis zur Schatzerhütte weiter gelaufen, wo wir genau pünktlich zum Abendbrot eintrafen.

Blick zur Peitlerscharte

Blick zur Peitlerscharte

Die Jungs hatten natürlich Riesenhunger, so dass ich 3 volle Portionen Kaiserschmarrn bestellt habe. Der Kaiserschmarrn hat auch wirklich lecker geschmeckt, die Portionen waren aber so groß, dass ich letztlich froh war, meinen eigenen Teller zu schaffen. Die Jungs aßen also ein klein bisschen und waren dann wieder fit. Wir genossen noch ein wenig die Sonne auf der Terrasse der Schatzerhütte und liefen dann noch ein Stück, um einen geeigneten Biwakplatz zu suchen.

19.10.2006: Aufstieg zur Peitlerscharte

Obwohl wir es in den Winterschlafsäcken gemütlich warm hatten, war das Außenzelt am Morgen steif gefroren. Das einzige Problem an einem kalten Morgen ist nur die Wartezeit der Jungs zwischen Aufstehen, Anziehen und Losgehen, weil ich ja erst die Isomatten zusammenrollen, die Schlafsäcke einpacken und das Zelt abbauen muss. Zwar übernehmen die Kinder gern bestimmte Aufgaben, das reicht aber nicht, um sie warm zu halten. Also packe ich lieber alles selber zusammen und lasse die Jungs in der Zwischenzeit auf den nächsten Hügel rennen, damit sie warm bleiben.

Frostbiwak mit Blick auf die typischen Dolomitenspitzen: Aferer Geisler

Frostbiwak mit Blick auf die typischen Dolomitenspitzen: Aferer Geisler

Aufstieg zur Peitlerscharte

Aufstieg zur Peitlerscharte

Da die nächste Hütte nicht weit war, haben wir auch nicht gefrühstückt, sondern sind so schnell wie möglich los gelaufen. Die Edelweißhütte liegt direkt an der Straße und hatte dadurch auch in diese Zeit geöffnet. In der warmen Gaststube konnten wir so ein schönes Frühstück einnehmen, auch wenn es danach schwer war, die Jungs wieder auf die Strecke zu bekommen. Zumal wir auf der Nordseite der Aferer Geisler zur Peitlerscharte aufstiegen und daher nicht so bald mit Sonne rechnen konnten.

Erst kurz vor dem Einstieg in die Peitlerscharte hatten wir dann ein paar Sonnenstrahlen. Aber trotz der Kälte haben sich die Jungs gefreut, als wir den ersten Schnee gesehen haben.

 

Aufstieg zur Peitlerscharte

Aufstieg zur Peitlerscharte

Oben auf der Peitlerscharte war die Freude über die Sonne dann besonders groß. Wir machten eine lange Pause und sahen lange den Alpendohlen zu. Diese Vögel sind für mich eindeutig der Beweis, dass Tiere auch Spaß haben können und nicht nur für Fressen, Fortpflanzung und Überleben da sind.

Auf der Peitlerscharte

Auf der Peitlerscharte

Auf dem Weg zur Schlüterhütte hüllte sich der Berg dann langsam wieder in Wolken und es begann leicht zu regnen.

Ausblick von der Peitlerscharte

Ausblick von der Peitlerscharte

Leider hatte die Hütte geschlossen – von oben sahen wir aber Licht auf der Gampenalm. Obwohl die Jungs kurz vorher noch ziemlich erschöpft waren, rannten sie fast den Berg hinunter und malten sich dabei aus, was sie zum Abendbrot bestellen würden – der Favorit war eindeutig Blauwal mit Sauce. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als die Gampenalm bei unserer Ankunft geschlossen war. Die Jungs drehten bestimmt 3 Runden um das Haus, fanden aber keine offene Tür. Da es zu spät war, um weiterzugehen, haben wir das Zelt direkt neben der Berghütte aufgebaut – vielleicht würden wir zumindest ein Frühstück bekommen.

Abstieg von der Peitlerscharte

Abstieg von der Peitlerscharte

20.10.2006: Abschied von Südtirol

Auch heute früh blieb die Hütte unbesetzt und wir mussten ohne Frühstück loslaufen.

Gampenalm am Morgen danach

Gampenalm am Morgen danach

Aber an der ersten Quelle machten wir Pause und kramten die letzten Vorräte zusammen. Da wir kein Brot mehr hatten, gab es nur noch pure Salami oder Nutella. Den Kindern hat es jedenfalls geschmeckt. Auf halbem Weg ins Tal kam uns dann auch das Auto des Hüttenwirtes entgegen, nun war es aber zu spät.

In der Hütte Sass Rigais bekamen wir dann ganz unerwartet doch noch etwas zu essen. Als wir so in der Hütte saßen und ich die Fahrpläne studierte, fiel mir die Möglichkeit auf, dass wir heute noch nach Hause kommen könnten, wenn wir die 4,5 km bis zur nächsten Bushaltestelle in einer knappen Stunde schaffen würden. Als ich das gesagt hatte, war vor allem der Jüngste Feuer und Flamme. Vergessen waren die Anstrengungen der letzten Tage und beide Jungs rannten fast die ganze Zeit durch den Wald nach St. Johann. Wenn wir ein bisschen zu langsam waren, dann war ich es, der mit dem 30-Kilo-Rucksack kaum hinterher kam. Wider Erwarten waren wir pünktlich am Bus und haben es tatsächlich mit dem letzten Zug bis zur Oma geschafft, wo wir kurz vor Mitternacht eintrafen.

Ausrüstung für das Wandern mit Kindern

In unseren mehr als 10 Jahren Dolomitenbiwak haben sich die folgenden Ausrüstungsteile von Anfang an besonders bewährt:

  • Zelt: Jack Wolfskin YELLOWSTONE II VENT (seit 2004 absolut wind- und wetterfest, stabil und geräumig): Klick
  • Wintermatten: Therm-a-Rest BaseCamp (dicker als die normalen Isomatten und damit besser gegen Bodenkälte): Klick
  • Kinderrucksack 30 Liter: Deuter Kinder Wanderrucksack Fox 30 (hat alle Details eines großen Rucksacks und ist auch nach dem 5 Kind noch wie neu): Klick
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