Rumänien – Ungarn – Österreich: Verhaftung bei der Einreise

Auch heute bin ich wieder beizeiten losgefahren. Durch den Regenvorhang sahen wir die hübschen rumänischen Mosaikhäuser im Banat, bevor unsere Stimmung durch wiederholte Geschwindigkeitskontrollen getrübt wurde. Ständig sollte ich irgendwelche Fantasiebeträge für irgendwelche Fantasiegeschwindigkeiten zahlen, die der Mercedes 407 D nie im Leben geschafft hätte. Ich konnte die Rumänen aber jedes Mal von meiner Unschuld beziehungsweise der Idiotie ihrer Ansinnen überzeugen.

Aber trotzdem kamen wir gut voran und standen schon bald am Grenzübergang nach Ungarn, allerdings am falschen. Die Ungarn wollten oder konnten nur LKWs passieren lassen, bei den Rumänen waren wir da aber schon durch und kamen auch ohne neues Visum nicht wieder herein. Also musste ich die Zollformalitäten für einen leeren Lkw erledigen (incl. Wiegen: 3350 kg) und konnte mit allerlei Papieren schließlich das Land durchfahren. Auf der Strecke von Szeged nach Budapest herrschte durchweg starker Gegenwind, der unser Durchschnittstempo bei den lausigen 65 PS ganz schön drückte. Ansonsten war schönes Wetter.

Alte osteuropäische Tankstelle

Alte osteuropäische Tankstelle

An der österreichischen Grenze gab es die bisher schwersten Grenzzwischenfälle, sogar mit Verhaftung: Zuerst habe ich mich mit dem Wohn-Düdo dummerweise in die LKW-Schlange eingereiht, um meine Transitpapiere ordnungsgemäß loszuwerden. Die LKW-Fahrer, die dort scheinbar tagelang warten mussten, haben uns aber sehr freundlich aufgenommen und direkt bis an die erste Stelle vor dem Zoll vorgewunken. Die haben aber nur gelacht, dass ich mit einem Wohnmobil an der LKW kann sie stehe.

Nachdem ich dort also abgewiesen wurde, bin ich auf Schleichwegen durch den unbesetzten KFOR-Übergang wieder nach Ungarn zurückgewechselt und über eine Wiese an den Pkw-Übergang herangefahren. Da aber gab es aber einen überaus dienstbeflissenen Beamten, der die Aktion wohl gesehen haben musste und der natürlich ganz besonders gründlich war.

Noch vor der eigentlichen Zollkontrolle musste ich Strafe bezahlen für ein defektes Standlicht, das verdreckte Nummernschild und einen abgefahrenen Reifen, den ich zudem gleich an Ort und Stelle wechseln sollte. Als ich ihm aber zur Bezahlung die gestern vom bulgarischen Zoll als Wechselgeld erhaltenen DM-Lappen anbot, drehte er vollkommen durch und verhaftete mich wegen der Verwendung von Falschgeld.

Dies hatte mit Logik nichts mehr zu tun, denn wer bezahlt schon eine amtlich protokollierte Strafe mit Falschgeld? Natürlich sahen die Scheine aus wie Klopapier, aber so sieht jeder DM-Schein in Südosteuropa aus, da diese Zweitwährung aufgrund des wenig Vertrauen erweckenden Bankensystems ausschließlich in gummiverschnürten, mehr oder weniger großen Bündeln in Hosentaschen verwahrt wird.

Während ich also versucht habe, ruhig zu bleiben und auf sachliche Argumente zu setzen, hat meine Geliebte den Laden so aufgemischt, dass sich die Österreicher mit meiner Verhaftung plötzlich gar nicht mehr so sicher waren. Und als die Scheine unter der UV-Lampe sogar leuchteten, ließ man mich dann doch wieder frei. Die Entschuldigung war möglicherweise sogar ehrlich gemeint.

Weil ich beim anschließenden Radwechsel dann noch einen Stehbolzen am MB 407 D abriss, überwog das Mitleid und man ließ mich mit der Aufforderung ziehen, das Land schnellstens wieder zu verlassen. Wir fuhren also im weiteren unbehelligt bis hinter Wien an eine Tankstelle, wo ich unruhigen Schlafes den Entschluss fasste, in diesem gefährlichen Land mit seinen unberechenbaren Gesetzeshütern das abgefahrene Rad mit dem abgerissenen Stehbolzen am nächsten Tag lieber doch noch irgendwie zu wechseln – mir würde schon was einfallen.

Baile Herculane – Timisoara – Arad – Malev – Budapest – Györ – Wien

[Morgen muss ich dann das Problem mit meinen Radbolzen lösen.]

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