Marokko: 1.000 km Umweg und nur 40 Dirham in der Tasche

Die Nacht war mit angekündigten -8°C so kalt wie überhaupt noch nicht: Sogar mein Großer hat den Schlafsack voll zugezogen. Auch das Auto war nach wie vor voll vereist.

Vereistes Fahrgestell des MB 711 D

Vereistes Fahrgestell des MB 711 D

Wir warfen also am Morgen erst einmal die Dieselheizung an und frühstückten dann im Küchenabteil. Schließlich begaben wir uns mit einem schön vorgewärmten Motor auf die Straße nach Südwesten, um einen Übergang über den Atlas zu finden.

Palmenhain in Marokko, südlich des Atlas

Palmenhain in Marokko, südlich des Atlas

Wir fuhren dann auch fast die ganze Zeit am schneebedeckten, leuchtend weißen Atlas entlang.

Marokko, Straße der Kasbahs

Marokko, Straße der Kasbahs

Aber beide Pässe nach Norden (Tizi’n Tichka und Tizi’n Test) waren wie auch der Übergang bei Imilchil wegen der gestrigen Schneefälle gesperrt. Da wir nicht auf unbestimmte Zeit warten konnten, blieb uns also gar nichts anderes übrig, als insgesamt 1.000 km Umweg über Agadir zu fahren.

[Die Pässe waren nach anderen Reiseberichten erst um den 05.03.2016 herum wieder befahrbar.]

Die weißen, unüberwindlichen Berge des Atlas

Die weißen, unüberwindlichen Berge des Atlas

Unterwegs habe ich dann einmal ganz bewusst den Tank leergefahren, um ein Gefühl für die Tankanzeige zu bekommen und das real nutzbare Volumen der Doppeltankanlage meines schönen neuen 711ers zu ermitteln. Nach der improvisierten Kanisterbetankung mit einer Volvictülle und der Einspritzpumpenentlüftung fuhr ich an die nächste Tankstelle – und hatte nicht mehr genug Dirham. OK. Also Zahlen mit Kreditkarte, war ja Shell. Und funktioniert doch die einzige Karte nicht mehr! Au weia. Der Tank war also bei „nur“ 120 Litern immer noch nicht voll und der ganze Zick umsonst.

Füllstandstest der Doppeltankanlage am MB 711 D

Füllstandstest der Doppeltankanlage am MB 711 D

Das Geldproblem (wir hatten noch 40 DH / 4 €) würden wir also auf den nächsten 1000 km irgendwie lösen müssen. Notfalls verkaufen wir eben ein bisschen von der Ausrüstung. Aber noch hatten wir einen vollen Tank und konnten die Landschaft genießen. Zudem waren die 500 km bis Agadir mit dem 711er ziemlich schnell zu fahren, sodass wir schon nach 6 Stunden in Agadir waren, wo wir gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang eintrafen und erst einmal übers Meer dem Rest der Familie auf Teneriffa zuwinkten. Ich zog sogar in Erwägung, in Agadir am Hafen zu nächtigen und noch ein bisschen umherzuschlendern, was allerdings einen Proteststurm auslöste, da der Jüngere von beiden langsam Heimweh bekommt und der Ältere schon den Zusammenhang zwischen Liquidität und Amüsement kennt. Zudem sagte den Jungs das Touristenflair rund um das „Marine Heim“ so gar nicht zu.

Kein guter Stellplatz am Marineheim in Agadir

Kein guter Stellplatz am Marineheim in Agadir

Also fuhren wir unter navigatorisch perfekter Leitung im Dunkeln nun endlich wieder nach Norden, bis wir nach vielleicht 25 km einen Stellplatz oberhalb der tosenden See fanden.

Abendstimmung bei der Stellplatzsuche am Atlantik nördlich von Agadir

Abendstimmung bei der Stellplatzsuche am Atlantik nördlich von Agadir

Todraschlucht – Tinerhir – Boulmane de Dades – Quarzazate – Tazenakt – Taroudant – Inezgane – Agadir – Taghazoute (557 / 111.890 km)

Jetzt sind wir zwar am Atlantik. Aber Geld haben wir immer noch keins.  Also müssen wir morgen Ausrüstung verkaufen.

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