Tschechien: Wieder im Misthaus – der Kreis schließt sich nach 5.558 km

Das letzte Potraviny – Frühstück mundet natürlich ganz anders. Trotz der genießerischen Atmosphäre blieben wir aber in unserer Normzeit von anderthalb Stunden, weil an den Fahrrädern nichts zu reparieren war. Danach fuhren wir wie schon die letzten Tage durch herrliche, heimatliche Fichtenwälder. Dass man immer erst in die Ferne schweifen muss, um die eigentlich natürlichsten Dinge der Heimat schätzen zu lernen! Besonders freuten wir uns an den wunderschön roten Vogelbeeren, die die Nähe des Herbstes anzeigen. Zumindest vom Wetter her schien im Isergebirge ohnehin schon Herbst zu sein.

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Ungeachtet der herbstlichen Stimmung wollten wir in der Gaststätte Pyramida in Klein Iser (Jizerka) zwei große Eisbecher essen, auf die wir uns schon die halbe Tour gefreut hatten. Doch gerade heute war das Eis ausgegangen. Was für ein Pech! Brot hatten diese guten Leute ebenfalls keines, so dass wir noch einmal in ein Ferienheim betteln gehen mussten. Derartig ausgerüstet suchten wir bei Gustav Ginzel im Misthaus Unterkunft.

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Das alte Misthaus inmitten von Lupinen

Gustav hatte wieder einmal Stress mit den Behörden, die diesmal angeblich aufgrund der mangelnden Hygiene jedwede Übernachtung verboten hatten. Diesmal war es die „große Ansteckungsgefahr“(!), weshalb Gustav Ginzel schon seit Juli niemanden mehr aufnehmen durfte. Trotzdem stellt er das Misthaus allen Gästen bis 22:00 Uhr zur Verfügung – soviel Widerstand muss sein.

Im Misthaus haben wir übrigens auch Jens aus Galata wieder getroffen, der sein wegen der nicht lieferbaren 26-Zoll-Reifen irreparables Tourenrad vor Ort für immerhin 750 LOM verkauft hat und dann mit dem Zug zurückgefahren ist. Aber das war ja klar: Im Misthaus trifft man sie alle wieder – die Abenteurer der östlichen Welt.

Am späten Abend dann verzogen sich alle Gäste auf stockdunklen Wegen in irgendwelche Hütten, Ställe und andere Verstecke. Wir sind noch ganz gut bedient, da wir mit dem Zelt nicht auf solche Notunterkünfte angewiesen sind. Ungeachtet des strengen Verbots baute A das Zelt mit Ende der Dämmerung inmitten eines Waldstreifens nun wirklich zum letzten Mal auf. Nach dem Vortrag von Gustav, den er extra wegen uns (wir hatten sein Fahrrad repariert) über seine Sibirientour hielt, suchten wir dann unser Zelt. Ein schwarzes Zelt in stockdunkler Nacht zu finden, war jedoch gar nicht so einfach! Aber A hatte sich den „Weg“ in den Wald zum Glück gut eingeprägt, obwohl wir bei fast jedem Schritt in das hohe, nasse Gras gestürzt waren. Nach der Nacht auf dem Fogarasch wird dies ganz sicher die zweitkälteste Nacht werden. Nur gut, dass wir die Daunenmumien haben!

Sec – Prelovc – Novy Bydzov – Lomnice – Semily – Vyskov – Polubny – Klein Iser (Jizerka): 156 / 5.558 km

Morgen dann folgt die letzte Etappe unserer Radtour mit dem Höhepunkt der Serpentinenabfahrt aus dem Isergebirge.

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